Wenn die Kansas City Chiefs am Sonntag auf die Miami Dolphins in Frankfurt (ab 15:30 Uhr live auf RTL) treffen, steht uns ein Offensivfeuerwerk ins Haus. Beide Teams definieren sich über ihre Offenses, auch wenn die Ansätze teils grundlegend verschieden sind. Doch was genau macht diese Units jeweils so stark?
Alles beginnt mit den Quarterbacks. Die Chiefs setzen auf den zweimaligen MVP und Super-Bowl-Sieger Patrick Mahomes, der gemeinhin als bester QB der NFL gilt. Auf der anderen Seite vertrauen die Miami Dolphins auf Tua Tagovailoa, der aktuell ganz oben zu finden ist, wenn es um die diesjährigen MVP-Kandidaten geht. Beide sind integraler Bestandteil ihrer jeweiligen Offenses, obgleich sie grundsätzlich schon sehr verschieden sind, was auch für die Offensivreihen der beiden Teams gilt.
NFL: Die Offense der Kansas City Chiefs
Patrick Mahomes ist seit 2018 der Starter der Chiefs. Seither stand er in jedem Jahr im AFC Championship Game, erreichte drei Super Bowls und gewann zwei davon. Doch wäre das nicht schon beeindruckend genug, sei noch erwähnt, dass die Anfangsphase dieser Erfolgsgeschichte noch eine grundlegend andere Offense inklusive eines anderen Ansatzes hatte als das heute der Fall ist.
Head Coach Andy Reid ging nämlich in den vergangenen Jahren vermehrt mit der Zeit und nahm teils grundlegende Änderungen vor, um sein Team auf höchstem Niveau zu halten.
Begann man einst als explosive Einheit, in der Shot Plays zum festen Bestandteil gehörte und sogar das Hauptmittel waren, um Gegner zu besiegen, ging der Trend in den vergangenen Jahren immer mehr dazu über, mehr Kontrolle über das Spiel zu übernehmen und deutlich kürzere Pässe zu werfen. Die Konstante ist Mahomes - und seine immer offene Anspielstation Travis Kelce -, doch auch er hat sich entsprechend verändert.
Er bricht häufig aus der Pocket aus, scrambelt und wirft dann. Hatte er 2018 noch zwei Scrambles pro Spiel, sind es aktuell deren drei. Diese Offense setzt dieser Tage auffällig häufig auf sogenannte Broken Plays, also solche, bei denen die Struktur zusammenbrach - oder Mahomes sie selbst zum Kollabieren brachte, weil ihm nicht gefiel, was er sah.
Mit etwas mehr Zeit sind seine Anspielstationen dann meist doch offen und umso gefährlicher, weil es schwer ist, sich als Defense auf Freesytle-Chaos einzustellen. Speziell wenn Mahomes mobil wird.
Was den Chiefs weitestgehend abgeht, sind explosive Plays. Sie haben zwar immer noch eine sehr hohe Pass-Rate in early Downs (64,4 Prozent - Rang 2 der NFL), aber diese sind eben kürzer als früher und sollen eher das Run Game ersetzen und den Ball kontrollieren, anstatt das Spiel mit einem Play aufzubrechen.
Dazu fehlen schlicht die Playmaker. Entsprechend kommt es derzeit seltener zu klaren Ergebnissen - man belegt nur Rang 12 der Liga mit 23,4 Punkten im Schnitt. Da man jedoch auch eine der derzeit besten Defenses stellt, fällt es aktuell nicht so ins Gewicht.

NFL: Die Offense der Miami Dolphins
Ganz anders sieht es da bei den Dolphins dieser Tage aus. Hier lebt man von explosiven Plays. Vor allem aber gelingt es, diese innerhalb der Struktur zu erzeugen. Tua, der zwar theoretisch auch gut zu Fuß ist, hat in acht Spielen erst sieben Scrambles unternommen.
Mehr noch: er hat seinen ultraschnellen Release sogar nochmal klar verbessert. In seinen ersten drei Saisons brauchte er immer ziemlich genau 2,52 Sekunden zum Wurf. In diesem Jahr sind es nur noch 2,28 Sekunden.
Natürlich helfen hier jede Menge Screens. Doch auch mit diesen übertrifft er seine durchschnittliche Passtiefe aus der Prä-McDaniel-Zeit in Miami. Aktuell liegt sie bei 8,3 Yards, nachdem es im Vorjahr bis zu seinen Verletzungen sogar 10,1 waren. Und hier kommt dann vor allem Mike McDaniel ins Spiel, dem es gelungen ist, Tuas grundlegendes Spiel ideal in sein Scheme zu integrieren, ohne unbedingt den Long Ball zu erzwingen.
Genauso gelingt es ihm, Balance in die Play-Auswahl zu bringen. Die Early-Down-Pass-Rate der Dolphins liegt bei gerade mal 55,6 Prozent. Sie können sich dies jedoch leisten, weil sie das effizienteste Team auf dem Boden sind. Mit 0,042 EPA/Rush holen sie selbst in aus weniger attraktiven Rush-Downs positiven Ertrag heraus.
Das wiederum liegt natürlich vor allem an der Art und Weise, wie Gegner gegen sie spielen. Die Running Backs der Dolphins sehen in aller Regel kaum Heavy Boxes, also mindestens acht Verteidiger in der Mitte. Bei Raheem Mostert liegt der Wert derzeit laut "Next Gen Stats" bei gerade mal 13,4 Prozent.
Gegner können sich diese Aufmerksamkeit fürs Run Game einfach nicht leisten, schließlich müssen irgendwie Ex-Chief Hill und dessen kongenialer und ebenso schneller Partner Jaylen Waddle gecovert werden. Und dazu braucht es neben einem Cornerback auch Safety-Hilfe. Und selbst das reicht manchmal nicht.
Tua hat also jede Menge Playmaker und jene sind allesamt in der Lage, sich von Gegenspielern zu lösen, was dem Quarterback das Leben umso leichter macht. Nichtsdestoweniger ist es auch Tagovailoa selbst, der sein Spiel verbessert hat. Er macht weniger Fehler als früher. In den vergangenen zwei Jahren kam er jeweils auf über vier Prozent an Plays, die zum Ballverlust hätten führen müssen.
In diesem Jahr liegt der Wert derzeit bei 2,9. Gleichzeitig steigerte er den Anteil seiner "Big Time Throws" (Pässe, die mit besonders hoher Präzision und Timing, gerne auch lang geworfen wurden) laut "PFF" auf 6,6 Prozent. Waren es dieses Jahr bereits 19 solcher Pässe, hatte er in seinen ersten zwei Saisons in der NFL zusammen (17) weniger als das.
Unterm Strich stellen die Dolphins derzeit die beste Offense der NFL und führen die Liga mit 33,9 Punkten im Schnitt deutlich an. Sie sind die effizienteste Offense (0,186 EPA/Play) und liegen auch mit 30,4 Prozent DVOA in der Offense an der Spitze der Liga.
NFL: Dolphins vs. Chiefs - Das Fazit
Sowohl die Chiefs als auch die Dolphins führen ihre jeweilige Division mit 6-2-Bilanzen an. Beide gelten als heiße Super-Bowl-Anwärter, verfolgen aber offensiv über grundlegend verschiedene Ansätze. Für das Frankfurt Game dürfen wir uns auf zwei gefährliche Offensivreihen freuen, die auf unterschiedlichem Wege zum Erfolg kommen werden. Am Ende gewinnt vor allem der Zuschauer, während auf dem Platz geklärt wird, welche Philosophie am ehesten zu Erfolg führt.



































