Die russische Biathletin Kristina Reztsova ist der festen Überzeugung, dass sie und ihre Teammitglieder durch den Ausschluss aus dem Biathlon-Weltcup den Anschluss verloren haben. Vor allem in einem Bereich sieht die 29-Jährige große Defizite.
Wie es um den Leistungsstand des russischen Biathlon-Sports bestellt ist, weiß niemand. Seit Kriegsbeginn dürfen die Athletinnen und Athleten des russischen Teams nicht mehr am Weltcup teilnehmen. In Russland gibt es einige Stimmen, die das nicht problematisch sehen. Andere wiederum erkennen schwerwiegende Folgen. So zum Beispiel die zweimalige Olympiamedaillen-Gewinnerin Kristina Reztsova.
Es sei "sehr schwierig zu sagen", ob das russische Team sein Niveau in den letzten Jahren gehalten habe. Man trainiere "auf anderen Pisten" und habe "eine andere Vorbereitung der Skier" als die Biathletinnen und Biathleten in Zentraleuropa, erklärte Reztsova im Interview mit "metaratings".
Was für die 29-Jährige aber außer Frage steht: "Es gibt große Unterschiede zwischen dem, was wir in Russland machen und dem, was sie in Europa machen."
Russlands Biathlon-Zahlen sind "schrecklich"
Gravierend sei der Unterschied vor allem beim Schießen. "In Sachen Geschwindigkeit und Genauigkeit sind wir zu 100 Prozent hinten dran. Vor allem, wenn man sich die Durchschnittsgeschwindigkeit in Russland anschaut. Diese Zahlen sind wirklich schrecklich", verriet Reztsova. Zwar gebe es einzelne Schützen und Schützinnen im russischen Team, die gut und schnell schießen würden. Insgesamt aber "schießen wir sehr langsam. Niemand im Weltcup schießt so".
Sie habe ihre Schieß-Geschwindigkeit bei den Olympischen Spielen in Peking, wo sie immerhin zwei Medaillen gewann, mit den Werten verglichen, die mittlerweile im Frauen-Weltcup geschossen werden, schilderte die Russin: "Und obwohl ich mich verbessert habe, haben sie sich noch viel mehr verbessert. Die meisten in Russland haben ihr Niveau gehalten und da gibt es eine kolossale Lücke. Wir verlieren 40 Sekunden bei vier Anschlägen", rechnete Reztsova vor.
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Diese Zeit könne man in der Loipe nicht einfach aufholen. "Ganz davon ab, dass ihre Trefferquoten besser sind", klagte Reztsova, die den fehlenden Wettkampf mit den Besten als größtes Problem ausmacht.
"Wenn man gegen die Besten antritt, versucht man aufzuholen. In Russland kann man gegen die Führenden laufen, aber das ist nicht genug, um bei internationalen Wettkämpfen mithalten zu können", sagte die 29-Jährige.