Ein möglicher Abstieg hätte für Hertha BSC angesichts der finanziellen Situation offenbar weitreichende Folgen.
Wenn Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC am Samstag (15:30 Uhr) den VfB Stuttgart (Platz 15) empfängt, steht für die Alte Dame eigentlich schon ein waschechtes Endspiel um den Klassenerhalt auf dem Programm. Entführen die Schwaben die Punkte, beträgt der Abstand zum rettenden Ufer im besten Fall sieben Zähler - bei dann noch neun zu vergebenen Punkten eine Mammutaufgabe, der die Berliner derzeit schlicht nicht gewachsenen scheinen. Sollte der Ernstfall eintreten, droht dem Klub eine Zäsur.
Obwohl Investor Lars Windhorst bis zur unrühmlichen Trennung im Februar 2023 satte 375 Millionen Euro in den Verein pumpte, balanciert Hertha BSC finanziell am Abgrund. Das berichtet die "Sport Bild".
Demnach erwirtschaftet man seit Jahren "Riesenverluste", allein 2023 wird ein Minus von über 60 Millionen Euro prognostiziert, heißt es in einem Bericht der Sport-Zeitschrift. Die Lage ist so brisant, dass selbst die Erteilung der Lizenz für die 2. Bundesliga kein Selbstläufer sein soll. Hertha müsse derzeit immer wieder auf Nachfragen der DFL reagieren, Dokumente einreichen und so darlegen, wie man zahlungsfähig bleiben will. Zumal man bei einem Abstieg wohl rund 40 Millionen Euro weniger einnehmen würde.
Auswirkungen wären dem Bericht zufolge wenig überraschend vor allem im Kader zu spüren. Sportdirektor Benjamin Weber und Co. sollen im Falle der verpassten Rettung einen "nahezu kompletten Umbruch" planen. Die Vielzahl an Mitläufern soll ohnehin gehen, aber auch viele Leistungsträger dürften Berlin den Rücken kehren müssen.
Hertha BSC verzichtet auf "Luftschlösser"
Um von der DFL grünes Licht für den Start die Erteilung der Lizenz zu erhalten, muss Hertha "Sport Bild" zufolge satte 20 Millionen Euro Transferüberschuss erzielen. Eine Summe, die dem Klub auf Zugangsseite nahezu die Hände bindet und die ohnehin nicht einfach zu erzielen ist. Zumal das Bekanntwerden die Position in möglichen Verhandlungen empfindlich schwächt.
Kein Wunder also, dass man den Fokus künftig auf die Entwicklung eigener Talente und "hungriger Spieler" von kleineren Vereine legen soll. Trotz der zu erwartenden sportlichen Schwächung soll man in Berlin allerdings weiterhin nicht unambitionierte Ziele haben: Geht es in Liga zwei, ist das Ziel aller Widrigkeiten zum Trotz "der sofortige Wiederaufstieg", so der Bericht.
Allerdings scheint der einstige selbsternannte "Big City Club" die Zeichen der Zeit erkannt zu haben: "Luftschlösser hatten wir lange genug. Den großen Zirkus wird es für eine Weile nicht mehr geben", zitiert die "Sport Bild" Präsident Kay Bernstein.