Mehr als 250 Rookies kommen jedes Jahr in die NFL, manche mit viel Hype und hohen Erwartungen, andere eher unter dem Radar und mit nicht mehr als einer Backup-Rolle zum Start. Die Narrative rund um die neuen Talente können sich jedoch schon nach wenigen Wochen verändern. 

NFL-Experte Adrian Franke hält euch auf dem Laufenden: Ein Mal pro Monat kürt er für sport.de seinen Rookie des Monats und erklärt, welchen Youngster man besonders im Auge haben sollte.

Am Ende war es hier ein Zweikampf. Denn es gibt für mich zwei Rookies, die sich über die ersten drei Spiele klar vom Rest absetzen: Eagles-Defensive-Tackle Jalen Carter sowie Rams-Receiver Puka Nacua. Beide sind voll eingeschlagen, Carter führt alle Defensive Tackles nach drei Spielen in Quarterback-Pressures an, positionsübergreifend hat nur Micah Parsons mehr Pressures gegen Double-Team-Blocks (7) als Carter (6) und auch gegen den Run ist Carter bislang eine Bank.

Der Ex-Georgia-Star ist auf klarem Kurs für den Defensive-Rookie-of-the-Year-Award, und wenn er so weiter macht, wird er schon sehr bald hier auftauchen. Der Tie-Breaker für mich zwischen zwei herausragenden Rookies war letztlich die Erwartungshaltung. Carter ging für die meisten als das sportlich beste Prospect in den Draft und war ein Top-10-Pick, Puka Nacua war Pick Nummer 177 in der fünften Runde und der zwanzigste Receiver, der ausgewählt wurde. Carter kam in eine sehr gut besetzte Eagles-Defensive-Line, Nacua in eine dezimierte Rams-Offense mit jeder Menge Fragezeichen.

NFL: Nur drei haben mehr Receiving Yards als Puka Nacua

Nach drei Spielen haben nur Justin Jefferson, Tyreek Hill und Keenan Allen mehr Receiving-Yards auf dem Konto als der Rookie der Rams. Einzig Allen verzeichnete mehr Catches und in puncto Targets führt Puka Nacua die Liga an. Als erster Rookie aller Zeiten verzeichnete Nacua je mindestens zehn Catches und 100 Yards in seinen ersten beiden NFL-Spielen, seine 25 Catches über die ersten beiden NFL-Spiele sind ebenfalls ein Rekord, genau wie die 15 Catches in einem Spiel, die er gegen San Francisco auflegte: Das hatte noch nie ein Rookie zuvor geschafft.

Es sind zu viele Bestmarken für einen Fünftrunden-Rookie-Receiver, um ihn hier zu ignorieren: An Puka Nacua führt aktuell kein Weg vorbei.

Denn ebenso eindrucksvoll wie die reinen Zahlen ist die Tatsache, dass Nacua durch die Verletzung von Cooper Kupp direkt der Nummer-1-Receiver dieser Offense wurde - etwas, wofür Top-10-Pick-Receiver nicht selten Zeit brauchen, oder es überhaupt nie schaffen. Dass Nacua dieser Aufgabe gewachsen ist, hat er über die ersten drei Spiele überdeutlich gezeigt.

Die beste Beschreibung für sein Spiel, die ich bisher gesehen habe, kommt wenig überraschend von Rams-Coach Sean McVay. Nach dem Spiel gegen San Francisco in Woche 2 erklärte er bei "ESPN": "Das Spiel ergibt Sinn für ihn. Er ist physisch und mental tough, er arbeitet hart. Er will alles wissen und stellt viele Fragen."

Diese Beschreibung trifft den Nagel auf den Kopf, denn genau diese Dinge sieht man auf dem Platz. Nacua ist unheimlich effizient in seinen Bewegungen, wenn er etwa gegen Man Coverage eine Comeback-Route läuft und zum Quarterback zurückkommt. Er hat aber auch ein sehr gutes Gespür für Räume zwischen Coverage-Zones, und wie gut seine Hände sind, das konnte man nicht zuletzt beim Spiel gegen die Bengals bewundern, als er einen Pass von Stafford leicht in seinen Rücken geworfen mit einer Hand aus der Luft pflückte.

NFL: Puka Nacua - der "smarte" Receiver-Typ

Nacua wirkt wie ein Receiver, der die Position mit wahnsinnig hoher Detailversessenheit spielt. Und das braucht er ein Stück weit auch, denn ein Grund dafür, dass er erst so spät gedraftet wurde, war, dass er athletisch unter NFL Wide Receivern eher am unteren Ende des Spektrums anzusiedeln ist. Die Position "smart" zu spielen ist also für ihn essenziell, und nicht nur in dieser Hinsicht erinnert er ein wenig an den Mann, den er gerade so glänzend vertritt - Cooper Kupp. Kupp ist physisch nochmal etwas eindrucksvoller, auch er aber gewinnt sehr viel durch Antizipation, durch sein Gespür für Räume und durch kluges Receiver-Verhalten.

Und, wie McVay weiter ausführte, "seine Verbindung zu Matt Stafford. Die beiden arbeiten gut zusammen, das ist sehr positiv. Und Puka wird sich weiter verbessern."
Auch das sieht man nicht allzu häufig; dass ein Veteran-Quarterback direkt eine so gute Connection zu einem Rookie-Receiver hat. Umso seltener, wenn der an Tag 3 des Drafts gepickt wurde.

Die Rams sind nach drei Spielen eine der positiven Überraschungen dieser Saison, weil sie nach dem Sieg gegen die Seahawks gegen ein absolutes Schwergewicht wie San Francisco über drei Viertel kompetitiv waren, ehe gegen Cincinnati die Offensive Line dann doch wieder ein Faktor wurde.

Doch die Receiver-Gruppe war nicht das nach der Kupp-Verletzung antizipierte Desaster, und das liegt vor allem am spektakulären Breakout von Puka Nacua. Sollte McVays Prognose zutreffen, und sich der Rookie weiter steigern, haben die Rams einen angehenden Superstar gefunden.

Adrian Franke