Der frühere Formel-1-Pilot und heutige TV-Experte Karun Chandhok hat nach dem Großen Preis von Japan Spannungen bei Mercedes ausgemacht. Die beiden Fahrer, Lewis Hamilton und George Russell, würden sich immer wieder gegenseitig triezen, so der 39-Jährige.

Platz fünf (Lewis Hamilton) und Platz sieben (George Russell) beim Formel-1-Grand-Prix in Japan waren zu wenig für die Ansprüche von Mercedes.

Kein Wunder, dass das Klima zwischen den beiden Piloten, die sich in Suzuka immer wieder unmittelbar auf der Strecke begegneten, zweimal sogar Rad an Rad, derzeit etwas rauer wird. Vor allem Russell war enttäuscht, da seine Ein-Stopp-Strategie nicht aufging und er in der entscheidenden Phase gar dazu gezwungen war, Hamilton vorbeizulassen. Nun hat Ex-F1-Pilot Karun Chandhok Spannungen aus dem teaminternen Duell herausgelesen, die sich entluden.

"Hamilton hat 75 Punkte Vorsprung auf George, das hat er ziemlich schnell deutlich gemacht", sagte Chandhok bei "Sky". "Immer wieder hat er Nadelstiche gegen George gesetzt. Es gab einige solcher Momente, wo er ihm zusetzte", so der Inder, der 2010 und 2011 selbst in der Formel 1 aktiv war.

Auch Damon Hill, Weltmeister von 1996, glaubt, dass insbesondere Russell "sauer" gewesen sei. "Man darf nicht vergessen, was in Singapur passiert ist, wo er eine Menge Punkte verloren hat", erinnerte Hill an Russells Abflug in die Bande kurz vor Schluss, wodurch ausgerechnet Hamilton aufs Podium (Rang drei) gespült wurde.

Anstoß der Unruhe gab unter anderem ein Duell in Runde fünf, als Russell eigentlich schon an Hamilton vorbei war, der Rekordchampion aber konterte. Es folgten weitere Positionskämpfe.

"Hey, wollen wir gegeneinander oder gegen die anderen kämpfen?", funkte der 25-Jährige verärgert. Nach dem Rennen erklärte er gar, man habe "im Kampf gegeneinander ein wenig Zeit verloren." Dabei war eigentlich Russell aufgefordert worden, Platz zu machen, um den schnelleren Hamilton vorbeizulassen. 

Formel 1: Russell in Japan trotzig

Weil sich der junge Brite sträubte, wurde er sogar ermahnt. "Das ist eine Anweisung, George. Lass uns die Positionen tauschen", hieß es am Funk. 

Kurz vor dem konkreten Platztausch wird Russell erneut von seinem Renningenieur instruiert: "Das ist ein Anweisung, wir werden [die Positionen] tauschen." Russell antwortete leicht gereizt: "Ja, ich höre dich! Er ist doch nicht einmal nah an mir dran."

Doch auch der Platztausch selbst sorgte im Nachlauf für Wirbel. Denn Hamilton sollte eigentlich versuchen, seinen Teamkollegen im DRS-Fenster zu halten, damit dieser dranbleiben und gegen Carlos Sainz (Ferrari) verteidigen konnte. Russels wirsche Reaktion: "Er hat mich vorhin von der Strecke geschoben. Das ist das Mindeste, was er machen kann."

Doch die Strategie ging nicht auf, auch, weil die Reifen des 25-Jährigen abgefahren waren. Das betonte auch Hamilton nach dem Rennen. "Es ergab keinen Sinn, das war überhaupt keine gute Idee", wurde der Routinier deutlich. Schon am Funk hatte er seinen Unmut bekundet. "Wir haben ohne Grund all diese Zeit verschwendet", sendete er an die Box. 

Russell gab später bei "Sky" zu, dass der Druck groß war. "Das Team-Radio ist  dann eine Art Ventil, um Frust abzulassen", verriet er.

Hamilton hat Russell in diesem Jahr im teaminternen Duell im Griff, nachdem sein jüngerer Landsmann ihm im letzten Jahr noch den Schneid abgekauft hatte und in der Fahrer-WM vor Hamilton gelandet war.