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F1-Halbzeitfazit mit RTL-Experte Danner

Katastrophe für Hamilton - Hülkenberg "einfach brillant"

Lewis Hamiltons Formel-1-Saison ist eine einzige Enttäuschung
Lewis Hamiltons Formel-1-Saison ist eine einzige Enttäuschung
Foto: © IMAGO/Andrea Diodato
11. Juli 2025, 19:40
sport.de
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Zwölf von 24 Grands Prix der Formel-1-Saison 2025 sind absolviert. Zeit für eine Halbzeit-Bilanz. Formel-1-Experte und RTL-Kommentator Christian Danner zieht gemeinsam mit sport.de ein Halbjahres-Fazit der 20 Fahrer. In Teil 2 stehen die Plätze 10 bis 1 im Fokus. Während Superstar Lewis Hamilton bei Ferrari noch "keinen Fuß auf den Boden bekommt", blüht neben den McLaren-Dominatoren auch Deutschlands F1-Mohikaner Nico Hülkenberg auf.

Bei Alpine gefiel es Esteban Ocon zum Ende hin überhaupt nicht mehr, bei Haas scheint der Franzose dieses Jahr ein Umfeld gefunden zu haben, in dem er seine Leistung voll bringt. "Wenn es einem Menschen gutgeht, dann kann er mehr leisten", fasst Formel-1-Experte Christian Danner zusammen.

"Vielleicht liegt es an Laura Müller, dass er einen zweiten Frühling erlebt", spielt der RTL-Kommentator mit einem Schmunzeln auf die deutsche Renningenieurin des Haas-Piloten an. "Sie ist sehr souverän und der Renningenieur respektive die -Ingenieurin macht natürlich schon einen Unterschied, weil einfach ein Vertrauensverhältnis zum Fahrer herrscht."

Wer hätte gedacht, dass Nico Hülkenberg im Sauber zur Saisonhalbzeit in den Top 10 steht? Der 37-jährige zeigt GP-Wochenende für GP-Wochenende blitzsaubere Leistungen und rast immer voll durch, wenn sich ein Chancen-Fensterchen öffnet.

"Er fährt so schnell wie das Auto geht, was er schon in den vergangenen Jahren bei Haas sehr erfolgreich gemacht hat. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er das eins zu eins mit zu Sauber gebracht hat", resümiert Danner. "Es ist schön, wenn ein Mann, von dem ich immer schon eine hohe Meinung hatte, dies konsequent und nachhaltig bestätigt."

Vom Glück sei Hülkenberg dabei nicht geküsst, merkt Danner an. "Glück ist so banal. Ich nenne es Fortune, das ist etwas eleganter. Fortune, die richtigen Entscheidungen zu treffen und diese umzusetzen. Und in der Umsetzung ist Nico einfach brillant."

Video: RTL-Reporter: Das macht "Hulk" so besonders

Schon in den vergangenen Jahren war Alex Albon für Williams der Punkte- und damit Millionen-Garant. Wegen vermeintlich schwacher Teamkollegen setzten Beobachter dennoch ein Fragezeichen hinter den Thailänder und prophezeiten Albon an der Seite von Carlos Sainz einen ganz schweren Stand. Doch nix da – Albon hat auch Sainz im Griff.

"Ich bin ehrlich: Auch ich war einer von denen, die gedacht haben, dass Sainz dem Albon mal den Scheitel zieht", räumt Danner ein: "Es war andersrum. Großer Respekt, Albon ist sehr gereift, ohne an Speed verloren zu haben."

Gemessen an den Vorschusslorbeeren, ein "Jahrhundert-Talent" zu sein, kann man Kimi Antonelli nach der ersten Saisonhälfte wohl ein "befriedigend" attestieren. Die von einigen Kritikern vorhergesagte Crash-Orgie ist ausgeblieben, Antonelli macht seine Punkte, setzte beim Sprint-Qualifying von Miami mit der Pole Position ein erstes Highlight. Aber: Der Italiener ist auch durchgängig langsamer als George Russell.

"Er gibt da schon ein paar, die finden, dass er sich etwas besser durchsetzen müsste, angesichts des riesigen Testaufwands, den Mercedes mit ihm investiert hat. Man könnte auch fragen, warum er nicht wenigstens so schnell wie fährt wie Russell", zieht Danner ein gemischtes Fazit.

Bis auf den Sieg im China-Sprint ging bei Lewis Hamilton und Ferrari bisher noch fast gar nix. Der Brite kommt mit dem SF-25 nicht klar, die Kommunikation mit der Scuderia hapert nach wie vor gewaltig.

"Für Hamilton ist das eigentlich eine katastrophale Saison", urteilt Danner: "Von Shanghai abgesehen bringt er keinen Fuß auf den Boden."

Die Eingewöhnungszeit für den Rekordweltmeister ist abgelaufen, im zweiten Halbjahr muss Hamilton liefern. Anzeichen für einen Turnaround sieht der RTL-Experte noch nicht. "Ich glaube aber, er schafft das."

Charles Leclerc träumte vor Saisonstart (mal wieder) davon, mit den Roten um die WM zu kämpfen. Von wegen. Auch der Ferrari-erfahrene Monegasse fährt im SF-25 chancenlos hinterher. Seinen hochdekorierten Stallrivalen Hamilton hat Leclerc zwar im Griff, mit der Spitze hat er aber auch nichts zu tun. Wirkliche Highlights hat der 27-Jährige in dieser Saison noch nicht hinterlassen.

"Ihm geht es jetzt wie einem Alonso oder einem Vettel damals. Er hat jetzt mit dem typischen Ferrari-Frust zu kämpfen, wenn man irgendwann feststellt, dass sich doch wieder alles im Kreis dreht", fasst Danner die miseria rossa zusammen.

"Hut ab, er ist sauber und spitzenmäßig gefahren, hat alles aus dem Auto rausgeholt, was rauszuholen war, auch von der Position her. Sprich, wenn das Auto gut genug für den vierten Platz war, hat er genau den auch nach Hause gefahren", lobt Danner den gereiften Maximierer aus England. Im Qualifying habe Russell zudem einige Highlights gesetzt, "die ihm erst einmal einer nachmachen muss".

Fazit: Russell fährt tadellos. Eigentlich dürfte Toto Wolff einen Fahrer dieser Güte nicht ziehen lassen. Aber: Russells Vertrag läuft aus und Max Verstappen ist bei Red Bull unzufrieden. "Ich halte es allerdings nicht für sehr clever, George Russell momentan jetzt so in der Luft hängen zu lassen", kritisiert der RTL-Experte die Silber-Bosse.

Mit dem fünften WM-Titel in Serie wird es 2025 aller Voraussicht nach nichts. Das liegt freilich nicht an Max Verstappen, der im Cockpit nach wie vor den Unterschied macht und die überlegenen McLaren dank seiner Klasse hier und da ärgert. Der RB21 ist schlicht zu langsam und sprunghaft.

"Er ist eine Klasse für sich. Was mich aber wundert ist, dass er sich nach wie vor mit der technischen Ausrichtung seines Teams nicht kritischer auseinandersetzt", sieht Danner beim Titelverteidiger Handlungsbedarf: "Es ist ja so: Wenn das Auto einigermaßen stimmt, kriegt Max das irgendwie gebacken. Nur – um wie viel leichter täte sich auch ein Verstappen, wenn ihm das Team ein Auto hinstellen würde, das nicht nur im Quadratzentimeter-Bereich, in einem Mikrofenster, funktioniert, sondern auch mal über die ganze Strecke."

Video: Exklusiv: Steiner erklärt den Horner-Knall

Lando Norris hat in den ersten zwölf Rennen durchaus wechselhafte Leistungen gezeigt, mit Oscar Pistri zudem einen eiskalten Stallrivalen, der ihn schwer unter Druck setzt. Dank seiner Siege in Spielberg und beim Silverstone-Heimspiel hat der Brite das berüchtigte Momentum aber wieder gedreht.

"Norris ist ein genialer Fahrer, was den Speed angeht, das ist bewundernswert", lobt Danner. Es scheine allerdings, dass er in Piastri "seinen Meister gefunden hat, der all das auch kann, nur eben etwas konstanter", sieht der RTL-Kommentator Norris nicht in der Favoritenrolle.

"Ich freue mich auf den Zweikampf, der wird uns bis zum letzten Rennen beschäftigen, da McLaren politisch wild entschlossen ist, beide frei fahren zu lassen", so Danner.

Fünf Siege – keiner hat 2025 bisher häufiger gewonnen als der junge Australier. Oscar Pistri beeindruckt vor allem mit seiner Nervenstärke, dank derer er auch Zweikämpfe mit Alpha-Tier Verstappen für sich entscheiden kann. "Norris ist eher ein emotionales, Piastri eher ein analytisches Genie", vergleicht Danner die McLaren-Asse.

Piastri verstehe es, mit seinen Möglichkeiten "sehr effizient" umzugehen. "Ich bin von ihm begeistert, wie er sich in der Welt des eisigen Gegenwindes an der Spitze zurechtfindet, wie er seinen eigenen Weg geht –, ganz toll!"


Zur Person: 

Christian Danner (67) schaffte 1985 mit dem Gewinn der Formel-3000-Europameisterschaft den Sprung in die Formel 1. Bis 1986 fuhr er in der Königsklasse für mehrere kleine Teams und errang bei 36 Grand-Prix-Starts vier WM-Punkte. Danach fuhr er in der US-amerikanischen IndyCar-Serie und avancierte zum ersten deutsche Rennfahrer, der in Formel 1 und IndyCar Punkte holte. In der DTM gewann Danner zwischen 1988 und 1996 fünf Rennen, 1997 zog er sich aus dem Motorsport zurück. Seit 1998 kommentierte der Bayer an der Seite von Heiko Waßer die Formel 1 bei RTL. Danner arbeitet zudem als Fahrsicherheitstrainer.

Fahrerwertung

#FahrerTeamPunkte
1AustralienOscar PiastriMcLaren346
2GroßbritannienLando NorrisMcLaren332
3NiederlandeMax VerstappenRed Bull Racing306
4GroßbritannienGeorge RussellMercedes AMG F1 Team252
5MonacoCharles LeclercFerrari192

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