Skispringer Karl Geiger ist nach dem Weltcup in Engelberg zufrieden, sein Zwischenziel hat er erreicht. In seiner sport.de-Kolumne blickt er nun auf das große Saison-Highlight. Die Vierschanzentournee habe ihre eigenen Gesetze, so der DSV-Adler.
Luisa dreht mit Bedacht ihre Runden. Hier und da ein kleiner Wackler, ein neugieriges Austarieren der eigenen Grenzen. Wir sind in der Oberstdorfer Eislaufhalle und unsere Tochter probiert sich mit Lust und Laune auf dem Eis aus.
Nach aller Weltcuphektik habe ich begonnen, ruhig zu werden, Abstand zu bekommen und mich in den Weihnachtstagen zu regenerieren. Am Sonntag spät in der Nacht sind wir vom Schweizer Weltcup in Engelberg zurückgekommen, den ich von den Rahmenbedingungen her sehr stimmungsvoll fand.
Nach den Plätzen 5 und 9 in den beiden Bewerben war auch bei mir die Stimmung gehoben; mein Ziel, Top-Ten-Platzierungen zu realisieren, wurde erreicht und damit ein wichtiger Zwischenschritt. Die Sprünge insgesamt waren sehr ordentlich, es geht Schritt für Schritt in die richtige Richtung.
Auch die Stimmung im Team ist sehr gut, die Erfolge von Pius Paschke und die starken Leistungen von Andi Wellinger beflügeln und motivieren alle; wenn man die Besten jeden Tag im Training mit sich hat, hat das Einfluss auf einen selbst- es macht Spaß, Teil des Ganzen zu sein.
Oberstdorf ist nun der Ort- der Ort in Ruhe Weihnachten zu feiern, inmitten der Familie, vor allem mental auszuruhen, das Handy weit weg zu legen und Oberstdorf ist auch der Ort, sich in den Trainings den letzten Schliff zu geben, nochmal kleinteilig zu werden und an den Schrauben zu drehen, um den Flug zu optimieren.
Oberstdorf ist dann auch der Ort, an dem die Vierschanzentournee startet, der die Fans mit Spannung entgegenfiebern. Die Erwartungen sind nach dem bisherigen Saisonverlauf im deutschen Team hoch, sehr hoch. Aber jeder weiß, dass die Tournee ihre eigenen Gesetze und ihre eigene Dynamik hat. Vier Orte, vier Schanzen, dazwischen Reisen, die Medien- alles ist bei der Tournee etwas anders als bei "normalen" Weltcups – die mentale Disposition muss für einen Springer, der auf der Tournee performen will, einfach stimmen. Meine Haltung ist klar definiert. Ich will gute Sprünge zeigen, langsam das System optimieren, nichts mit Ungeduld und Hektik zwingen, aber motiviert angreifen. Den Einstieg in die Tournee auf der Heimschanze zu haben, ist sicherlich ein beruhigender Umstand.
Jetzt wird aber erstmal der "mentale" Akku aufgeladen. Ich freue mich auf die ruhigen Tage in Oberstdorf, bevor der Trubel losgeht.
Wir packen unsere Sachen und gehen nach Hause. Oberstdorf liegt im Schnee.Weihnachten kann kommen!
Herzliche Grüße
Karl Geiger


