Mit drei Olympischen Goldmedaillen ist Jens Weißflog bis heute einer der erfolgreichsten deutschen Skispringer aller Zeiten. Der 58-Jährige blickt den jüngsten Entwicklungen im deutschen Männer-Skispringen mit gemischten Gefühlen entgegen.
Am vergangenen Freitag sorgte der Deutsche Ski-Verband mit der Meldung für Aufsehen, dass der einstige Bundestrainer Werner Schuster zum DSV zurückkehren werde. Als neuer Cheftrainer Nachwuchs ist er seinem Bundestrainer-Nachfolger Stefan Horngacher nun unterstellt, was durchaus Konfliktpotenzial birgen könnte.
Ex-Weltklasse-Skispringer Weißflog traut den beiden Österreichern Stefan Horngacher und Werner Schuster aber eine harmonische Zusammenarbeit zu und glaubt an eine gute Nachwuchsarbeit von Schuster für den DSV, wie er im Interview mit "Sport1" betonte: "Er kann Impulse setzen. Aber er ist natürlich auch davon abhängig, was an Talenten da ist. Zaubern kann keiner. Aber er hat nachgewiesen, dass er als Trainer die nötige Qualität dafür mitbringt."
Weißflog bezeichnet Schuster zudem als "interessanten Menschen und Trainer". Die angeführten Impulse von außen seien "im Trainerbereich immer wieder nötig. Daher sehe ich das positiv", urteilte der dreifache Skisprung-Weltmeister.
Weißflog benennt "Hauptproblem" im deutschen Skispringen
Grundsätzlich vertrete Weißflog beim Blick auf das deutsche Skispringen zudem die Meinung, dass die Bewertungen der Leistungen der DSV-Adler häufig zu negativ dargestellt würden: "Karl Geiger hat erst vor zwei Jahren knapp den Gesamtweltcupsieg verfehlt. Ich glaube, wir sehen das zu negativ, weil wir uns immer mit der aktuellen Spitze vergleichen", so der Sachse.
Große Leistungseinbrüche seien aber auch bei anderen Skisprung-Nationen regelmäßig zu beobachten, wie er ergänzte: "Wenn man sich die anderen Top-Nationen anschaut, da gibt es mit Marius Lindvik und Ryoyu Kobayashi Topspringer, die in diesem Winter so gut wie gar keine Rolle gespielt haben. Das Hauptproblem sehe ich darin, dass wir mit Karl Geiger, Markus Eisenbichler und Andreas Wellinger ein Team haben, das so schon seit Jahren zusammen ist. Da kommt kaum was nach."
Im vergangenen Winter 2022/2023 landete Andreas Wellinger als bester Deutscher nur auf Platz sieben im Gesamtweltcup.