Mit drei Stunden bei sommerlichen 30 Grad Celsius Luft- und 45 Grad Streckentemperatur war das dritte Freie Training ein wichtiger Teil der Rennvorbereitung für die 91. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans im 100. Jubiläumsjahr.
Die Teams nutzten das Training vor allem für Longruns. Die Session ermöglichte dies mit nur wenigen Slow Zones und ohne Unterbrechungen. Im Gegensatz zum ersten Freien Training waren längere Longruns ohne Neutralisation problemlos möglich.
Wenig überraschend dominierte Toyota die Longruns. Vor allem Sebastien Buemi und Brendon Hartley beeindruckten mit Stints, die nur selten die 3:30er-Marke überschritten. Auch Doppelstints wurden geübt, in denen die Toyota GR010 Hybrid immerhin teilweise unter die 3:30er-Marke kamen.
Lange Zeit führte Toyota das Zeitentableau mit 3:27er-Zeiten an, doch in den letzten Minuten unternahmen die Ferrari 499P eine Hyperpole-Simulation. Dabei fuhr Antonio Fuoco im #50 (Fuoco/Molina/Nielsen) eine Zeit von 3:26.579 Minuten, was die Bestzeit der Session blieb.
Die Zeit war langsamer als die Qualifying-Bestzeit vom Mittwoch, da er sich in der Ford-Schikane einen groben Schnitzer leistete. Dennoch war er schneller als Alessandro Pier Guidi im #51 (Pier Guidi/Calado/Giovinazzi), der 0,434 Sekunden langsamer war.
Im Longrun war Ferrari teilweise auf Augenhöhe mit Toyota, hatte aber deutlich größere Abweichungen. Das große Fragezeichen beim 499P bleibt der Reifenverschleiß. Immer wieder fielen die Zeiten teilweise in den 3:34er Bereich, während Toyota konstanter fuhr.
Hinter den beiden Toyotas reihte sich der Jota-Porsche #38 (Felix da Costa/Stevens/Ye) dank einer starken Runde von Antonio Felix da Costa ein. Die Werks-Porsche landeten fast geschlossen dahinter, nur unterbrochen vom besten Cadillac von Action Express Racing.
Überraschend viele Hypercar-Probleme
Trotz der doppelten Bestzeit lief bei Ferrari nicht alles glatt. Die #51 musste während der Session komplett zerlegt werden und verlor rund zwei Stunden, bevor sie überhaupt ausrücken konnte.
Es war bei weitem nicht das einzige Hypercar mit Problemen: Auch der Porsche #6 (Estre/Lotterer/Vanthoor) verlor viel Zeit wegen eines Kühlproblems. Die beiden Ganassi-Cadillacs verbrachten mehr Zeit in der Box als auf der Strecke.
Den Vogel in dieser Hinsicht schoss einmal mehr das Dauer-Sorgenkind Peugeot ab: Der Peugeot #93 (di Resta/Jensen/Vergne) war nach einer Stunde langsam unterwegs und ging nach einer längeren Reparatur wieder auf die Strecke.
Das Schwesterauto #94 (Duval/Menezes/Müller) fuhr lange Zeit ohne Probleme, kam dann aber rauchend an die Box und verbrachte dort die letzte halbe Stunde der Session.
Auch der Hendrick-Chevrolet #24 (Johnson/Rockenfeller/Button) hatte lange Probleme. Das NASCAR-Auto kam zwar nur auf fünf Runden, fuhr mit 3:52.752 Minuten aber erneut schneller als alle GTE-Fahrzeuge.
LMP2 häufig im Kies
Die LMP2-Fahrzeuge sorgten für die meisten Slow Zones. Ferdinand Habsburg rutschte im WRT-Oreca #31 (Gelael/Habsburg/Frijns) gleich zu Beginn der Session in der Indianapolis-Kurve aus. In der gleichen Kurve fuhr wenig später auch Rui Andrade im Schwesterauto #41 (Andrade/Kubica/Deletraz) geradeaus.
Gleich zweimal segelte Manuel Maldonado im Panis-Oreca #65 (Maldonado/van der Helm/van Uitert) ins Kiesbett, ohne dass etwas beschädigt wurde. Für den spektakulärsten Abflug sorgte Rodrigo Sales im Nielsen-Oreca #14 (Sales/Beche/Hanley), der sich in der Anbremszone spektakulär drehte, über den Randstein segelte, einen Poller mitriss und schließlich im Kies stecken blieb.
Die Bestzeiten in den kleinen Klassen gingen an den Jota-Oreca #28 (Heinemeier Hansson/Fittipaldi/Rasmussen), der bereits am Mittwoch einen starken Eindruck hinterlassen hatte, und an den AF-Corse-Ferrari #54 (Flohr/Castellacci/Rigon).
Positiv zu vermerken ist, dass der am Mittwoch verunfallte TDS-Oreca #13 (Thomas/Taylor/Rast) mit neuem Chassis am Training teilnahm. Der am gleichen Unfall beteiligte TF-Sport-Aston-Martin #777 (Hoshino/Stevenson/Fujii) stand zwar halb aufgebaut in der Box, war aber während der Session noch ohne Motor. Eine Teilnahme am Nachttraining ist wahrscheinlich.
Die Hyperpole beginnt um 20 Uhr, am Abend stehen ab 22 Uhr weitere 60 Minuten Vorbereitungszeit auf dem Programm.