Der FC Bayern will händeringend einen neuen Mittelstürmer verpflichten. Als heißester Kandidat gilt inzwischen Randal Kolo Muani von Eintracht Frankfurt. Doch ein Transfer des Franzosen birgt ein großes Risiko für den Rekordmeister.
Nach dem bitteren Aus in der Champions League gegen Manchester City kündigte Präsident Herbert Hainer eine Transfer-Offensive des FC Bayern an - zumindest für die Abteilung Attacke.
"Das war sicherlich offensichtlich, dass wir einfach im Moment zu wenig Tore machen, dass wir den Stürmer, der dann die Dinger vorne reinhaut, nicht haben. Wenn Sie mir den nennen können, der sofort einschlägt, dann würden wir den sofort kaufen", sagte der 68-Jährige.
Nicht erst seit Hainers öffentlicher Ansage ranken sich Gerüchte rund um das Münchner Interesse an Randal Kolo Muani. Aber ist der Shooting-Star von Eintracht Frankfurt wirklich der Spieler, der "sofort einschlägt" beim FC Bayern?
Passt Randal Kolo Muani nicht zum FC Bayern?
Ein Blick auf Kolo Muanis Quote zeigt: Ein echte Tormaschine ist der 24 Jahre alte Vize-Weltmeister nicht.
In der aktuellen Saison erzielte er für die SGE "nur" 13 Treffer in 29 Bundesligaspielen. Auch während seiner Zeit beim FC Nantes bestach Kolo Muani nicht unbedingt als kompromissloser Goalgetter. In der Spielzeit 2021/2022 standen zwölf Tore in 36 Spielen der Ligue 1 zu Buche, im Jahr davor waren es neun Treffer in 37 Partien.
Kritiker unken, das sei zu wenig für die Ansprüche an der Säbener Straße. "Das ist nicht der Spieler, der Scorerwerte hat, die der FC Bayern braucht. 13 Bundesligatreffer sind okay, aber nicht außergewöhnlich. Er ist ein ganz, ganz toller Spieler, aber nicht der Torgarant", sagte der frühere Münchner Sandro Wagner im Podcast "Bayern Insider".
Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus erklärte bei "Sky": "Ich nehme an, die Bayern wollen einen großen Namen verpflichten, der garantiert 25, 30 Tore schießt. Ich glaube nicht, dass das Randal Kolo Muani sein wird."
Auch abseits der reinen Torquote passt Kolo Muani eigentlich nicht zu hundert Prozent ins Anforderungsprofil des FC Bayern.
Er ist kein wuchtiger Wandspieler, der im Zentrum mit Bällen gefüttert werden will. Bei Eintracht Frankfurt taucht Kolo Muani stattdessen öfter auf den Flügeln auf und setzt auch seine Mitspieler gekonnt in Szene (zwölf Torvorlagen 2022/2023).
"Er braucht Räume, ist der perfekte Stürmer in einem System mit zwei Spitzen", urteilte auch Sandro Wagner.
Laut dem früheren Mittelstürmer passe zudem Kolo Muanis "Persönlichkeitsstruktur" nicht zum FC Bayern. "Der Stürmer, der im Sommer kommt, hat unfassbaren Druck - und da sehe ich Kolo Muani nicht", so Wagner.
Wunschspieler von Uli Hoeneß beim FC Bayern
Dennoch gilt insbesondere Ehrenpräsident Uli Hoeneß als Befürworter eines Transfers des Noch-Frankfurters.
"Sky" vermeldete, Hoeneß, der beim FC Bayern derzeit wieder verstärkt die Strippen im Hintergrund ziehen soll, sei ein "Fan" Kolo Muanis.
Überzeugt von den Qualitäten des umworbenen Shooting-Stars ist auch Michael Reschke, früherer Technischer Direktor der Münchner. "Er würde Bayern weiterhelfen. Wenn sie ihn in dieser Saison schon gehabt hätten, würde die Meisterschaftsfrage ein paar Fragezeichen weniger beinhalten", sagte der 65-Jährige bei "ran".
Kolo Muanis Landsmann Claude Makélélé schlägt in die gleiche Kerbe. Das häufig vorgebrachte Argument, der Angreifer sei eher ein Konterspieler und damit keiner für den Ballbesitz-Fußball des FC Bayern, lässt der frühere Profi von Real Madrid nicht gelten. "Das wird er schon lernen", meinte Makélélé.
100-Millionen-Euro-Risiko für den FC Bayern
Doch genau darin liegt die Gefahr. Eigentlich kann es sich der FC Bayern nicht leisten, eine neue Neun zu verpflichten, die nicht direkt einschlägt und viel Eingewöhnungszeit braucht - oder sich gar, das wäre der Super-GAU, als teures Missverständnis entpuppt.
"Der Stürmer, der nun gekauft wird, muss funktionieren. Das ist sowohl sportlich wichtig als auch für das Standing der Verantwortlichen", sagte Matthäus.
Auch finanziell würde der FC Bayern mit Kolo Muani ein großes Risiko eingehen. Unter 100 Millionen Euro will Eintracht Frankfurt seinen Leistungsträger dem Vernehmen nach nicht aus seinem bis 2027 datierten Vertrag entlassen. Eine Ausstiegsklausel enthält dieser nicht.
Günstigere Alternativen scheint es für den FC Bayern aber kaum zu geben. Für den ehemaligen Wunschstürmer Victor Osimhen ruft die SSC Neapel inzwischen 150 Millionen Euro auf - zu viel für die Münchner, die sich aus dem Poker um den Nigerianer wohl verabschiedet haben.
Lissy Beckonert