Am Freitag werden die Olympischen Spiele in Paris eröffnet. Die Eröffnungsfeiern waren in der Vergangenheit häufig Anlass für historische und emotionale Momente. Wir geben einen Überblick:
1964 in Tokio
Ein junger bis dahin unbekannter Läufer namens Yoshinori Sakai entzündete die Olympische Flamme. So weit, so unspektakulär. Was dies dennoch zu einem bewegenden Moment machte: Sakai war in Hiroshima geboren worden. Am 9. August 1945. Am Tag, als die Bombe fiel.
1972 in München
Auch in Bayern bot die Ouvertüre zu den Sommerspielen bewusst einen Kontrast zu dunklen Zeiten: 36 Jahre nach den NS-Propagandaspielen von Berlin vollzogen 3500 Münchner Schulkinder begleitet vom Tölzer Knabenchor den traditionellen "Gruß der Jugend".
1984 in Los Angeles
Spektakulärer begann nie eine Eröffnungsfeier als jene der Spiele des Gegenboykotts: Erst paukte und blies ein monumentales Orchester das "Los Angeles Olympic Theme" von Grammy-Gewinner John Williams gen Himmel, in den fünf Flugzeuge das Wort "Welcome" schrieben - und aus dem schließlich ein "Rocketman" mit Raketenrucksack ins Stadion schwebte. So war Olympia im flirrenden Kalifornien der Achtziger.
1992 in Barcelona
So schön wurde die paralympische Bewegung nie in die Olympischen Spiele integriert: Spaniens Basketballstar Juan Antonio San Epifanio entzündete als Fackelträger einen Pfeil, den der Paralympics-Bogenschütze Antonio Rebollo quer durch das Stadion in die Flammenschale schoss und damit das Feuer entfachte.
1996 in Atlanta
Und dann stand er plötzlich da. Am ganzen Körper zitternd, die Fackel in der rechten Hand. Schwer von Parkinson gezeichnet, blickte Muhammad Ali ins weite Rund. Als er die Fackel mit beiden Händen packte und das Konstrukt entzündete, das dann hinauf zur Flammenschale schoss, lag eine atemlose Stille über der Arena. Der Größte. Und einer der größten Momente bei Olympia.
2000 in Sydney
Die zweiten Spiele in Australien brachten eine große Geste der Versöhnung. Die zweimalige 400-m-Weltmeisterin Cathy Freeman gehört den Aborigines an. Dass Freeman, die hartnäckig die Weltöffentlichkeit auf das Schicksal ihrer Volksgruppe aufmerksam gemacht hatte, als letzte Läuferin im Stadion das Feuer trug, war der erste große Höhepunkt der "Sydney Games".
2008 in Peking
Schon als Turner war Li Ning, der Dreifach-Olympiasieger von Los Angeles, ein absoluter Flugkünstler. Bei der Eröffnungsfeier seiner Pekinger Heimspiele setzte er sich aber die Krone auf: Als Schlussläufer hob Li Ning an einer Stahlseilkonstruktion gen Himmel ab, lief scheinbar schwerelos eine Runde am inneren Dachrand des Nationalstadions und entzündete schließlich die Flamme. Unvergesslich.
2012 in London
"Good Evening, Mister Bond" - und dann sprang "Her Majesty" auch noch aus dem Hubschrauber hinab ins Stadion. Natürlich war es nicht Elizabeth persönlich, die sich zu diesem waghalsigen Stunt hinreißen ließ, aber die Queen setzte zusammen mit Bond-Darsteller Daniel Craig den ersten Höhepunkt der Londoner Spiele mit typisch britischem Humor.