Dass man der siebenmaligen Einzel- und 14-maligen Doppel-Grand-Slam-Siegerin Venus Williams auch mit 45 Jahren noch zutrauen durfte, ein Wörtchen im Tennis-Zirkus mitzureden, stand eigentlich außer Frage. Die Art und Weise, wie die US-Amerikanerin nun allerdings ihr Comeback auf der Tour gestaltete, war allerdings eine echte Ansage an die Konkurrenz - ein Dämpfer ließ nicht lange auf sich warten.
Am Ende schienen ihr die Nerven dann beinahe noch einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen, nach 1:37 Stunden verwandelte Venus Williams letztlich aber ihren sechsten Matchball, um sich in der ersten Runde des WTA-Turniers in Washington endgültig zur ältesten Gewinnerin eines WTA-Einzel-Matches (6:3, 6:4) seit Martina Navratilova (damals 47) vor 21 Jahren in Wimbledon zu krönen.
Dass auf der anderen Seite des Netzes keine Geringere als Williams Landsfrau Peyton Stearns, immerhin die aktuelle Nummer 35 des WTA-Rankings stand, war allerdings die eigentliche Überraschung.
Zumal Williams, die sich im März 2024 von der Tour zurückzog, in den Jahren vor ihrem Rücktritt schon nicht mehr an die ganz großen Zeiten anknüpfen konnte. 2017 brillierte die ehemalige Nummer eins der Tennis-Welt letztmals wie zu besten Zeiten, es folgten zwar durchaus noch solide Ergebnisse, Niederlagen überwogen allerdings. Gegen Stearns unterstrich die viermalige Olympiasiegerin gegen Stearns, dass sie noch immer mit der absoluten Elite mithalten kann.
"Es gibt keine Grenzen für Exzellenz"
"Es gibt keine Grenzen für Exzellenz. Es kommt darauf an, was in deinem Kopf vorgeht und wie viel du hineinstecken kannst. Wenn du mental, körperlich und emotional arbeitest, kannst du das gewünschte Ergebnis erzielen", erklärte die frühere Dominatorin nach ihrem Coup, der die absolute Elite des Sports durchaus wird aufhorchen lassen haben. Im Achtelfinale wurde nun aber deutlich, dass Williams noch lange nicht die alte ist.
Die Polin Magdalena Frech, in der Weltrangliste derzeit an Position 24 und damit noch einmal ein gutes Stückchen höher als Stearns geführt, fegte Williams mit 6:2 und 6:2 vom Court.
Frech nutzte jeden ihrer fünf Breakbälle eiskalt aus und setzte ihrer US-Gegnerin vor allem bei deren Aufschlag extrem zu.
"Sie ist ein Superstar, sie ist hier wie ein Göttin, deshalb war es für mich sehr emotional, dieses Match zu bestreiten", sagte Frech, nachdem sie die ehemalige Weltranglistenerste in die Schranken gewiesen hatte. "Ich kann mir nicht vorstellen, in 17 Jahren noch auf dem Platz zu stehen – keine Chance!"
Die Niederlage wird aber wohl nicht der letzte Auftritt von Williams auf der Tour gewesen sein.
Dass die Tennis-Welt sehr offen für ein intensiveres Mitwirken der Ikone ist, ist zudem sehr deutlich geworden. Inzwischen wurde bekannt, dass Williams für den Mixed-Wettbewerb der US Open gemeldet hat, für das anstehende Hartplatz-Event in Cincinnati hat sie zudem eine Wildcard erhalten. "Eine Legende (...) auf dem Weg nach Cincinnati", schrieben die Veranstalter am Mittwoch auf der Plattform X unter ein Foto der 45 Jahre alten US-Amerikanerin mit dem Vermerk "Wild Card".












