Zehn NFL-Teams haben sich inzwischen Vermarktungsrechte für Deutschland gesichert, seit kurzem gehören auch die Pittsburgh Steelers dazu. Daniel Martin Rooney, bei den Steelers als Director of Business Development and Strategy für alle internationalen Themen zuständig, erklärt im Interview mit sport.de die Hintergründe.
Daniel Martin Rooney ist der Sohn von Steelers-Eigentümer Art Rooney II und gilt in Pittsburgh schon als dessen legitimer Nachfolger. Aktuell hat er aber noch eine ganz andere Aufgabe, die weit oben auf der Agenda steht: die Steelers außerhalb der USA nach vorne bringen.
Mexiko und Irland waren dabei wenig überraschend die ersten Top-Optionen. In Mexiko sind die Steelers extrem beliebt und haben eine große Tradition. Und Irland ist das Land, aus dem die Rooney-Familie im 19. Jahrhundert in die USA auswanderte. Eines Tages ein Spiel in Dublin austragen zu können, wäre deshalb etwas ganz Besonderes.
Seit Ende März haben die Steelers aber nun auch Vermarktungsrechte für Deutschland. Die Chiefs, Patriots, Panthers und Buccaneers waren die ersten vier Teams, die es nach Deutschland drängte, es folgten 2023 die Falcons und nun sind sogar fünf weitere Teams dazugekommen: die Lions um Superstar-Receiver Amon-Ra St. Brown, Colts, Giants, Seahawks und eben auch die Steelers.
Damit hat nun fast ein Drittel aller NFL-Teams in Deutschland einen Fuß in der Tür. Mehr muss man nicht wissen, um zu verstehen, was für eine große Bedeutung der deutsche Markt inzwischen hat. Nach den beiden Frankfurt-Spielen in der vergangenen Saison kehrt die NFL in diesem Jahr nach München zurück. Carolina steht als Heim-Mannschaft bereits fest, die Giants scheinen die wahrscheinlichste Option als Gegner.
Bringen sich die Steelers in Stellung für 2025? Auch dazu nimmt Rooney im Gespräch mit sport.de Stellung.
Die Steelers haben sich internationale Marketingrechte am deutschen Markt gesichert. Mit Mexiko und Irland waren die Steelers bereits in zwei Märkten aktiv, warum war es Ihnen wichtig, Deutschland noch hinzuzufügen?
Daniel Martin Rooney: Wir legen extrem großen Wert darauf, die Steelers auch außerhalb der USA bekannter zu machen und als Marke zu wachsen. Dass wir jetzt mit Mexiko, Irland und Deutschland gleich drei Märkte bespielen, ist der Beweis dafür, wie ernst und wichtig uns das ist. Wir wollen viel enger mit unseren Fans in diesen Ländern in Kontakt kommen und wir wollen natürlich auch neue Fans hinzugewinnen. Deutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einem heißen Markt entwickelt, da will jeder ein Teil davon sein, wir auch!
Wissen Sie, wie viele Steelers-Fans es in Deutschland gibt?
Rooney: (lacht) Steelers Nation ist überall, auch in Deutschland! Ich kann Ihnen keine genauen Zahlen verraten, aber ich kann sagen, dass wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigt haben. Die Steelers gehören in puncto Fans zu den Top 5 in Deutschland. Das ist schon mal eine tolle Ausgangsposition zum Start, aber wir glauben, dass da noch Luft nach oben ist und wir weiter nach oben kommen können.
Ihre Familie hat einen irischen Background, insofern liegt die Verbindung zu Irland sehr auf der Hand, gibt es auch eine Beziehung zu Deutschland?
Rooney: Die gibt es tatsächlich, da meine Mutter deutsche Vorfahren hat. Aber ich muss leider zugeben, dass ich selbst noch nie in Deutschland war. Persönlich gesprochen ist das für mich überragend, dass ich jetzt den besten Grund überhaupt habe, in Zukunft regelmäßig nach Deutschland zu kommen. Ich weiß natürlich ein paar Dinge, gerade wie groß Fußball bei Euch ist und ich kenne auch ein paar Eurer Nationalspieler, aber ich kann es kaum abwarten, Deutschland und die Kultur besser kennenzulernen. Und vor allem die deutschen Steelers-Fans zu treffen. Wir wollen unsere deutschen Fans genauso erreichen wie unsere Fans hier in den USA, da soll es keinen Unterschied mehr geben.
Auf was können sich die deutschen Steelers-Fans freuen?
Rooney: Wer verfolgt hat, was wir in Mexiko und Irland schon auf die Beine gestellt haben, bekommt einen Eindruck, was wir auch in Deutschland planen. Wir wollen Watch Partys für Regular-Season-Spiele an ikonischen Orten veranstalten. Wir wollen Football Clinics mit aktuellen und ehemaligen Steelers-Spielern anbieten. Im vergangenen Jahr haben wir ein Kicking Camp in Mexiko gemacht. Mit dem Ergebnis, dass wir Alfredo Gachuz gefunden haben. Er war so gut, dass wir ihn ins Rookie-Minicamp eingeladen haben. Wir sind auch gespannt darauf, zu sehen, was es in Deutschland für Talente gibt.
Da wir gerade bei deutschen Talenten sind: Sie haben nach dem Draft Edge Rusher Julius Welschof unter Vertrag genommen.
Rooney: Das ist natürlich jetzt ein ganz gutes Timing, dass wir einen deutschen Spieler unter Vertrag nehmen konnten. Ich freue mich schon sehr, Julius kennenzulernen. Er hat in Charlotte auf einem guten College gespielt und Erfahrungen gesammelt, er ist ein sehr talentierter Junge. Wir haben als Franchise generell die Einstellung, dass wir die ganze Welt scouten. Wir drehen jeden Stein um und versuchen, überall Talente zu entdecken. Die NFL Academy macht da einen super Job, auch das International Player Pathway Program ist super - wer weiß, vielleicht macht eines Tages ein Deutscher wichtige Plays für uns, das wäre fantastisch.
Ihr Special-Teams-Star Miles Killebrew spricht deutsch. Hat er jetzt einen Zweitjob als Deutschland-Botschafter?
Rooney: Absolut, die deutschen Steelers-Fans werden einiges von Miles zu sehen bekommen, er freut sich total darauf. Wir werden so viel Content wie möglich für den deutschen Markt kreieren und wir werden vor allem sehr präsent sein. Wenn du so eine Entscheidung triffst, in einem Markt aktiv zu sein, dann musst du das erstens mit vollem Elan und voller Leidenschaft machen. Und zweitens musst du vor Ort sein und kannst das nicht aus den USA steuern. Im Moment arbeiten wir an den Plänen für 2024 und hoffen, dass wir schon bald Updates haben werden für unsere Fans in Deutschland.
Der Football-Hype in Deutschland ist durch die Spiele in München und Frankfurt nochmal ganz anders auch in den USA angekommen. Gab es einen besonderen Moment, an dem Sie gemerkt haben, wie verrückt das ist, was in Deutschland abgeht?
Rooney: Du bekommst natürlich mit, dass Millionen Fans in Deutschland Tickets zu den Spielen kaufen wollten. Das ist schon krass. Und du bekommst es auch mit, wenn du mit der NFL direkt sprichst. Da heißt es jetzt schon seit längerem, dass Deutschland das coole Kind am Tisch ist, um es mal so auszudrücken. Ihr habt da echt was bewegt. Aber für mich waren es dann vor allem auch die Spiele, die ich im TV gesehen habe. Ich habe die ausverkauften Stadien gesehen, die Schlangen vor den Stadien, und selbst bei der TV-Übertragung hast du gespürt, was das für eine unfassbare Atmosphäre sein muss. Wir wollen das mit den Steelers auch erleben.
Dann sind wir ja bei der Millionen-Dollar-Frage angekommen: Wann spielen die Steelers in Deutschland?
Rooney: Ich bin selbst gespannt, wann es so weit sein wird. Wir arbeiten da eng mit der Liga zusammen, wenn der Spielplan jedes Jahr zusammengestellt wird. Generell ist es ja kein Geheimnis, dass die NFL die Anzahl an internationalen Spielen weiter erhöhen wird. Und dann schauen wir mal. Für uns ist klar, dass wir auf jeden Fall gerne in allen drei Märkten spielen würden, in Mexiko, in Irland und in Deutschland. Nur weil Deutschland als letzter Markt dazu gekommen ist, heißt das nicht, dass wir auch als Letztes in Deutschland spielen werden, da ist nichts in Stein gemeißelt.
Mehr dazu:
2025 ist die AFC wieder an der Reihe mit neun Heimspielen, Vier AFC-Teams haben Marketingrechte in Deutschland, die Chiefs, Patriots, Colts und Steelers. Drei dieser vier Teams waren schon in Deutschland… was ist die logische Schlussfolgerung?
Rooney: (lacht) Das klingt alles ganz gut. Nein, die NFL wird das am Ende vor allem entscheiden, ich kann nur betonen, dass wir bereit stehen. Wir sind wirklich heiß darauf.
Früher waren ja gerade die Spieler immer etwas skeptisch, was Spiele in Europa angeht, alleine wegen der langen Reise. Was bekommen Sie heute für Reaktionen, wenn Sie mit den Spielern sprechen?
Rooney: Es hat sich schon verändert. Wir haben ja 2013 in London gespielt und ich erinnere mich, dass viele es als tolle Erfahrung gesehen und viel Positives mitgenommen haben. Aber das ist jetzt über zehn Jahre her, ich glaube, dass die Spieler auch sehen, was bei den Spielen in Deutschland los ist und das auch selbst erleben wollen. Dieses Feedback bekomme ich bei uns auf jeden Fall. Aber eines ist auch klar: So ein Trip fühlt sich immer besser an, wenn du mit einem Sieg in den Flieger nach Hause steigst. Das war 2013 leider nicht so, aber dafür hoffentlich beim nächsten Mal.
Das Interview führte Florian Regelmann




































