Zum zweiten Mal hatte der russische Großmeister Jan Nepomnjaschtschi am Sonntag die große Chance, Schach-Weltmeister zu werden. Doch zum zweiten Mal ließ er diese Chance liegen. Anders als im Match gegen Magnus Carlsen, bekam der 32-Jährige gegen Ding Liren ausreichend Möglichkeiten, sich die Krone aufzusetzen. Dass er dies nicht schaffte, könnte Folgen haben, glaubt ein früherer FIDE-Offizieller.
Wie schwer die Niederlage gegen Ding Liren den Russen Jan Nepomnjaschtschi traf, war dem Großmeister nach dem Ende der WM deutlich anzusehen. Wie ein Häufchen Elend saß der 32-Jährige auf der Pressebühne und stellte sich den Fragen Journalisten. Zwar beteuerte Nepo dort, seine Karriere weiter fortsetzen zu wollen. Unweigerlich stellt sich jedoch die Frage, was die vielleicht schwerste Niederlage seiner Laufbahn in ihm anrichten wird.
Ex-FIDE-Onlinechef Ilya Gorodetskiy fürchtet, dass sein Landsmann an dieser Pleite hart zu knabbern haben wird. "Vielleicht muss er sich jetzt denken: Was mich nicht umbringt, macht mich stärker. Nepo hat seine erste WM-Niederlage gegen Magnus Carlsen mit großer Würde ertragen. Aber meiner Meinung nach wird es viel schwerer, mit diesem Desaster umzugehen", sagte Gorodetskiy dem Portal "sport24.ru".
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Nichtsdestotrotz bleibe Nepo einer der besten Spieler der Welt, betonte der ehemalige Verbandsoffizielle. "Er muss sich jetzt auf den nächsten WM-Zyklus vorbereiten. Ein Ticket für das nächste Kandidatenturnier hat er schon", blickte Gorodetskiy voraus. "Aber", bemerkte er gleichzeitig, "bisher hat es niemand geschafft, drei Kandidatenturniere in Folge zu gewinnen".
Genau auf diesen "Hattrick" wird Nepo allerdings hoffen müssen, wenn er sich zum dritten Mal eine Chance auf die WM erarbeiten will. Bei den Kandidatenturnieren in Jekaterinburg und Madrid hatte sich der Russe in den letzten Jahren durchgesetzt und so das Ticket für die WM gelöst. Für das kommende Turnier in Toronto ist er gesetzt. Nur wenn er sich dort erneut gegen die versammelte Weltelite behauptet, wird er erneut die Möglichkeit bekommen, Schach-Weltmeister zu werden.