Tim Pütz verbeugte sich vor dem Pariser Publikum und nahm seine überglückliche Zufallspartnerin Miyu Kato in den Arm. Kurz darauf stemmten die beiden unerwarteten Grand-Slam-Champions gemeinsam den Pokal in den blauen Himmel über dem Court Philippe Chatrier. Der Mixed-Triumph von Roland Garros war perfekt - und damit auch die Genugtuung für die tagelang untröstliche Kato.
An die Japanerin, die er bis zum Turnierstart nicht einmal kannte, dachte Pütz in seiner Siegesrede zuerst - nicht an die historische Dimension seines Erfolgs. "Ich bin sehr glücklich, dass wir gewonnen haben, aber noch glücklicher, dass wir das nach dem ganzen Drama geschafft haben", sagte der Frankfurter. Mit 4:6, 6:4 und 10:6 im Match-Tiebreak hatten sich Pütz und Kato im Finale gegen Michael Venus/Bianca Andreescu (Neuseeland/Kanada) durchgesetzt.
Eine Wiedergutmachung für Kato, die im Doppel disqualifiziert worden war, nachdem sie mit einem leichten Schlag aus Versehen ein Ballmädchen getroffen hatte. Die Organisatoren nahmen ihr Punkte und Preisgeld, Boris Becker nannte die Entscheidung "übertrieben", aber sie blieb bestehen. Kato kamen die Tränen, auch bei der Siegerehrung im Mixed stockte ihr die Stimme, als sie ihre Rede von einem Zettel ablas.
Die 28-Jährige spricht kaum Englisch, was auch Pütz vor einige Schwierigkeiten stellte. "So was wie Stellungsspiel oder Laufwege haben wir jetzt in eineinhalb Wochen noch nicht besprochen", hatte er vor dem Finale erzählt. Das hinderte das Duo aber nicht daran, das Match gegen Venus/Andreescu, immerhin schon Grand-Slam-Sieger im Doppel (Venus) und Einzel (Andreescu) zu drehen.
Pütz tritt in die Fußstapfen von Grönefeld
Pütz (35) holte vor den Augen seiner am Donnerstag angereisten Eltern einen seltenen Titel in die Heimat. Deutsche Mixed-Champions hatte es vor ihm in Paris zwar schon zwei gegeben, doch nach Cilly Aussem (1930) und Anna-Lena Grönefeld (2014) war Pütz der erste männliche Spieler, dem dieser Sieg gelang. Nach Gottfried von Cramm (1933 in Wimbledon) ist er überhaupt erst der zweite deutsche Mixed-Gewinner bei einem der vier Grand-Slam-Turniere.
Für den Sieg kassierten Pütz/Kato 122.000 Euro Preisgeld, im Doppel hatte Pütz nach dem Viertelfinaleinzug zudem 40.000 Euro verdient. Die Niederlage mit seinem Davis-Cup-Kollegen Kevin Krawietz hatte geschmerzt, der Titel im Mixed, das nur bei den Majors und den Olympischen Spielen ausgetragen wird, tut daher auch Pütz gut.