Anthony Joshua hat einen weiteren Aufbaukampf gewonnen und das Duell mit US-Star Deontay Wilder auf den Weg gebracht. In der Londoner O2 Arena schlug "AJ" den kurzfristig als Gegner eingesprungenen Robert Helenius in Runde 6 schwer k.o.
Aus Anthony Joshua brach es heraus. Der Ex-Weltmeister im Schwergewicht kletterte nach seinem brutalen K.o.-Schlag ans Kinn des Finnen Robert Helenius aus dem Ring. Abklatschen mit Bekannten und Freunden, ein Schlückchen Whiskey (?) von MMA-Legende Conor McGregor. Dampfabbau nach dem Dampfabbau. Von Joshua fiel eine Last ab. Der Mega-Fight gegen Deontay Wilder kann kommen.
Überzeugt hatte der Ring-Darling der Briten allerdings über weite Strecken nicht. Zur legendären Geigenmusik des "Paten" einmarschiert, wirkte Joshua nahezu den gesamten Kampf wie ein scheuer Killer, der Angst hat, den Abzug zu drücken. Sechs Runden lief er dem ordentlich eingestellten Helenius hinterher. Hier ein Jab, da mal eine Gerade. Joshua wirkte ähnlich zaghaft wie im April, als er sich nach zwei Pleiten gegen Oleksandr Usyk mit einem glanzlosen Punktsieg über den Amerikaner Jermaine Franklin zurückgemeldet hatte. Wirkliche Volltreffer blieben aus. Das Publikum buhte.
Bis Joshua den 2-Meter-Hünen aus dem hohen Norden zur Hälfte des Kampfes dann doch an den Seilen stellte. Erst tauchte er unter den Schlägen seines Kontrahenten hindurch, dann knallte der Engländer dem Skandinavier einen mustergültigen rechten Cross an den Schädel. Helenius fiel wie ein Baum, seine harte Landung bekam er nicht mehr mit. Der Ringrichter fing gar nicht erst zu zählen an.
"Helenius hat Talent, ich musste ihn erst entschlüsseln. Ich denke, er kann vielen Leuten Probleme bereiten", sagte Joshua nach seinem 26. Sieg im 29. Profikampf (23. via K.o.). "Danke, dass er die Show gerettet hat." Eigentlich hätte Joshua in London eine Revanche gegen seinen alten Erzrivalen Dillian Whyte bestreiten sollen. Der wurde aber beim Dopen erwischt. Helenius, der erst vor einer Woche in Finnland geboxt hatte, wurde kurzfristig eingeflogen - und hielt sich wacker.
Boxen: Mega-Fight Joshua vs. Wilder rückt näher
Deutlich weniger Probleme mit dem früheren Sauerland-Boxer hatte Deontay Wilder im Herbst vergangenen Jahres. Der Amerikaner schlug Helenius damals schon in Runde 1 k.o. Und diesen Wilder will jetzt Joshua vor die Fäuste - in einem Multimillionen-Spektakel in Saudi-Arabien.
"Das ist der Kampf, den wir wollen. Wir haben einen Drei-Kämpfe-Plan: Helenius, Wilder und dann Tyson Fury. Das ist das Ziel", sagte Joshuas Promoter Eddie Hearn. "Wir glauben, dass er Wilder schlagen kann." Vertreter aus Saudi-Arabien seien in London, um in den nächsten Tagen einen Deal festzuzurren. "Wir schauen nach einem Termin im Januar und sind bereit, zu unterschreiben. Saudi-Arabien will einen der größten Schwergewichts-Kämpfe aller Zeiten - wir sind bereit."
Die Saudis planen seit geraumer Zeit einen Mega-Kampfabend, an dem neben Joshua und Wilder auch die ungeschlagenen Weltmeister Fury und Oleksandr Usyk in einem Showdown um alle WM-Gürtel aufeinandertreffen sollen. Usyk - 2021 und 2022 zweimal gegen Joshua erfolgreich - verteidigt seine WM-Titel Ende August gegen den Briten Daniel Dubois. Fury steigt im Herbst in Riad gegen Ex-UFC-Champion Francis Ngannou in den Ring.