Auch beim Großen Preis von Spanien war Max Verstappen in der Formel 1 nicht zu stoppen. RTL-Reporter Felix Görner blickt in seiner sport.de-Kolumne auf die Lage der Motorsport-Königsklasse in Deutschland. Zudem analysiert der Experte das Wochenende von Mercedes und wirft einen Blick auf die Zukunft von Lewis Hamilton.
Die Formel 1 vergisst Deutschland und Deutschland vergisst die Formel 1.
Wenn man sich in einem sonnendurchfluteten Land umgehört hat, ob jetzt die Rennen in Monaco und Spanien stattgefunden haben, so hat man nur ein Achselzucken mitbekommen. Früher wäre so etwas undenkbar gewesen.
Man merkt: Deutschland hat kein Rennen, Deutschland hat keinen Fahrer auf dem Podium oder in den Top Ten. Man kann sich an kleinen Freuden ergötzen wie Hülkenberg im Qualifying auf P7. Im Rennen ging es dann aber zurück auf P15.
Man kann kleine Freuden erkennen, wenn man daran denkt, dass Mick Schumacher nächste Woche mal wieder wieder in einem Formel-1-Auto sitzt - allerdings als Reifentester. Elf Jahre nachdem sein Vater Michael sein letztes Rennen im Mercedes gefahren ist - ein kleiner Hoffnungsschimmer für dieses Jahr. Wichtig war Micks Einsatz im Simulator. Damit hat er auch einen großen Anteil am zweiten und dritten Platz von Mercedes.
Das Imperiümchen schlägt zurück
Für die Silberpfeile gilt der Satz: Das Imperiümchen schlägt zurück. Wir können damit rechnen, dass Mercedes vielleicht am Jahresende wieder siegfähig ist. Das ist das Ziel. Alles andere ist unrealistisch, wie man auch bei Mercedes selbst weiß. Wenn Verstappen mit über 20 Sekunden Vorsprung vor den Silberpfeilen ins Ziel kommt, dann ist das alarmierend. Wir reden aktuell von einem Rundenrückstand von drei bis vier Zehntel, was eine Welt ist.

Nächste Woche soll dann auf jeden Fall schon einmal die erste Stufe in Sachen Vertragsverlängerung von Lewis Hamilton und Toto Wolff gegangen werden. Das komplett erneuerte Auto hat Hamilton wieder den Glauben an das Team gegeben. Barcelona war das Schicksalsrennen für die Verbindung. Wenn das Upgrade nicht funktioniert hätte, dann wäre die Laune von Hamilton bezüglich einer Verlängerung in den Keller gerutscht. So können wir davon ausgehen, dass diese Beziehung 2024 in die nächste Runde gehen wird - dann steht der WM-Titel wieder als Ziel.
Doch aktuell ist Max Verstappen in der Formel 1 der Mann ohne Limits. Die einzigen Limits sind für ihn weiße Linien - die Track-Limits.
Autoland Deutschland geht durch ein Tal der Tränen
Die Verantwortlichen für die Misere in Deutschland sind die Formel-1-Promoter. Stefano Domenicali und das F1-Management bringen es nicht zustande, das Autoland Deutschland zu stützen, sondern lassen es durch ein Tal der Tränen gehen.
Das wäre unter Bernie Ecclestone niemals passiert. Er hätte Deutschland unter die Arme gegriffen, sowohl was Sichtbarkeit im Free-TV als auch Rennen angeht. Er hätte immer gesagt: Deutschland ist ein Autoland und braucht die Formel 1.
Nur diese Zeiten sind vorbei. Jetzt gilt quasi nur noch: Wer zahlt, gewinnt. Man kann nur hoffen, dass mit Audi 2026 und dann vielen großen Herstellern die klimaneutrale Formel 1 dann auch wieder Deutschland zum Leben küsst.
Felix Görner