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IOC trifft wegweisende Entscheidung

Droht der Nordischen Kombination der Super-GAU?

Droht der Nordischen Kombination das Aus?
Droht der Nordischen Kombination das Aus?
Foto: © IMAGO/nordphoto GmbH / Hafner
06. November 2024, 17:31

Die Nordische Kombination steht vor einer wegweisenden Saison. Bereits im Sommer 2025 fällt die Entscheidung darüber, ob sie auch ab 2030 weiterhin Olympia-Disziplin bleiben wird. Somit tickt die Uhr für Eigenwerbung.

Aus sportlicher Sicht gilt sie als Königdisziplin des Wintersports, doch im öffentlichen Ansehen ist die Nordische Kombination inzwischen eher am unteren Ende des Spektrums angesiedelt. Obwohl sich die Disziplin durch neue Formate und Weiterentwicklung auf Seiten der Frauen versucht, mit der Zeit zu gehen, werden die Weltcup-Veranstaltungen und damit auch die Sendezeiten im TV weniger.

Macht der Sport zwei Schritte nach vorne, gibt es auf organisatorischer Ebene drei Rückschritte. Sinnbildlich dafür steht das Zustandekommen des Weltcup-Kalenders für den Winter 2024/2025: Die Frauen bekommen in Oslo am legendären Holmenkollen ihre ersten Großschanzen-Wettkämpfe und auch erstmalig ein vollwertiges Seefeld-Triple. Auf der anderen Seite mussten das japanische Hakuba wegen finanzieller Probleme und das italienische Val di Fiemme wegen Verzögerungen beim Neubau der Schanzenanlage ihre Weltcups bereits im Frühjahr absagen.

Weil der Internationale Skiverband FIS und der DSV sich finanziell nicht einig werden konnten, fand auch Klingenthal als Ersatzort für Hakuba nicht den Weg in den Kalender. Der ist mit 19 Wettbewerben bei den Männern und 14 bei den Frauen in acht respektive sechs Orten nicht gerade voll besetzt und sorgte bei seiner Veröffentlichung Ende September für teils heftige öffentliche Kritik seitens der Athleten.

Nordische Kombination unter Zeitdruck

Zu diesem Zeitpunkt war ihnen wohl aber noch nicht bewusst, dass man diese Art von PR nun wirklich nicht gebrauchen könnte.

Drei Wochen später verkündete FIS-Renndirektor Lasse Ottesen beim Forum Nordicum in Lenzerheide (Schweiz), dass die Nordische Kombination unter Zeitdruck steht – und das mehr denn je: "Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat eine Veränderung vorgenommen, sodass die Entscheidung über das Olympia-Programm 2030 bereits im nächsten Sommer und nicht erst 2026 gefällt wird."

Bis dato wurde diese Entscheidung immer erst nach den vorangegangenen Winterspielen getroffen, und nicht davor. So wurde zuletzt erst nach Beijing 2022 über das Olympia-Programm 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo abgestimmt – für die Kombination mit dem Ergebnis, dass die Frauen erneut nicht zu Olympia dürfen.

Für 2026 wurden der Disziplin aufgrund der Gender-Equality-Agenda des IOC bereits 19 Quotenplätze gestrichen, sodass es nur noch 36 statt bisher 55 Sportler zu den Spielen schaffen werden. Obendrein wurde die Maximalzahl der Athleten je Nation auf drei statt bisher fünf zurückgesetzt, was zur Folge hatte, dass es nicht mehr den klassischen Team-Wettkampf mit vier Athleten je Nation gibt, sondern nur noch den Team-Sprint mit zwei.

Das vorläufige Programm für die Spiele 2030 in den französischen Alpen sieht die Nordische Kombination als Teil der Skisportarten weiterhin vor. "Wir befinden uns weiterhin in einem engen und guten Austausch mit dem IOC und gehen davon aus, dass die Entscheidung klar sein wird in dem Sinne, dass wir auch über 2026 hinaus Teil der olympischen Bewegung sein werden", gab sich Ottesen optimistisch.

Droht der Nordischen Kombination das Aus?

Darüber abstimmen wird das Executive Board des IOC, also jenes Gremium, das 2018 und 2022 bereits zwei Mal gegen eine Aufnahme der Frauen-Kombination gestimmt hatte und so dafür gesorgt hatte, dass sich die Sportart im Existenzkampf befindet.

Bereits Ende Mai 2022 und somit vor der letzten Entscheidung hatte Eric Frenzel, heutiger Bundestrainer, damals aber noch aktiver Athlet, im Gespräch mit sport.de davor gewarnt, dass die Sport bei einem Olympia-Aus "auf kurz oder lang aussterben wird, weil es keinerlei Anreize mehr gäbe, sie weiterhin zu betreiben."

Um diesen Super-GAU zu verhindern, bleiben den FIS-Verantwortlichen und den Aktiven und ihrem Umfeld somit noch gute acht Monate, oder anders gerechnet: 33 Weltcup-Bewerbe und fünf Medaillenentscheidungen bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim (Norwegen).

Gelingt dies, wird im Sommer 2026 darüber entschieden, wie viele Quotenplätze man für die Spiele 2030 erhält. Und die Königsdisziplin hätte wieder deutlich rosigere Zukunftsaussichten als aktuell.

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