147 WM-Punkte Rückstand hat Francesco Bagnaia nach elf Rennwochenenden auf seinen Ducati-Teamkollegen Marc Marquez. Während der Spanier von Erfolg zu Erfolg fährt, findet Bagnaia keinen Ausweg aus seiner Krise.
Im nassen Sachsenring-Sprint wurde er Zwölfter. Im trockenen Grand Prix wurde es Platz drei, aber einige Fahrer vor ihm waren gestürzt. "In diesem Jahr scheint es egal zu sein, ob ich vorne oder hinten starte - ich komme immer auf Platz drei, aber es bringt mir nichts", schüttelt er den Kopf.
Ducati-CEO Claudio Domenicali weilte am Sachsenring und vertrat Gigi Dall'Igna, der daheim in Italien seinen 59. Geburtstag feierte. Domenicali hat in Bologna studiert und ist ausgebildeter Ingenieur. Seit 1991 ist er bei Ducati und hat sich hochgearbeitet.
Kann er als Ingenieur Bagnaias Schwierigkeiten nachvollziehen? "Wenn ich es genau wüsste und eine Lösung hätte, hätte ich längst einen Ratschlag gegeben", so Domenicali bei "Sky Italien". "Offenbar ist das Thema also nicht so einfach."
"Auch auf dem Sachsenring haben die Jungs ihm einen neuen Rahmen gebracht, um ihm ein anderes Fahrgefühl zu vermitteln, bestimmte Elemente zu verändern. Aber wenn es um das Feeling geht, ist vieles nicht eindeutig, man kann nicht alles messen."
"Deshalb muss man Änderungen ausprobieren, bis man eine Richtung findet, und von dort dann neu starten - genau das tun die Jungs gerade." Nur am Freitag fuhr Bagnaia Vergleichstests mit einem anderen Chassis. Bei kommenden Rennen wird er das eventuell erneut probieren.
MotoGP: Bagnaia verzichtet auf Ducati-Update
Im Gegensatz zu Marc Marquez und Fabio Di Giannantonio ist Bagnaia weiterhin beim Aerodynamik-Paket vom Saisonstart geblieben. Er will bei seiner Suche nach einem besseren Gefühl für das Vorderrad nicht zu viele Variablen einbauen.
Trotzdem war der Rückstand im nassen Sprint eine herbe Niederlage. "Er hat sich über Dinge beklagt, die zu gravierend sind - als ob etwas Grundlegendes nicht funktioniert", sagt Domenicali über diesen enttäuschenden Samstag. Der Abstand spricht da eine deutliche Sprache."
"'Pecco' ist jemand, der das letzte Regenrennen gewonnen hat. Also stimmt da etwas nicht. Was man vielleicht sagen kann: Wenn man eine Basis hat, der man vertraut, und zwischen den Rennen oder Bedingungen nur wenig verändert, hat man in allen Situationen mehr Vertrauen."
"Diese ständigen Tests, um neue Lösungen zu finden, helfen nicht gerade dabei, Vertrauen aufzubauen. Aber wenn man dieses Vertrauen nicht hat, beißt sich die Katze ein Stück weit in den eigenen Schwanz. Die Situation von 'Pecco' macht uns immer ein wenig Sorgen."
Von allen Seiten wird weiterhin betont, dass man Bagnaia den Rücken stärkt und gemeinsam versucht, Lösungen zu finden - bisher mit mäßigem Erfolg. Auch der Italiener selbst spricht von einem guten Verhältnis zum Team und auch zu Boss Domenicali.
"Er steht sehr auf meiner Seite", betont Bagnaia. "Wir sprechen nach jedem Rennen viel miteinander. Er will alles wissen. Er ist Ingenieur, also will er die Dinge verstehen. Nach dem Rennen kam er zu mir, um mir einfach ein wenig Energie zu geben - das habe ich sehr geschätzt."
"Aber ich will - genauso wie er - wieder um die Spitzenpositionen kämpfen, so wie ich es als Werksfahrer immer getan habe." Am kommenden Wochenende geht es in Brünn weiter. Als dort 2020 zum letzten Mal gefahren wurde, brach sich Bagnaia bei einem Sturz im ersten Training das linke Bein.