Tottenham vs. FC Bayern: Noten und Einzelkritik

Am 2. Spieltag der Champions-League-Saison 2019/2020 kam es in der Gruppe B zum Top-Duell zwischen Tottenham Hotspur und dem FC Bayern München. In einer hochklassigen Partie feierte der deutsche Rekordmeister letztlich einen 7:2-Kantersieg. Alle Akteure in der Einzelkritik:

Den ersten Schuss von Gnabry konnte der Schlussmann noch ohne Probleme abwehren (2.). In der Folge erlebte Lloris aber einen bitteren Abend. Nahezu alle sieben Treffer der Bayern waren so platziert, dass es kaum etwas zu halten gab. Beim vierten und fünften Gegentreffer sah er etwas unglücklich aus (55., 83.).

Bei den Angriffen der Münchner ließ der Linksverteidiger die Seite häufig zu offen. Gnabry und später Coman hatten auf der Außenbahn am Ball immer wieder zu viel Zeit und Platz. Beide Tore vor der Pause leiteten die Bayern über ihre rechte Seite ein - ohne große Gegenwehr von Rose.

Das Stellungsspiel des Belgiers war gegen den FC Bayern zeitweise nicht existent. Gerade nach der Pause stand Vertonghen praktisch bei jedem Angriff falsch und kam deshalb nicht in die Zweikämpfe. Vor dem Ausgleichstreffer klärte er den Ball zudem ins Zentrum genau vor die Füße von Kimmich (15.).

Insbesondere wenn der deutsche Rekordmeister mit Tempo in die Offensive ging, hatte auch der zweite Innenverteidiger der Hausherren große Probleme. Die Gnabry-Chance ermöglichte er durch seinen Stolperer (2.). Auch danach lief er in den Duelle mit dem Matchwinner stets nur hinterher.

In der ersten Hälfte hielt der Ivorer seine Seite über weite Strecken dicht und streute zeitweise sogar ansehnliche Ausflüge in die Offensive ein. Vor dem 1:2 köpfte er den Ball dann jedoch unglücklich vor die Füße von Tolisso (45.). Nach dem Seitenwechsel war seine Leistung dann ein Totalausfall. Gnabry konnte auf der linken Seite machen, was er wollte.

Mit seiner körperbetonten Spielweise setzte der Mittelfeldspieler seine Gegner häufig extrem stark unter Druck. Gerade in der Anfangsphase konnte Sissoko so einige Ballgewinne verzeichnen. Als die Kräfte aber nach der Pause schwanden, baute Sissoko aber mächtig ab. Von ihm kam in der Schlussphase praktisch keine Gegenwehr mehr.

Auf der Position vor der Abwehr sollte der Sechser hauptsächlich für Stabilität sorgen. Dieser Plan ging nicht auf. Zu oft war Winks weit von seinen Gegnern entfernt. Das 1:4 ging fast allein auf seine Kappe: Im Zentrum schenkte er leichtfertig den Ball her (55.).

Für die letzten Minuten ersetzte der Offensivspieler den defensiveren Winks. Die große Schluss-Offensive leitete der Wechsel aber nicht ein. Für Lamela ergaben sich keine klaren Chancen mehr.

Aus dem Zentrum spielte der Neuzugang anfangs überragende Pässe in die Spitze. Die erste Chance von Son (7.) leitete er genauso ein wie später den Führungstreffer (12.). Vor dem Tor versagten ihm aber selbst die Nerven. Seinen besten Abschluss konnte Neuer parieren (26.). In der Defensive war er hingegen mitunter zu weit von den Gegenspielern entfernt. Vor dem 1:2 verpasste er es, abschließend zu klären (45.).

Nach einer guten Stunde ersetzte der offensive Mittelfeldspieler den verwarnten Ndombele. Und Eriksen brauchte nicht viel Anlaufzeit: Seinen Schlenzer aus der Distanz musste Neuer per Hechtsprung aus dem Eck kratzen (65.). Zog danach im Angriff weiter die Bälle an sich. Dabei sprang jedoch nichts mehr heraus.

Etwas überraschend stand der zuletzt häufig verletzte Mittelfeldspieler in der Startelf der Spurs. Vor dem Führungstreffer provozierte er den Ballverlust von Tolisso (7.). Gelegentlich hatte er auch am Ball richtig gute Einfälle. Meist bekamen die Bayern jedoch im letztem Moment einen Fuß dazwischen. Wie alle Spieler der Spurs baute er nach der Pause ab.

In den letzten Minuten blieb der eingewechselte Offensiv-Spieler praktisch ohne gelungene Szene.

Der Koreaner lauerte in der Spitze auf die tiefen Zuspiele, denen er hinterher jagen konnte. In der Anfangsphase lief er mehrfach frei auf Neuer zu. Mit seinem ersten Abschluss scheiterte er noch (7.), wenig später traf er überlegt zum 1:0 (12.). Blieb danach am Drücker und suchte aus jeder Lage den Abschluss. In der zweiten Hälfte gelang Son am Ball nichts mehr.

Im Vergleich mit Sturmpartner Son entwickelte der Top-Angreifer deutlich seltener Torgefahr. Seinen besten Abschluss kratzte Alaba von der Linie (18.). Ansonsten ließ sich Kane oftmals ins Mittelfeld fallen und leitete von dort mit seinen Pässen wiederholt gute Angriffe ein. Per Elfmeter brachte er sein Team in der zweiten Halbzeit noch einmal ins Spiel (61.). Insgesamt waren Abschlüsse aber Mangelware.

Genau wie Lloris auf der anderer Seite musste auch der deutsche Nationaltorwart schon früh ins Spiel eingreifen. Den Schuss von Son hielt Neuer ebenso stark (7.) wie später den Abschluss von Ndombele (26.). Beim Gegentreffer hatte Neuer etwas Pech (12.). Den Elfmeter von Kane hätte er um ein Haar ebenfalls erreicht (61.). Gegen Eriksen später noch mit einer tollen Parade (66.)

Nach Muskelfaserriss gab der Österreicher in der Champions League sein Comeback. Die mehrwöchige Pause ging zunächst nicht spurlos am Linksverteidiger vorbei. Alaba unterliefen am Ball anfangs einige Abspielfehler, zudem hob er mehrfach das Abseits auf. Beim Abschluss von Kane rettete er hingegen stark auf der Linie (18.).

Schon nach der Pause durfte der Spanier bei den Gästen mitspielen. Mit Thiago erhielt nach dem Seitenwechsel die Dominanz der Bayern im Mittelfeld Einzug. Der Edel-Techniker antizipierte die Bälle clever und fing so oftmals Zuspiele im Zentrum ab. Am Ball löste er nahezu alle Situationen spielerisch auf.

Gegen die sehr engagierte Offensive der Engländer hatte der Innenverteidiger anfangs einige Schwierigkeiten. Vor dem 0:1 stand der Verteidiger etwas zu weit von Son entfernt (12.). Mit seinen Zuspielen setzte er zudem die Kollegen mehrfach unnötig unter Druck. Später fing sich Boateng und spielte bis zu seiner Auswechslung solide.

Für den verletzten Boateng brachte Kovac für die letzten Minuten der routinierten Spanier. Die ganz großen Bewährungsproben ergaben sich für Martínez nicht mehr.

Der Abwehrchef vermochte es zunächst ebenfalls nicht, die Defensive der Münchner in der ersten Hälfte nachhaltig zu stabilisieren. Auch Süle stand mitunter etwas zu weit von seinen Gegenspielern entfernt. Dies kehrte sich mit der Zeit komplett um. Spätestens nach der Pause zeigte er die gewohnte Dominanz und nahm Kane über weite Strecken aus dem Spiel.

Der Rechtsverteidiger der Bayern war häufig in der Defensive gebunden. Am eigenen Strafraum unterliefen dem Franzosen einige Abspielfehler. Wenn Son auf den Flügel auswich, war Pavard zudem nicht immer zu Stelle. Mit zunehmender Spieldauer fing sich der Neuzugang.

Im Vergleich zur Bundesliga-Partie beim SC Paderborn rückte der Franzose wieder in die Startelf des FC Bayern. Und Tolisso unterliefen zunächst einige schwere Fehler. Mehrfach ließ er in den Anfangsminuten das Zentrum offen. Vor dem 0:1 verlor er zu leicht den Ball (12.). Danach steigerte er sich jedoch deutlich und leitete das 4:1 mit seinem Pass ein (55.).

In der intensiven Anfangsphase bekam auch Kimmich im Zentrum nur selten einen Fuß dazwischen. Vor dem Tor zeigte der Nationalspieler dafür ungewohnte Talente als Goalgetter: Per Distanzschuss besorgte Kimmich das 1:1 (15.). Nach dem Seitenwechsel rückte er auf die rechte Seite und hielt die Außenbahn komplett dicht.

Das intensive Pressing der Spurs konnte der Brasilianer in den ersten Minuten noch ansehnlich überwinden. Spielerisch war von der Barca-Leihgabe danach allerdings nicht viel zu sehen. Die robusten Achter nahmen Coutinho über weite Strecken der ersten Hälfte aus dem Spiel. Obwohl er sich nach dem Seitenwechsel steigerte, an diesem Abend war er nicht der entscheidende Akteur.

Erwischte einen Blitzstart: Die erste Top-Chance durch Gnabry leitete Coman mit einem starken Steilpass ein (2.). Auf der linken Seite hatte er in der Folge aber einen schweren Stand. Wurde erst ein wenig auffälliger, als er kurz vor der Pause die Seiten wechselte. Verursachte zudem den Elfmeter (58.).

In der Schlussphase kam der Neuzugang noch für Coman. Vor dem 7:2 hatte Perisic seine Füße im Spiel, für mehr Impulse reichte die Zeit dann nicht mehr.

Meldete sich nach nur 90 Sekunden mit einem Schuss aus der zweiten Reihe fulminant in der Partie an. In der Druckphase der Spurs war Gnabry dann allerdings oft in der Defensive gebunden. Entschied nach der Pause das Spiel mit seinem historischen Viererpack fast im Alleingang (53., 55., 83., 90.). Sagenhafter Auftritt des Nationalspielers!

Für den Top-Torjäger ergaben sich nur wenige Großchancen. Umso mehr ackerte der Pole abseits der Box. Sein 2:1 leitete er selbst ein (45.), in der Schlussphase schnürte er den Doppelpack (87.).