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"Big Bang" erschüttert Schwergewicht

Zhang will "Fury den Mund stopfen"

25. September 2023 14:28
Erst mit links, später mit rechts: Zhang Zhilei schlug Joe Joyce in London spektakulär k.o.
Erst mit links, später mit rechts: Zhang Zhilei schlug Joe Joyce in London spektakulär k.o.
Foto: © IMAGO/Li Ying

Ein Chinese schockt die Schwergewichts-Szene. Nach seinem spektakulären K.o.-Sieg über den Briten Joe Joyce ist Zhang Zhilei Pflichtherausforderer von Weltmeister Oleksandr Usyk. Der Koloss aus dem Reich der Mitte will aber einen ganz anderen Champion vor die Fäuste.

Am späten Samstagabend tat es in der Wembley Arena von London einen "Big Bang". Der Chinese Zhang Zhilei knallte Lokalmatador Joe Joyce in der dritten Runde ihres Revanchekampfes einen rechten Haken an den Kopf. Der Brite fiel kopfüber auf die Bretter - K.o. Mit dem Rumms ist der 40-Jährige endgültig in die Riege der Top-Contender im Schwergewicht aufgestiegen

Schon im April hatte Zhang den bis dato ungeschlagenen und für sein Eisenkinn berüchtigten Joyce bezwungen. Damals zimmerte der Rechtsausleger seinem Gegner mit der langen Linken verlässliche dessen rechtes Auge zu bis der Ringrichter nach sechs Runde abbrach. Dieses Mal war schon in Runde 3 Feierabend - auf einen Schlag.

Als "Interims-Titelträger" der WBO ist Zhang nun Pflichtherausforderer von WBA/WBO/IBF-Weltmeister Oleksandr Usyk, könnte kommenden Jahres seine Chance bekommen. Der 1,98-Meter-Koloss aus China nahm beim Interview nach dem Kampf allerdings einen ganz anderen Namen in den Mund. "Wer will sehen, wie ich Tyson Fury den Mund stopfe?!", fragte Zhang Londons Boxfans. Die Antwort: Gejohle und ein paar Buhrufe. Zhang dürfte es gefallen haben.

Fury - Weltmeister beim WBC - hat den Fehdehandschuh bisher noch nicht aufgenommen. Der "Gypsy King" bereitet sich zurzeit auf seinen Showkampf gegen Ex-UFC-Champion Francis Ngannou in Saudi-Arabien Ende Oktober vor. Von Auftritten auf den obligatorischen Pressekonferenzen und Werbung für seine Energy-Riegel abgesehen, lässt Fury während eines Trainingscamps nichts von sich hören. So dürfte Zhangs "Big Bang" (so sein Kampfname) von London erst einmal verhallen.

Boxen: Fury vs. Zhang hat Blockbuster-Potenzial

Dabei wäre ein Duell der beiden Giganten wie gemalt. Sportlich, weil der 130 Kilogramm schwere Zhang physisch in einer Liga mit Fury spielt und mit seinen schnellen Fäusten und der unbequemen Rechtsauslage eine Gefahr darstellt. Aber auch aus Promoter-Perspektive. Zum ersten Mal könnte ein Chinese den wohl prestigeträchtigsten Titel erobern, den es in einer Einzelsportart gibt. Es würde zum Machtanspruch passen, den die KP-Riege in Peking ausgerufen hat. Zhang ließ die Zuschauer in London sicherheitshalber auch gleich wissen, sie seien Zeugen der "chinesischen Power" geworden.

Der Westen gegen China, zwei Riesen, die im Ring aufeinander prallen. Damit ließe sich ohne Zweifel viel Geld verdienen. Am Persischen Golf, in England, aber auch im Reich der Mitte, wo noch nie eine Schwergewichts-WM stattgefunden hat. Peking nutzt den Sport immer wieder, um sich zu inszenieren. 

Was macht Fury?

Geld, viel Geld, ist wahrscheinlich auch der einzige Köder, um Fury einen solchen Blockbuster schmackhaft zu machen. Der 2,06-Meter-Riese ließ erst kürzlich verlauten, im Boxsport nach nichts mehr zu streben, da er ohnehin alles erreicht habe. "Ich will die Forbes-Liste der bestbezahlten Athleten anführen", tönte er stattdessen. Weitere Zirkuskämpfe gegen Käfigkämpfer - ob nun im Boxring oder im MMA-Käfig - nicht ausgeschlossen.

Aber: Mit einem großen Koffer voller Dollars (oder Yuan-Scheinen) ließe sich der Engländer sicher auch von einem Fight gegen Zhang überzeugen. Zumal Fury nicht den Eindruck erweckt, einen Kampf gegen Konkurrenz-Champion Usyk um alle WM-Gürtel wirklich zu wollen. Der "Undisputed Showdown" war im Frühjahr nach langen Verhandlungen gescheitert. Fury geht lieber in die Wüste, um bei dem sportlich wertlosen Duell mit Ngannou Kasse zu machen.

Immerhin: Zhang und seine Manager haben in Großbritannien einen Deal mit Promoter-Veteran Frank Warren geschlossen. Der 71-Jährige veranstaltet auch Furys Kämpfe. Noch hat Warren zu einem möglichen Giganten-Kampf nichts gesagt. Aber das kann sich ja ändern.

Martin Armbruster

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