Im Sommer 2021 wechselte Jerome Boateng vom FC Bayern zu Olympique Lyon. Dort kam der Innenverteidiger allerdings auf keinen grünen Zweig. Dass der mittlerweile 35-Jährige nun ausgerechnet wieder bei den Münchnern anheuern könnte, sorgt bei einem Ligue-1-Experten für massive Verwunderung.
Beim FC Bayern denkt man derzeit über eine Verpflichtung des aktuell vertragslosen ehemaligen Nationalspielers Jerome Boateng nach. Der kürzlich 35 Jahre alt gewordene Abwehrspieler trainiert in dieser Woche bei den Münchnern mit. In wenigen Tagen soll es eine Entscheidung geben, ob er den schmalen Kader als Backup für die Innenverteidigung verstärken könnte.
Dass Boateng überhaupt ein so großes Thema beim FC Bayern ist, sorgt im Ausland für Staunen. Denn wie der Journalist Herve Penot, der in Frankreich für die Zeitung "'L'Equipe" über Boatengs Ex-Klub Olympique Lyon berichtet, gegenüber "Bild" erklärte, ist Boateng längst nicht mehr der, der er mal war.
"Wenn Boateng nicht gerade wie die Fantasy-Figur Benjamin Button ist, die mit den Jahren immer jünger statt älter wird, würde ich es für einen Fehler der Bayern halten, ihn zu verpflichten", sagte Penot dem Boulevard-Blatt und fügte mit Blick auf die letzten zwei Saisons in der Ligue 1 an: "Ehrlicherweise dachte ich wegen seiner schwachen Leistungen und seiner juristischen Probleme, dass Boateng nach Katar oder Saudi-Arabien wechseln würde. Nach seiner enttäuschenden Zeit in Frankreich habe ich nicht erwartet, dass ein Klub wie Bayern hinter ihm her sein würde."
Bei Olympique sei er gleich unter mehreren Trainern durchgefallen. "Er war zu langsam, was für Unsicherheit in der gesamten Abwehr gesorgt hat", so die bittere Analyse des "'L'Equipe"-Experten.
Natürlich habe sich Boateng auch aufgrund seiner vielen Verletzung schwergetan, aber insgesamt sei einfach zu wenig vom heute 35-Jährigen gekommen.
Experte: Sogar Goretzka als Bayern-Verteidiger besser als Boateng
Penots Fazit: "Angesichts der Leistungen, die Boateng hier gezeigt hat, wäre wohl sogar Goretzka besser für das, was der Klub für seine Verteidigung sucht – auch wenn die Innenverteidigung gar nicht Goretzkas Position ist."
Bayern-Coach Thomas Tuchel hatte am Montagabend in einer Pressekonferenz vor dem Champions-League-Spiel in Kopenhagen (Dienstag, 21 Uhr) verlauten lassen, dass ihn die öffentliche Diskussion in den Medien und unter Fans, in der es sich vor allem um Boatengs juristische Probleme wegen des Tatverdachts der Körperverletzung dreht, verstehe könne.
Mehr dazu:
Aber: "Es gilt aber trotzdem die Unschuldsvermutung, wenn ein Verfahren ausgesetzt ist. Daher hat ein Fußballklub auch das Recht, Entscheidungen zu treffen. Er ist ein verdienter Spieler Deshalb ist es in Ordnung, Jerome bei 'seinem' Verein mittrainieren zu lassen", betonte Tuchel.
"Man kennt seine Situation, man weiß, wie die Situation bei uns im Pokalspiel war. Wir haben ihm jetzt die Möglichkeit gegeben, bei uns mitzutrainieren und dann werden wir sehen", gab Tuchel einen Vorausblick. Man werde das Ganze "wohlwollend prüfen".