Daniel Dubois' Traum von der Schwergewichts-Krone endete auf dem Hosenboden. Mit einer krachenden Linken schickte ihn Faustkampf-König Oleksandr Usyk vor 90.000 tobenden Zuschauern im Wembley-Stadion auf die Bretter. Eine britische Box-Legende sieht bei Dubois ein großes Mental-Problem - und macht seinem Landsmann Vorwürfe.
"Daniel Dubois ist ein brillanter Kämpfer, wenn er Druck macht. Wenn es im Ring für ihn läuft und er Treffer landet, ist er ein absoluter Albtraum für jeden, das haben wir im Kampf gegen AJ gesehen", sagte Tony Bellew im Interview mit "talkSPORT" und spielte auf Dubois' krachenden K.o.-Sieg über Anthony Joshua im vergangenen Herbst an.
Wenn sich ein Gegner aber gekonnt um den 27-Jährige herum bewege, Dubois ins Leere schlagen lasse und "ihn dafür bezahlen lässt", fange der Engländer an, "an sich zu bezweifeln, er beginnt, Mitleid mit sich zu haben", kritisierte Bellew.
"Er fällt dann auseinander, wenn ich ganz ehrlich bin", so der 42-Jährige, der Dubois unterstellt, er habe gegen Usyk aufgegeben. "Das war jetzt das dritte Mal", sagte Bellew mit Blick auf Dubois Niederlage gegen Joe Joyce (2021) und die erste Pleite gegen Usyk 2023. In beiden Kämpfen hatte sich das 1,96-Meter-Paket vom Ringrichter auszählen lassen.
Auch am Samstag war er nach Usyks "Ivan"-Cross nicht bei zehn auf den Beinen, sondern erhob sich kurz darauf, um schnurstracks in seine Ecke zu gehen.
"Er war anfangs etwas benebelt. Aber bei drei oder vier, hat er den Ringrichter ganz klar angesehen und er steht nicht auf. Er sah aus wie ein Kämpfer, der sich fragt: 'Warum tue ich das, für wen tue ich das?' Denn wenn er es für sich selbst tut, dann steht er auf, glaubt mir", argumentierte Bellew.
Boxen: Tony Bellew kritisiert Daniel Dubois nach Usyk-Pleite scharf
Der Ex-Weltmeister im Cruisergewicht verglich Dubois' K.o.-Niederlage mit seiner eigenen, schmerzhaften Usyk-Erfahrung aus dem Jahr 2018. Im Kampf um die Krone im Limit bis 90,72 Kilogramm hatte der Ukrainer den damaligen WBC-Weltmeister aus Liverpool in Runde acht mit dem gleichen Schlag niedergestreckt wie nun Dubois.
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"Ich lag flach und mein Kopf baumelte auf dem letzten Ringseil, aber bei sechs war ich wieder auf den Beinen. Zu meinem Glück hat der Ringrichter den Kampf gestoppt und mir das Leben gerettet, denn ich wollte weitermachen. Das ist das Zeichen eines Kämpfers, der sich nicht drum schert und weitermacht. Ich konnte das nicht ertragen, auf dem Boden zu liegen", rekapitulierte Bellew. Dubois dagegen "wollte nicht aufstehen".
Wann immer es hart und kritisch für ihn werde, "kommt der echte Daniel zum Vorschein. Und der echte Daniel will nicht kämpfen", führte Bellew sein vernichtendes Urteil fort.
Bleibt nur noch Tyson Fury?
Anthony Joshua habe Dubois kurz vor dem Ende in Runde fünf härter getroffen als Usyk, befand Bellew. "Aber weil er in diesem Kampf vorne lag, und sein Selbstvertrauen hoch war, ist er Risiko gegangen und hat AJ ausgeknockt. Am Samstag hatte er null Erfolg." Dubois zeige die Mentalität eines Boxers, "der nicht kämpfen will, wenn es hart auf hart kommt".
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Und wer kann Usyk überhaupt gefährlich werden? "Die Leute werden es nicht gerne hören, aber wahrscheinlich Tyson Fury", antwortete Bellew. "Er hat Usyk die meisten Probleme bereitet."
Der "Gypsy King" machte schon unmittelbar nach Usyks Sieg über Dubois klar, dass er ein drittes Duell mit dem Ukrainer wolle. Die ersten beiden Kämpfe verlor Fury nach Punkten.


