Mit viel Glück kurz vor Schluss haben die Dallas Cowboys ein chaotisches Monday Night Game in Woche 6 der NFL bei den Los Angeles Chargers 20:17 gewonnen und damit den Abstand zu den Philadelphia Eagles in der NFC East verkürzt.
Cowboys @ Chargers: Auf einen Blick
- Obwohl die Cowboys diverse Fehler machten und Head Coach Mike McCarthy vieles unternahm, um dieses Spiel nicht zu gewinnen, hatte Dallas am Ende ein wenig mehr Glück als der Gegner und sicherte sich den so wichtigen vierten Saisonsieg in der Fremde.
- Justin Herbert sah sich zwar sehr viel Druck gegenüber im gesamten Spiel, doch dauerte es bis nach der Two-Minute Warning, ehe er seinen ersten und einzigen Sack durch Micah Parsons kassierte. Dieser hatten entscheidenden Charakter, denn direkt im Anschluss warf der Star-QB die Interception zum Sieg der Cowboys.
- Beide Teams waren extrem undiszipliniert und leisteten sich insgesamt 20 Penalties für 164 Yards und sieben 1st Downs.
Cowboys @ Chargers: Die Analyse
Nach einem schnellen 3-and-out der Cowboys gekrönt durch einen Sack von Khalil Mack bei 3rd Down legten die Chargers angetrieben von einem 26-Yard-Punt-Return durch Derius Davis los wie die Feuerwehr. Nach vier Spielzügen und einem 28-Yard-Catch-and-Run (Screen) fand Justin Herbert Keenan Allen für einen kurzen Touchdown-Pass nach Jet Motion, wodurch er seinen Bewacher Jourdan Lewis mit Leichtigkeit abgeschüttelt hatte.
Die Cowboys erwachten danach ebenso und nutzten die großen Räume aus, die die Chargers mit Off-Coverage underneath freigelassen hatten. Am Ende zeigte sich Head Coach Mike McCarthy dann sogar aggressiv in der Red Zone und ließ einen 4th&1 an der 18 ausspielen. Prescott überraschte die komplette Chargers-Defense dann mit einem Read-Option-Keeper für einen 18-Yard-Touchdown-Lauf zum Ausgleich.
In der Folge übernahmen die Defenses mit Hilfe zahlreicher Strafen der Offenses, die sich gerne selbst im Weg standen. Die Cowboys erreichten in der Folge jedoch noch zweimal die Red Zone. Beim ersten Mal misslang ein Tush-Push bei einem vierten Versuch, beim zweiten Mal dann sorgte McCarthy mit seinem eigenwilligen Clock Management mal wieder für Verwunderung. Acht Sekunden vor der Pause erreichten sie die 14-Yard-Linie der Chargers mit acht Sekunden auf der Uhr und 2nd&7 mit zwei Timeouts zur Verfügung. Anstatt dann eine davon zu nehmen und seinem Team noch eine Chance auf einen Touchdown zu geben, ließ McCarthy jedoch lieber die Uhr auf drei Sekunden runterlaufen und begnügte sich mit einem Field Goal - 10:7 Cowboys zur Halbzeit.
Nach der Pause marschierten die Chargers gleich zweimal in die Red Zone. Bei ersten Mal wurden sie bei 4th&1 an der 7 gestoppt, beim zweiten Mal gelang dann immerhin ein Field Goal zum Ausgleich am Ende des dritten Viertels. Begünstigt wurden die zwei schnellen RZ-Trips indes von McCarthys Play Calling - direkt nach dem 4th-Down-Stopp ließ er bei 2nd&Long laufen und machte seinem Team damit unnötig das Leben schwer.
In der Folge schlugen die Cowboys dann gewaltig zurück. Bei 3rd Down warf Prescott einen Checkdown-Pass zu Running Back Tony Pollard, der sich vom schwachen Tackle-Versuch von Cornerback Michael Davis nicht beeindrucken ließ und marschierte dann zu einem 60-Yard-Play bis in die Red Zone. Nach einigen Plays und Penalties fand Prescott schließlich Brandin Cooks auf einer Shallow-Crossing-Route im Rückwärtslaufen in der Endzone zum Touchdown zu Beginn des vierten Viertels.
Die erneute Antwort der Chargers blieb jedoch zunächst aus, weil sich dieses Mal die Chargers wenig schlau anstellten. Bei 3rd&Inches leisteten sie sich eine Holding-Strafe, anschließend hatte Herbert Glück, dass sein Pass nicht beim Gegner landete. Also kam es zum Punt der Hausherren. Der Ball wurde dann nicht gefangen, weil zwei Cowboys-Spieler sich gegenseitig behinderten und Jalen Tolbert dachte, dass es sich um einen Muffed Punt handelte. Also hechtete er Richtung Ball und war einen Sekunden-Bruchteil vor dem Chargers-Spieler am Ball, was diesen dann "frei" machte. Die Chargers eroberten ihn und bekamen ihn nach einer Review an der 20-Yard-Linie der Cowboys zurück.
7:11 Minuten vor Ende warf Herbert schließlich bei 4th&Goal einen Touchdown-Pass von der 1 zu Tight End Carl Everett nach Play Action zum erneuten Ausgleich (17:17). Im anschließenden Drive der Cowboys gelang es Dallas immerhin, die Uhr bis 2:19 Minuten herunter zu spielen, doch letztlich gelang mit erneut negativen Laufspielzügen in early Downs am Ende nur ein Field Goal zum 20:17. Die Chargers hatten danach keine Timeout mehr, aber noch genügend Zeit für eine Antwort.
Doch all das war am Ende vergessen, weil Micah Parsons nach einem eher ruhigen Abend doch noch erwachte: Sein erster und einziger Sack sorgte für 3rd&Long und dann schnappte sich Stephon Gilmore die Interception zum Sieg für Dallas. Mit diesem Erfolg haben die Cowbyos den Rückstand auf die Philadelphia Eagles in der NFC East auf ein Spiel verkürzt.
Dallas Cowboys (4-2) @ Los Angeles Chargers (2-3)
Ergebnis: 20:17 (7:7, 3:0, 0:3, 10:7) BOXSCORE
Cowboys @ Chargers: Die wichtigsten Statistiken
- Prescotts 18-Yard-Touchdown-Run im ersten Viertel war der längste Touchdown-Run eines Cowboys-Quarterbacks seit Jon Kitna im Jahr 2010 (29 YDS).
- Keenan Allen hat nach seinen sieben Catches im Spiel nun 42 in den ersten fünf Spielen der Saison. Das ist ein neuer Chargers-Startrekord nach fünf Spielen, womit er Antonio Gates aus dem Jahr 2007 (40) überholt hat.
- Trotz Blitzes in 40 Prozent der Dropback Herberts, war es Dallas den ganzen Abend über nicht gelungen, einen Sack zu erzielen. Bis dann Parsons einmal durchkam und damit das Spiel im Grunde vorentschied. Ihm gelangen derweil sieben Pressures - die meisten im Spiel.
- Beide Seiten leisteten sich zahlreiche Penalties. Am Ende kamen die Cowboys auf elf (85 YDS), die Chargers hatten neun (79 YDS). Insgesamt resultierten daraus sieben 1st Downs.
- Die Cowboys kamen auf eine Pressure Rate von 47,6 Prozent gegen Herbert, die höchste in diesem Jahr gegen den Chargers-QB. Entsprechend lag seine Completion Percentage over Expected bei -6,2. Er war also sehr ungenau, besonders für seine Verhältnisse.
Der Star des Spiels: CeeDee Lamb (Wide Receiver, Cowboys)
Die Chargers entschlossen sich dazu, tiefe Pässe zu verhindern. Die Konsequenz daraus war jedoch, dass underneath speziell für CeeDee Lamb alles offen war. Und er war nicht zu halten. Er hatte sieben Targets und fing sieben Pässe für 117 Yards. Damit hatte er enormen Anteil am Sieg der Cowboys.
Der Flop des Spiels: Brandon Staley (Head Coach, Chargers)
Defense ist Staleys Background. Die Tatsache, dass es ihm im ganzen Spiel nicht gelang, diese enormen Lücken in der Mitte des Feldes zu schließen, spricht da schon Bände. Staley zeigte genau genommen überhaupt keine Reaktion auf das, was die Cowboys und speziell Lamb das ganze Spiel über gemacht haben und verdient dafür die Kritik, die infolge dieser Vorstellung sicherlich folgen wird. Dieses Spiel hätte man nicht verlieren müssen.
Analyse: Cowboys @ Chargers - das fiel taktisch auf
- Die Chargers spielten defensiv meist mit zwei tiefen Safetys und versuchten so, Shot Plays zu unterbinden. Zudem spielten sie viel Off-Coverage außen, was sich gegen CeeDee Lamb des Öfteren rächte, weil der dann immer für kürzere Pässe offen war, ebenso für Crossing Routes über die Mitte. Allerdings wurde Derwin James dennoch häufig als Blitzer eingesetzt.
- Die Cowboys wiederum setzten häufig auf ihre 3-Safety-Sets, wobei sie häufig Donovan Wilson gegen Keenan Allen im Slot spielen ließen, der mit seiner Statur womöglich zu viel ist für einen klassischen Slot-Receiver. Zudem blitzten die Cowboys Herbert in über 40 Prozent seiner Dropbacks, was des Öfteren Wirkung zeigte.
- Herbert reagierte darauf mit zahlreichen schnellen und kurzen Pässen früh im Spiel. Später dann sah man ihn mehr mit Rollouts und Scrambles, auch, weil die Cowboys keinen kontrollierten Pass Rush aufzogen und viel individuell aussah - man verlor dadurch Contain, weil etwa Parsons mitunter zu aggressiv agierte und dabei gewissermaßen ohne Absicherung in die Mitte zog.
- Immer wieder problematisch waren die Läufe der Cowboys in early Downs. Gerade bei 2nd&Long sah das wenig durchdacht aus und beendete Drives frühzeitig.
