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Betrug? Erneut schwere Vorwürfe gegen Schach-Profi Niemann

13. September 2023 18:42
Schach-Profi Hans Niemann steht mal wieder aus den falschen Gründen im Rampenlicht
Schach-Profi Hans Niemann steht mal wieder aus den falschen Gründen im Rampenlicht
Foto: © IMAGO/BILL GREENBLATT

Wieder Aufruhr in der Schach-Szene, wieder einmal ist Hans Niemann mittendrin. Nachdem sich der US-Amerikaner über Monate hinweg eine juristische Auseinandersetzung mit Magnus Carlsen, Hikaru Nakamura und "chess.com" um einen möglichen Betrug seinerseits lieferte, erhebt nun die russische Legende Vladimir Kramnik ebenfalls Vorwürfe gegen den 20-Jährigen.

Hans Niemann hat in der Schach-Szene einmal mehr für große Verwunderung gesorgt. Allen voran beim russischen Großmeister Vladimir Kramnik, der vor einigen Tagen zustimmte, eine Online-Partie auf "chess.com" gegen den US-Amerikaner zu spielen.

Niemann war während der laufenden Betrugs-Untersuchung gegen seine Person monatelang von der Plattform ausgeschlossen worden. Erst vor wenigen Wochen folgte seine Begnadigung, nachdem er und das Unternehmen eine außergerichtliche Einigung erzielt hatten. 

Hans Niemanns Schachspiel "sehr ungewöhnlich"

"Es kam überraschend für mich, dass mir Hans eine Partie angeboten hat. Ich wollte ihm eine Chance geben, weil ich weiß, dass er eine schwere Zeit hinter sich hat, für die er zum Teil selbst verantwortlich ist. Ich dachte, dass er vielleicht ein neues Kapitel seines Lebens anfangen will", erklärte Kramnik in einem YouTube-Video, warum er der Partie gegen Niemann überhaupt zustimmte. 

Was Kramnik dann aber während der ersten Partie von Niemann sah, wunderte ihn schon sehr. "Es gab einige Momente, in denen ich mich unwohl gefühlt habe", deutete er an, dass womöglich nicht alles mit rechten Dingen zuging. Es sei "sehr ungewöhnlich" gewesen, wie der US-Amerikaner gespielt habe, schilderte der Russe. 

Hans Niemanns Zeit-Management bereitet Kramnik Kopfzerbrechen

"Einige Züge" seien ihm schon komisch vorgekommen. Noch erstaunter zeigte sich Kramnik aber über die Bedenkzeit, die Niemann für einige Züge brauchte - und für andere nicht.

"Wenn man gegen einen Top-Spieler spielt, gibt es viele Muster. Es ist erkennbar, wenn eine Entscheidung [in einer Partie] schwer und sehr wichtig ist. Dann nehmen sich die Leute Zeit. Und wenn der Zug offensichtlich ist, spielt man schnell", schilderte Kramnik, der dieses Muster in seiner Partie gegen Niemann nicht sah. "In diesem Spiel mit Hans lief alles andersrum."

Am Ende der ersten von zwei Partien gegen Niemann habe er das Gefühl gehabt, sich nicht sicher sein zu können, ob wirklich alles regulär ablief, erklärte der russische Großmeister. "Es sind einige komische Sachen passiert", bekräftigte Kramnik. Das Zeit-Management von Niemann sei "absolut unmöglich zu verstehen" gewesen. 

Und auch das generelle Niveau der Züge des US-Amerikaners habe ihn verwundert, meinte Kramnik. Überhaupt habe er noch nie einen Spieler gesehen, dessen Form innerhalb eines Tages derart schwanke, sagte der Russe, der Niemann in einem Moment auf einem 2400er-ELO-Niveau spielen sieht, nur kurz danach aber auf einem 2800er-Niveau, was nicht weniger als ein Klassenunterschied ist. 

Schach: Hans Niemann reagiert auf Kramnik-Vorwürfe

Kramniks Video sorgte nach Erscheinen in der Schach-Szene für großen Wirbel, schließlich gilt der Russe als einer der besten und angesehendsten Spieler aller Zeiten - ganz im Gegensatz zu Hans Niemann. Der wiederum bekam ebenfalls von Kramniks Analyse und den einhergehenden Vorwürfen Wind und veröffentlichte am Dienstagabend in den sozialen Medien ein Antwort-Video. 

Darin erklärte der 20-Jährige: "Ich habe dein Video gesehen und mir gedacht, es wäre eine gute Lösung, ein gemeinsames Live-Trainingscamp zu haben, in dem du mein Schach-Spiel auf einer tieferen Ebene beurteilen kannst. Ich würde gerne alles tun, was du möchtest, Partien spielen und Positionen analysieren, damit du ein besseres Verständnis von meinem interessanten Spielstil bekommst. Ich kann zu jederzeit und überall und würde dich auch für deine Zeit entschädigen. Ich hoffe, dass ist ein interessanter Vorschlag für dich."

Niemanns Antwort rief im Netz unterschiedliche Reaktionen hervor, der Großteil war jedoch positiv. Ob Kramnik gewillt ist, auf das Angebot des Youngsters einzugehen, bleibt abzuwarten. Unbestritten ist, dass der Russe mit seinen Anschuldigungen eine weitere Lawine losgetreten hat, auf die die Schach-Welt gut hätte verzichten können. 

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