Lamonte Winston ist seit einem Jahr der Chef der NFL Academy. Im Interview mit sport.de spricht Winston über die einzigartige Talentfabrik, die perspektivisch auch für neue deutsche Draft Prospects und Stars in der NFL sorgen soll.
“Die Academy ist ein extrem wichtiger Baustein für das Football-Development. Wir brauchen deutsche Stars in der NFL, wir brauchen diese lokalen Champions”, hatte NFL-Deutschland-Chef Alexander Steinforth vor der vergangenen NFL-Saison gegenüber sport.de die Bedeutung der NFL Academy erklärt.
Das Ziel ist klar: Die Anzahl internationaler Spieler in der NFL soll bedeutend erhöht werden. 2019 wurde deshalb die NFL Academy gegründet, die heute im englischen Loughborough ihren Sitz hat.
Dort haben aktuell 62 junge Football-Talente aus 13 Ländern - alle zwischen 16 und 19 Jahre alt - die Gelegenheit, auf einem ähnlichen Niveau wie an einer US-High-School ausgebildet zu werden, um dann bereit für den Schritt ans College zu sein und im Idealfall irgendwann beim Draft aufzuschlagen. Über 40 Studenten haben in den vergangenen Jahren bereits Scholarships ergattert und sind ihrem Traum NFL-Profi einen entscheidenden Schritt näher gekommen.
NFL Academy: Zwölf deutsche am Start
Auch zwölf deutsche Hoffnungsträger sind momentan Teil der Academy, die sich innerhalb von nur wenigen Jahren zu einem einzigartigen Talentsichtungs- und Förderprogramm entwickelt hat. Auch der akademische Teil der Ausbildung kommt nicht zu kurz und läuft über die Schule der Loughborough University.
Um den höchsten Standards einer internationalen Talentfabrik gerecht zu werden, braucht es logischerweise auch Top-Leute an der Spitze. Und es könnte wohl kaum einen besser geeigneten Mann für den Chefposten an der Academy geben als Lamonte Winston.
Winston ist inzwischen Mitte 60 und hat über 37 Jahre im American Football auf dem Buckel, davon 25 Jahre in der NFL bei den Kansas City Chiefs und bei den damals noch in Oakland beheimateten Raiders.
Mehr noch: Winston gilt in puncto Spielerentwicklung als absolut führend, so hat die NFL 2002 nach ihm und nach Hall-of-Fame-Safety Donnie Shell sogar eigens einen Award eingeführt, der das beste Entwicklungsprogramm in der NFL würdigt.
Im Interview mit sport.de spricht Winston über seine faszinierende Karriere, erzählt von seiner Zeit mit Legende Joe Montana und verrät, was sein großes Ziel mit der Academy ist.
Mr. Winston, vor über 40 Jahren haben Sie Ihre Karriere im Coaching begonnen. Wie ging es damals los?
Lamonte Winston: (lacht) Jetzt fühle ich mich alt, danke. Mein erster Coaching-Job war an der Albany High School in Kalifornien. Das war witzig. Sie haben mich als Assistant Coach angestellt, aber als ich meinen ersten Tag hatte, haben sie mir plötzlich gesagt: Du musst bitte das ganze Programm leiten. Das war verrückt, ich war von einer Sekunde auf die andere für alles zuständig. Aber es war natürlich auch ein Segen für mich, weil ich so in ganz kurzer Zeit so viel lernen konnte. Und ganz schlecht waren wir auch nicht, wir haben im ersten Jahr sofort die erste Meisterschaft in der Geschichte der Albany High School gewonnen. Danach bin ich als Coach ans College gewechselt, zuerst ans Merritt College in Oakland, wo ich sogar meinen Bruder Kevin trainieren durfte. Er ist heute Vice President of Player Affairs bei den Carolina Panthers. Danach war ich vier Jahre lang an der San Francisco State University, gefolgt von drei Jahren an der University of Nevada. Ich habe den Coaching-Job wirklich von der Pike auf gelernt.
War es damals Ihr Traum, eines Tages Head Coach in der NFL zu werden?
Winston: Das könnte man meinen, aber das war tatsächlich überhaupt nicht mein Traum. Mein Traum war es vielmehr, General Manager eines NFL-Teams zu werden. Das hat aber auch nicht geklappt. (lacht) Je länger ich gecoacht habe, desto mehr habe ich gemerkt, dass das für mich nicht meine Erfüllung darstellt. Die Head-Coaching-Rolle war ohnehin nicht so meine, ich habe es immer mehr geliebt, bestimmte Positionen zu coachen, das hat mir mehr Spaß gemacht. Mit der Zeit habe ich aber vor allem gespürt, was meine große Leidenschaft ist: Das Personalmanagement, Spieler zu entwickeln und zu fördern - das ist bis heute meine große Passion. Ich hätte gerne einmal die Chance gehabt, als General Manager alle verschiedenen Puzzleteile einer Organisation zusammensetzen zu können, das finde ich ultra-spannend, aber ich bin auch sehr froh und dankbar, wie meine Karriere in der Personnel-Schiene gelaufen ist.
Was hat Sie so fasziniert daran, Spieler zu scouten?
Winston: Für mich ist das Scouting von Talenten pure Magie. Das macht den Sport für mich aus. Ich könnte mich den ganzen Tag mit der Evaluierung von Spielern beschäftigen. Wie gut ist ein Prospect? Ist er wirklich ein Erstrundenpick oder doch eher jemand für Runde zwei oder drei? Ist er ein Fünftrundenpick oder eher ein Siebtrundenpick für uns? Ich liebe diese Diskussionen. Es geht nicht nur darum, Videos zu studieren und sich zahlreiche physische Werte eines Spielers anzuschauen, eine ganzheitliche Bewertung ist so komplex. Aber eben auch so reizvoll.
Wie sind Sie 1993 bei den Kansas City Chiefs gelandet?
Winston: Das hatte ich zu einem großen Teil Herm Edwards zu verdanken. Er war damals Defensive Backs Coach der Chiefs und ich hatte ihn zu meiner College-Zeit in Nevada kennengelernt, weil wir einige Talente in unserem Team hatten, für die sich NFL-Teams interessierten. Herm und ich mochten uns und als bei den Chiefs eine kleine Tür aufging, hat er an mich gedacht. Sie müssen wissen: Es ist so verdammt schwer, in der NFL einen Fuß in die Tür zu bekommen. Jeder will irgendwie in die NFL, die Schlange ist unendlich. Egal, für welche Rolle. Und meine Rolle war zu Beginn die kleinste, die sie sich vorstellen können. Ich war nicht ganz unten im Organigramm, ich war unterhalb von ganz unten. Und unglaublich schlecht bezahlt. (lacht) Aber es war mir egal, ich wollte die Chance unbedingt beim Schopfe packen.
Was war Ihre Aufgabe?
Winston: Ich kam also im April 1993 zu den Chiefs, direkt vor dem Draft. Ich erlebte direkt, was den Draft so unberechenbar macht. Wir hatten keinen Pick in den ersten beiden Runden, aber in der dritten Runde schnappten wir uns Will Shields aus Nebraska, der als Guard zur Legende werden sollte und 2015 in die Hall of Fame aufgenommen wurde. Carl Peterson war damals der GM in Kansas City, eine absolute Koryphäe und ein Vorbild für mich, von ihm habe ich unglaublich viel gelernt. Genauso wie von Marty Schottenheimer, der erste Head Coach in der NFL, mit dem ich zusammenarbeiten durfte. Ich durfte mich zu Beginn als regionaler Scout beweisen. Das klingt jetzt nicht besonders spektakulär, aber für mich war das mit die beste Zeit meines Lebens. Ich habe von Montag bis Freitag den ganzen Tag lang Tapes angeschaut und am Wochenende war ich bei den College-Spielen live vor Ort. Jetzt mal ehrlich: Gibt es etwas Besseres für einen Football-Junkie? Okay, es war ein bisschen einsam, weil du ständig nur unterwegs warst, aber es war dennoch eine fantastische Zeit.
Sie haben ja damals auch noch die Jahre von Joe Montana in Kansas City erlebt?
Winston: Joe Montana ist eine absolute Legende, es war die pure Freude, ihn spielen zu sehen. Aber fast noch beeindruckender war für mich zu erleben, was für ein bodenständiger, offener und herzlicher Typ er war. Und er hatte immer den Schalk im Nacken. Er war ein echter Witzbold, der die ganze Zeit versucht hat, seinen Teamkollegen Streiche zu spielen. Aber sobald er aufs Feld gelaufen ist, war er ein anderer Mensch, dann war nur noch Business angesagt.
Die Chiefs befinden sich aktuell mit Andy Reid als Head Coach und Patrick Mahomes als Franchise-Quarterback in einer goldenen Ära. Gibt es dafür für Sie noch andere Gründe abseits dieser Coach-QB-Kombination?
Winston: Wir hatten damals zwar keinen vergleichbaren Erfolg, aber wir hatten auch damals keine schlechten Jahre in Kansas City. Natürlich ist die Dynasty jetzt eng mit Andy Reid und Patrick Mahomes verknüpft, aber ich glaube, dass die Basis für den Erfolg des Franchise schon viel früher gelegt wurde. Die Hunt-Familie hat es geschafft, in Kansas City eine Kultur zu erschaffen, die für jeden Spieler, der nach Kansas City kommt, sofort spürbar wird. Die Spieler, die für die Chiefs spielen, wissen um die Geschichte der Hunt-Familie, sie wissen um die Geschichte der Chiefs und verschreiben sich dieser Kultur total. Das macht für mich einen entscheidenden Unterschied zu anderen Franchises und hat den Weg geebnet zur Dominanz von heute.
Sie waren fast 17 Jahre bei den Chiefs, ehe Sie die zweite Station in der NFL ausgerechnet bei den Raiders hatten.
Winston: Das war natürlich schon sehr speziell. Ich bin als glühender Raiders-Fan aufgewachsen. Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen, als ich selbst Silver and Black tragen durfte. Andererseits war ich vorher bei den Chiefs. Dort waren es die verhassten Raiders. Und bei den Raiders waren es dann die verhassten Chiefs. Ich habe gerade von der Hunt-Familie gesprochen, bei den Raiders hatte ich mit Al Davis den nächsten ikonischen Besitzer. Sowohl er als auch Lamar Hunt waren absolute NFL-Pioniere und haben die NFL entscheidend geprägt. Reggie McKenzie war der GM, der mich zu den Raiders holte, auch einer der besten Fachmänner in puncto Spieler-Evaluierung, der mir in all den Jahren begegnet ist. Auch die Zeit bei den Raiders war extrem lehrreich, man sagt nicht umsonst: Es gibt 31 Teams in der NFL und dann gibt es da noch die Raiders. (lacht) Das Team hat auch so eine tolle Geschichte in der NFL, aber manchmal eben einen anderen Ansatz als der Rest der Liga.
Mehr dazu:
Auf was sind Sie am meisten stolz, wenn Sie an Ihre Zeit in der NFL denken?
Winston: Für mich stand immer meine Beziehung zu den Spielern im Vordergrund. Dass ich so ein Verhältnis zu ihnen aufbauen konnte, dass sie mir vertraut haben und sie mich alle ein Stück weit in ihr Leben gelassen haben, darauf bin ich am meisten stolz. Dabei ist es ganz egal, ob es ein späterer Hall of Famer oder ein Undrafted Free Agent war, da habe ich nie einen Unterschied gemacht. Dass viele von ihnen mich heute als Freund bezeichnen würden, das bedeutet mir die Welt. Und dass ich mir durch Fleiß und harte Arbeit von ganz unten für 25 Jahre einen Platz in der NFL erarbeiten konnte, das ist für mich keine Selbstverständlichkeit. Es ist ein Privileg, dass ich so lange dabei war und noch immer dabei bin in meiner neuen Rolle als Leiter der NFL Academy. Und meinen Sohn Cameron, der hier als Defensive Backs Coach arbeitet, habe ich auch noch an meiner Seite, auf ihn und seine Entwicklung bin ich auch stolz. Ich wollte eigentlich nie mit ihm zusammen in einem Team arbeiten, aber ich brauchte seine Expertise und er hat sich den Job mehr als verdient.
Wir erleben in der NFL regelmäßig, dass Stars abseits des Feldes in Probleme kommen, zuletzt war mit Rashee Rice ein Chiefs-Receiver in den Schlagzeilen. Was denkt jemand wie Sie darüber, der so viel Erfahrung hat im Umgang mit den Spielern, auch in schwierigen Zeiten?
Winston: Ich glaube, dass es keine Liga gibt, die so viel tut, um den Spielern zu helfen und solche Situationen zu vermeiden wie die NFL. Ich denke zum Beispiel an das verpflichtende Rookie-Programm, das alle Spieler durchlaufen müssen. Es wird wirklich sehr viel getan. Wenn ich dann gefragt werde, warum solche Fälle immer wieder vorkommen, kann ich nur sagen: Das ist das Leben. Das ist die Wahrheit. Menschen treffen jeden Tag Entscheidungen und jede Entscheidung bringt Konsequenzen mit sich. Das geht uns beiden genauso wie den Jungs in der NFL. Die Spieler machen sich nur leider nicht immer klar, was sie für 15 Sekunden Spaß alles aufs Spiel setzen. Der Junge hat jetzt seine Karriere gefährdet mit seinem Verhalten - für was? Er muss damit jetzt umgehen und sich dafür verantworten, auch seinen Teamkollegen gegenüber. Wir alle werden jeden Tag vom Leben vor Prüfungen gestellt, manchmal sind es nur schlechte Gedanken, die wir im Kopf haben, und manchmal werden leider schlimme Fehler gemacht. Zu glauben, dass wir das verhindern können, ist leider nicht realistisch. Wichtig ist es, dass wir daraus lernen und an unseren Fehlern wachsen.
Sie sind vor einem Jahr zur NFL Academy gekommen. Sie sind in Kalifornien aufgewachsen und haben dort lange gelebt, jetzt sitzen Sie über 8000 Kilometer entfernt in England. Was hat Sie gereizt, diesen großen Schritt zu machen?
Winston: Ich muss zugeben, dass ich mich am Anfang erstmal über die NFL Academy informieren musste, weil ich da gar nicht im Bilde war. Ich erinnere mich noch gut, wie es war, als ich für die ersten Gespräche nach England geflogen bin. Ich saß genau hier an dem Platz in der Cafeteria. Was mich begeistert hat, waren von der ersten Sekunde an die jungen Männer, die ich hier getroffen habe. Die verschiedenen Akzente zu hören, ihre tollen Geschichten - mir war sofort klar, dass ich diese Aufgabe lieben werde. Ich war 25 Jahre in der NFL und jetzt habe ich die Chance, jungen Menschen zu helfen, einen Traum zu erfüllen. Was kann es Schöneres geben? Wir haben 62 Studenten aus 16 Ländern aktuell in der Academy. Alle werden bei uns eine gute Ausbildung bekommen und eine unvergessliche Zeit erleben. Das ist das Mindeste. Alle haben aber auch eine Chance, vielleicht eines Tages in der NFL zu landen. Vielleicht wird nicht jeder dabei einen Ball in der Hand haben, aber es gibt auch tausend andere spannende Jobs in der NFL, ob das im Marketing oder in der Physiotherapie ist - es gibt so viele Wege.
Wann haben Sie persönlich gemerkt, wie krass die Entwicklung außerhalb der USA tatsächlich ist?
Winston: Ich kann mich erinnern, dass wir mit den Chiefs ein paar Spiele in Mexiko hatten, aber das war Mexiko, da hattest du auch die Erwartung, dass die Begeisterung groß ist. Der richtige Aha-Effekt kam für mich, als wir mit den Raiders im Londoner Wembley Stadium spielen durften. Wenn du das live im Stadion erlebst, die Trikots von allen möglichen Teams siehst und die Begeisterung spürst, dann macht das was mit dir. Inzwischen hat sich das ja alles noch tausend Mal multipliziert. In den vergangenen Jahren ist das Wachstum explodiert, natürlich vor allem in Deutschland, aber wir sehen insgesamt, dass ganz viele Märkte heiß auf Football sind. In der neuen Saison werden wir ein Spiel (Eagles vs. Packers) in Sao Paulo haben. Diese Entwicklung wird auch nicht mehr aufhören. Die NFL ist nicht dafür bekannt, langsamer zu werden, wenn sie sich an einer Sache festgebissen hat. Die NFL wird in Spanien spielen, in Italien, in Frankreich. Wir werden immer mehr Talente herausbringen, die es in einen Kader eines NFL-Teams schaffen, auch über das International Pathway Program. Wir sehen jetzt schon, dass Teams gierig sind, Talente überall auf der Welt zu entdecken. Und wir wollen mit der Academy, die wirklich einzigartig in der Welt ist, auch unseren Teil dazu beitragen, dass Football ein echter globaler Sport wird.
Wie überrascht waren Sie vom Level der Talente, als Sie Ihren Job angefangen haben?
Winston: Das ist eine gute Frage. Ich war schon sehr überrascht und es verblüfft mich bis heute, wie physisch talentiert unsere Jungs sind. Ich kann Ihnen eines sagen: Wir haben hier ein paar große Jungs herumlaufen, ein paar gigantische Jungs. Richtige Freaks. Aber ich habe auch direkt viel Skill gesehen, egal aus welchem Land sie kommen oder welchen Background sie haben. Oder wenn ich an unseren QB Giacomo aus Italien denke, er ist hier oben im Kopf schon enorm stark. Keiner hat Angst davor, die nötige Arbeit reinzustecken. Jeder liebt es, hier an der Academy zu sein und nimmt das nicht als Selbstverständlichkeit hin. Die Jungs machen mich manchmal fertig, weil sie immer mehr und mehr lernen wollen, aber genau so ist es richtig.
Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung für die Talente im Vergleich zum Nachwuchs aus den USA?
Winston: Die größte Herausforderung ist sicherlich, dass sie mit einem großen Rückstand ins Rennen gehen, weil sie meist nicht viel Football-Erfahrung haben. Auf der anderen Seite ist das zumindest so gesehen ganz gut, dass sie daher auch keine schlechten Angewohnheiten haben. Aber es ist und bleibt ein langer und steiniger Weg. Warum sollten Scouts über den großen Teich fliegen, wenn sie doch all die Talente in den USA vor der Haustür haben? Wir müssen unsere Jungs so gut vorbereiten, dass sie bereit sind für den Schritt an ein College in den USA. Deshalb bekommen sie bei uns den kompletten American Way of Life. Es geht nicht nur ums Training auf dem Feld, es geht um die Schule, es geht um Social Skills, es geht um die richtige Ernährung, es geht darum, morgens um 6 Uhr im Gym zu sein. Wenn sie den Sprung rüber machen, soll ihnen nichts fremd vorkommen. Es ist eine Challenge, aber dafür ist das Leben da. Wir haben in den vergangenen Jahren schon gezeigt, dass unsere Talente mithalten können. Wir hatten in der vergangenen Saison schon zwölf Spieler, die College Ball gespielt haben.
Es gab erst jetzt wieder ein super Beispiel für die Arbeit der Academy ...
Winston: Oh ja! Erst vor ein paar Wochen hat Offensive Tackle Yahya Attia eine Scholarship in Colorado bekommen. Er ist so ein gutes Vorbild für alle hier. In Ägypten geboren, in Wien aufgewachsen, dann kam er zu uns, ohne Technik, ohne Football-Know-how - aber mit einer immensen Athletik. Und jetzt geht er nach Colorado zu Deion Sanders und soll dessen Sohn Shedeur beschützen, sensationell!
Was ist das ultimative Ziel, das Sie mit der Academy verfolgen?
Winston: Für mich gibt es zwei Komponenten. Das erste Ziel ist, dass wir wirklich Schülern aus der ganzen Welt eine Chance geben wollen. Wir wollen Talente auf einer polynesischen Insel finden. In Australien. In Afrika. Wir wollen Mädchen aus der ganzen Welt an Flag Football heranführen. Und natürlich ist es das große Ziel, dass Commissioner Roger Goodell irgendwann beim Draft auf die Bühne kommt und den Namen eines unserer Talente ausruft. Der Talentpool für die NFL soll durch die Academy globaler und noch größer werden.
Glauben Sie, dass der Tag kommen wird, an dem ein Prospect, das hier an der Academy war, in der ersten Runde gedraftet wird?
Winston: Im Moment wäre ich froh, wenn wir es schaffen, dass einer unserer Jungs eines Tages in der siebten Runde gedraftet wird. Sollte das jemand schaffen, wäre das eine unglaubliche Leistung, wenn wir bedenken, wo diese Jungs herkommen und wie weit der Weg für sie ist. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Ja, ich glaube auch, dass eines Tages ein First Rounder dabei sein wird, wir wollen ja schließlich auch groß träumen. Und vielleicht ist es sogar ein Deutscher. Ich liebe unsere deutschen Studenten. Sie sind alle extrem diszipliniert und gehen Ihrer Arbeit sehr ernsthaft und gewissenhaft nach, das macht richtig Spaß zu sehen. Wir werden definitiv einen großen Wert darauf legen, weiterhin Jungs aus Deutschland zu recruiten. Wir sind davon überzeugt, dass wir sie auf ein Level bekommen, mit dem sie für Scholarships in den USA interessant werden. Dominic Braesch (Offensive Lineman, Anm. d. Red.) hat es bereits an die Georgia State University gepackt, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nächsten folgen werden.
Jetzt steht der NFL-Draft auf dem Programm. Sie haben erzählt, dass Sie gerne General Manager geworden wären. Was ist aus Ihrer Sicht denn ein Fehler, den man im Draft nicht machen darf?
Winston: Du solltest deine Entscheidungen nicht basierend auf irgendwelchen Highlight-Videos treffen. Manche Leute werden verblendet von Highlights und werfen in diesem Moment ihre Grundüberzeugungen über Bord. Das darf nicht passieren. Du musst die nötige Arbeit reinstecken, du musst auch wissen, was deine Coaches für einen Spielertyp brauchen. Du musst auch bedenken, auf welche menschlichen Eigenschaften deine Organisation Wert legt. Drafte nur Spieler, die dir auf und neben dem Feld helfen, erfolgreich zu sein.
Das Interview führte Florian Regelmann
Den NFL Draft seht Ihr ab Freitag um 1 Uhr live, kostenlos und werbefrei bei RTL und auf RTL+. Zudem begleitet sport.de alle sieben Runde im ausführlichen Liveticker.





































