Als eines der ersten angereist, startet das deutsche Team als eines der letzten in die Eishockey-WM - gegen die vermeintlich leichtesten Gegner.
Philipp Grubauer musste sich noch einmal in voller Montur in den Bus quetschen. Für die Fahrt zum letzten Training in der Arena des lokalen Eishockey-Erstligisten vor dem WM-Start machte sich der NHL-Torwart so klein wie möglich.
Ab Samstag darf der 33-Jährige wieder groß sein - wenn nach fünf Tagen Wartezeit in Herning für die deutsche Nationalmannschaft endlich die Weltmeisterschaft beginnt.
"Die Jungs haben allmählich genug vom Training, das haben sie signalisiert", berichtete Bundestrainer Harold Kreis vor dem Auftaktspiel gegen den Aufsteiger und krassen Außenseiter Ungarn, "sie wollen jetzt einfach, dass die Spiele losgehen."
Bereits am Montag war die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes am WM-Spielort in Dänemark eingetroffen - zusammen mit den USA als eine der ersten.
Viermal Eistraining, zahlreiche Analysen und Besprechungen, immer wieder die viertelstündige Busfahrt vom Messezentrum an der WM-Arena Jyske Bank Boxen zur Halle der Herning Blue Fox, bei der vor allem die Goalies beim Ein- und Aussteigen ihre Flexibilität beweisen mussten - da brauchte es schon ein wenig Abwechslung.
Eishockey-Männer brauchen sofort Siege
Die Mannschaft spielte Fußballgolf, Kapitän Moritz Seider schwang zum TV-Interview den Minigolfschläger, im Hotel wurden die Karten gemischt und "einige Runden gezockt", wie Verteidiger Leon Hüttl erzählte.
Was man halt so macht, um in einer nicht sonderlich spannenden Stadt in Jütland das Warten auf den WM-Start als eines der letzten Teams zu überbrücken.
"Wir haben die Zeit gut genutzt", meinte Seider, mit 24 Jahren der jüngste WM-Kapitän der deutschen Mannschaft seit 1971, "wir sind zusammengewachsen." Jetzt heißt es sofort: Siege einfahren, Ausrutscher verboten! Denn anders als bei den vergangenen beiden WM-Turnieren warten auf die DEB-Auswahl mit Ungarn am Samstag, Kasachstan am Sonntag und Norwegen am Dienstag (jeweils 16:20 Uhr) die vermeintlich schwächsten Gegner der Vorrundengruppe B.
"Es ist auch mal schön, als Favorit ins Spiel zugehen. Der Rolle wollen wir gerecht werden", sagte Seider, mahnte jedoch: "Wenn du solche Spiele nicht gewinnst, wird es ziemlich schwer mit dem Viertelfinale." Das ist das erklärte erste Ziel, eine Fortsetzung wie vor zwei Jahren beim Silbercoup von Tampere erwünscht.
Noch letzte Fragezeichen beim DEB-Team
Erst nach dem Auftakt-Dreierpack kommen mit Vizeweltmeister Schweiz, Titelverteidiger Tschechien und den USA die dicken Brocken. "Zu schlagen sind alle, das haben wir in der Vergangenheit bewiesen", meinte Stürmer Patrick Hager, mit 162 Länderspielen der erfahrenste Spieler im deutschen Team.
Aber, betonte der 36-Jährige, der erstmals seit 2019 wieder an einer WM teilnimmt, "du darfst nicht zu weit nach vorne denken, nicht den Spielplan analysieren: Was kann passieren wenn?" Erstmal heiße es gegen die Kleinen: "Die Punkte einhamstern."
Dabei fehlen Kreis gegenüber den Vorjahren durchaus wichtige Leistungsträger: Der langjährige Kapitän Moritz Müller musste ebenso verletzt absagen wie DEL-Topverteidiger Kai Wissmann, die NHL-Stürmer John-Jason Peterka und Nico Sturm, die in den letzten beiden Jahren zusammen 18 WM-Tore erzielten, sind nicht dabei.
Ob dafür Tim Stützle nach dem NHL-Aus mit Ottawa in die Bresche springen kann, war auch am Freitag noch unklar.





