Ein Monat ist vergangen, seit Youssoufa Moukoko seinen 18. Geburtstag gefeiert hat. Zur Verlängerung bei Borussia Dortmund pünktlich zur Volljährigkeit ist es bislang nicht gekommen. Verzocken sich die Verantwortlichen des BVB im Vertragspoker mit der Sturm-Hoffnung?
Als Youssoufa Moukoko während der Fußball-WM in Katar zum ersten Mal als Nationalspieler an einer Pressekonferenz teilnahm, dauerte es nicht lang, bis die anwesenden Journalisten die ungeklärte Zukunft des Stürmers beim BVB thematisierten.
Denn: Moukokos Arbeitspapier in Dortmund läuft am Saisonende aus. Die Borussia-Bosse wollen zwar unbedingt mit dem in Kameruns Hauptstadt Yaoundé geborenen Eigengewächs verlängern, zu einer Einigung ist es bisher jedoch nicht gekommen.
Eine Tendenz deutete Moukoko zumindest an. "Ich fühle mich sehr wohl in Dortmund. Ich spüre das Vertrauen vom Trainer", hob der Teenager seinen guten Draht zu Coach Edin Terzic hervor.
Dass Sitznachbar Manuel Neuer ihm kurz darauf ein augenzwinkerndes "Komm zu Bayern" zuflüsterte, wurde zunächst nicht an die große Glocke gehängt.
Mittlerweile wächst im Umfeld des BVB allerdings die Unruhe, Moukoko tatsächlich verlieren zu können - an den FC Bayern oder einen anderen Top-Klub.
BVB: Interne Vorwürfe gegen Sebastian Kehl
Dabei hatten die Dortmunder Entscheidungsträger in der Causa Moukoko in den letzten Wochen durchaus Optimismus verbreitet.
"Zwischen mir und Youssoufa passt kein Blatt Papier und auch kein 40-seitiger Vertrag. [...] Der Junge ist 17, er wird in knapp zwei Monaten volljährig, dann darf er die Unterschrift auch alleine setzen", kündigte Terzic Ende September im Gespräch mit den "Ruhr Nachrichten" an.
Moukoko habe alle Möglichkeiten, eine Weltkarriere zu machen, dazu sei es gleichwohl wichtig, dass er bleibe, ergänzte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.
Seither gab es jedoch keine Fortschritte in den Gesprächen zwischen Spieler und Verein. "Ich kann bestätigen, dass wir aktuell noch nicht vor dem Abschluss einer Vertragsverlängerung mit Borussia Dortmund stehen", verriet Moukokos Berater Patrick Williams kürzlich bei "Sky".
Ein unterschriftsreifer Kontrakt soll seit einiger Zeit auf dem Verhandlungstisch liegen, die Zahlen darin dem Shootingstar und seiner Entourage aber noch nicht passen. Statt der angeblich geboteten fünf Millionen Euro pro Jahr seien sieben Millionen Euro gewünscht.
Hinter vorgehaltener Hand soll Sportdirektor Sebastian Kehl für den momentanen Stillstand mitverantwortlich gemacht werden. Dem Nachfolger von Michael Zorc wird laut "Sport Bild" intern vorgeworfen, "für Entscheidungen oft zu lange" zu brauchen. Auch in Beraterkreisen sorge seine zögerliche Taktik für "Verwunderung".
Internationales Interesse an BVB-Juwel Youssoufa Moukoko
So wächst die Gefahr, dass im letzten Moment doch noch ein anderer Verein dazwischengrätscht und Moukoko von einem Wechsel überzeugt.
Sein Aufstieg zur Stammkraft im Dortmunder Sturm, gerechtfertigt durch sechs Tore und vier Vorlagen in 14 Bundesliga-Partien, und die folgende Nationalmannschaftsnominierung haben im In- und Ausland naturgemäß Begehrlichkeiten geweckt.
Zuletzt machten Gerüchte um Avancen der Premier-League-Giganten FC Liverpool, FC Chelsea und Manchester United die Runde. Auch beim FC Bayern soll Moukoko zwischenzeitlich diskutiert worden sein.
Ein solches Talent sei "für alle Topklubs der Welt interessant. Erst recht, wenn er ablösefrei ist und eine Zukunft in der deutschen Nationalmannschaft hat", verdeutlichte Berater Williams.
In Katar war der seit kurzem 18-Jährige mit seinem Kurzeinsatz beim Fehlstart gegen Japan (1:2) zum jüngsten Spieler der deutschen WM-Geschichte avanciert.

Der Jüngste war er ohnehin (fast) immer: Als Spieler und Torschütze in der deutschen U16 (mit 12!), in der A-Junioren-Bundesliga (mit 14), der UEFA Youth League (14), der Bundesliga (16) und der U21 (16).
Dass ein solcher Rekordsammler europaweit umworben ist, darf niemanden überraschen.
Moukoko-Abgang würde BVB in Erklärungsnot bringen
Immerhin: Moukoko selbst macht aus seiner enormen Verbundenheit zum BVB keinen Hehl.
"Ich fühle mich pudelwohl in Dortmund, kenne das Umfeld, dort sind meine Freunde. Ich liebe den Verein, die Fans lieben mich, hoffe ich. Das kann nicht jeder von sich behaupten", sagte der Stürmer dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" kürzlich.
Er würde "wirklich gerne in Dortmund bleiben, da habe ich alles", betonte der gehypte WM-Fahrer. Umso erstaunlicher ist daher, dass die Borussia und Moukoko bislang nicht zusammengefunden haben, wollen beide Seiten den gemeinsamen Weg doch eigentlich fortsetzen.
Woran auch immer es hapert - der BVB wäre gut beraten, so schnell es geht Nägel mit Köpfen zu machen, denn die Konkurrenz schläft keineswegs. Und ein ablösefreier Verlust von Moukoko würde die Verantwortlichen der Schwarz-Gelben in akute Erklärungsnot bringen.
Heiko Lütkehus