1996 und 2002 wurde Heiko Herrlich als Spieler Deutscher Meister mit dem BVB. Im Herbst 2000 erhielt der Stürmer die Diagnose Gehirntumor. Die Form früherer Tage erreichte er trotz erfolgreicher Strahlentherapie nicht mehr. Dass der an Hodenkrebs erkrankte BVB-Stürmer Sébastien Haller in diesem Jahr ein furioses Comeback hinlegt, imponiert Herrlich deshalb umso mehr.
Es lag nicht allein an der Diagnose Gehirntumor, dass Heiko Herrlich in den frühen 2000er Jahren nicht mehr an seine volle Leistungsstärke anknüpfen konnte. Was viele mittlerweile vergessen haben: Kurz bevor Herrlich 2002 zum zweiten Mal Deutscher Meister mit dem BVB wurde, erlitt der damals 30-Jährige multiple Frakturen im Gesicht.
"Bei der Meisterschaft 2002 hatte ich auch viele Einsätze, kam dann öfters zum Einsatz, war auf dem Weg, wieder der Alte zu werden, und dann habe ich zwei Tage vor der Meisterschaft 2002 im Training einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen", blickte Herrlich im Interview mit dem Portal "wettbasis.com" zurück: "Da war alles zerstört, Bogen, Nasenbein, Kiefer, Kieferhöhlenwand. Ich war drei Tage auf der Intensivstation, hab auch heute noch Platten drin. [...]"
Nach dieser schweren Verletzung sei Herrlich "immer gehemmt" gewesen, "in die Zweikämpfe zu gehen, was mich ja davor mal stark gemacht hat", sagte der fünfmalige Nationalspieler.
BVB-Idol über Haller: "Umso bemerkenswerter"
Nach dieser schweren Verletzung bestritt Herrlich nur noch fünf Bundesliga-Partien für den BVB: "Deshalb ist mir die Chance verwehrt geblieben, dann nochmal richtig gut zu spielen und mein volles Potenzial auszuschöpfen. Aber ich möchte nicht klagen."
Umso mehr beeindruckt den heute 51-jährigen Herrlich, dass BVB-Stürmer Sébastian Haller trotz der Diagnose Hodenkrebs im Sommer so stark aufspielt. Der ivorische Nationalspieler ebnete Borussia Dortmund zuletzt sogar mit einem Doppelpack beim 3:0-Sieg gegen den FC Augsburg den Weg zur Übernahme der Tabellenspitze - und damit zum möglichen ersten Gewinn der Meisterschale seit 2012.
"Dass er das so wegsteckt und jetzt die Leistung wieder bringt, umso bemerkenswerter", meinte Herrlich, dessen letzte Trainerstation zwei Jahre zurückliegt. Im April 2021 trennte sich der FC Augsburg von ihm.
Im Januar gab Haller sein Fußball-Comeback. Nach 18 Bundesliga-Spielen für den BVB steht der 28-Jährige bei neun Toren und fünf Vorlagen. "Eigentlich wie ein Wunder, dass er da zurückkam, auch nach einer OP, dann noch mit Chemo", findet Herrlich.