Am Rande der Schach-Weltmeisterschaft zwischen Ding Liren und Dommaraju Gukesh sorgt ein Meme in den sozialen Netzwerken über den Titelverteidiger für Lacher im Netz. Dort kommt es nämlich außerordentlich gut an, wie entspannt sich der Chinese präsentiert. Geht es nach Superstar Magnus Carlsen sollten TV-Aufnahmen aus dem Ruheraum aber gar nicht erlaubt sein.
Vor der Schach-Weltmeisterschaft in Singapur war die Befürchtung groß, dass das Duell zwischen dem zuvor monatelang strauchelnden Titelträger Ding Liren und dem jungen Herausforderer Dommaraju Gukesh zu einer eher langweiligen Nummer wird. Doch der 32-Jährige hat bereits das ein oder andere Ausrufezeichen gesetzt, gewann etwa gleich zum Auftakt überraschend die erste Partie. Nach sechs Partien steht es ausgeglichen (3.0:3.0).
Und nicht nur das: Ding Liren macht auf Fans und Beobachter während der Spiele einen äußerst entspannten Eindruck. Im Ruheraum sitzt der Chinese oftmals regungslos im Sessel oder isst in aller Ruhe Nüsse.
"Ding chilling" wird zum Internet-Meme
Im Internet kursiert längst der Hashtag "ding chilling" - auch in Anlehnung an ein Meme, das vor ein paar Jahren durch einen Werbeauftritt des Wrestlers und Schauspielers John Cena in China entstanden war. Dieser hatte 2021 den Film "Fast & Furios 9" auf der chinesischen Plattform Weibo promotet, wobei er ein Eis in der Hand hielt und auf Mandarin sagte, der Film sei besser als Eis. Das chinesische Wort für Eiscreme sprach er so aus, als würde er auf Englisch sagen "bing chilling".
Ein Schach-Fan machte aus dem Meme nun "ding chilling" und setzte Ding Lirens Kopf virtuell via Photoshop auf den von John Cena.
Von all dem hatte Schach-Profi Ding Liren natürlich nichts mitbekommen. Das wurde auf der Pressekonferenz nach dem sechsten Spiel am Sonntag deutlich, als er darauf angesprochen wurde.
"Was bedeutet 'chilling'?", fragte der Chinese zunächst zurück, nachdem er die Frage nicht verstanden hatte. Der Mediensprecher sprang zur Seite und erklärte ihm, dass das neue Meme damit zusammen hängt, dass er ein Eis isst. Doch Ling Diren entgegnete nur: "Ich habe hier keine Eiscreme."
Schach-Superstar Carlsen: "Ich war stark dagegen"
Zwar sorgte diese Episode am Rande der Schach-WM für Unterhaltung, für den mehrfachen Weltmeister Magnus Carlsen hätte es allerdings nie dazu kommen dürfen, dass Ding Lirens Ruhephasen überhaupt thematisiert werden können.
Er erinnerte sich im Gespräch mit Schachspieler Levy Rozman, mit dem er für seine Schach-App "Take Take Take" die Spiele der WM analysiert: "Irgendwann haben sie angefangen, den Ruheraum zu filmen. Ich war sehr stark dagegen. Der Schiedsrichter hat eine Kamera, er muss natürlich sehen, was die Spieler machen. Aber ich wollte nicht, dass die Öffentlichkeit uns sieht. Ich wusste es beim ersten Mal auch gar nicht."
Der Norweger verstehe zwar, warum die Aufnahmen aus dem Ruheraum für die Zuschauer von Interesse sind. "Aber ich denke noch immer, dass die Räume für die Spieler privat bleiben sollten. Jeder geht mit seinen Pausen anders um", so Carlsen: "Ding sieht ziemlich entspannt aus. Ich würde ihm die Privatsphäre aber wünschen."
Rozman zufolge sei Schach eine "Sportart, die für den Zuschauer sehr hart" sein kann: "Wenn ein Spieler 15 Minuten lang überlegt, müssen wir ihn in den Ruheraum folgen und sehen, wie viele Walnüsse, Bananen oder Bisse vom Brownie er isst. Der Arme sitzt da einfach und entspannt und wir packen das dann auch noch in die sozialen Medien."
Deswegen, so der US-Amerikaner, werbe Magnus Carlsen "auch für Schnellschach, weil das Spiel aufregender ist und wir die Spieler nicht bis zur Toilette verfolgen müssen".
Am Dienstag (ab 10:00 Uhr im Live-Ticker auf sport.de) geht derweil die Schach-Weltmeisterschaft in Singapur weiter.
