Das Skifliegen der Frauen erhitzt im Skisprung-Zirkus weiter die Gemüter. Aus Norwegen kommt scharfe Kritik an FIS-Renndirektor Sandro Pertile.
Es ist rund vier Wochen her, dass die Slowenin Ema Klinec im norwegischen Vikersund mit 226 Metern den Skifliegen-Weltrekord der Frauen aufstellte. Wie es mit dem viel diskutierten Thema weitergeht, ist allerdings noch offen.
Sandro Pertile, FIS-Renndirektor fürs Skispringen, zeigte sich im März in einem Interview mit der norwegischen Boulevard-Zeitung "Verdens Gang" skeptisch. "Der Anfang war gut, aber nicht gut genug, um im nächsten Jahr einen Weltcup abzuhalten", sagte der Italiener.
In Norwegen regte sich breiter Widerstand gegen diese Sichtweise. "Ich habe mit Sandro gesprochen. Was er gesagt hat, war vollkommen unangebracht. Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet, ihm klar zu machen, dass es für uns in Norwegen aus kulturellen Gründen vollkommen inakzeptabel ist, unterschiedliche Regeln für Männer und Frauen aufzustellen", sagte Stine Aaseth Korsen, Vorsitzende des norwegischen Skisprung-Komitees. "Ich habe ihm gesagt, dass wir nicht leise sein werden."
Korsen, die am Wochenende am FIS-Meeting in Zürich teilgenommen hatte, ergänzte: "Wenn Entscheidungen getroffen werden, werden wir immer loyal sein. Aber wir waren sehr klar, dass wir das nicht einfach durchwinken werden. Sandro hat die deutliche Botschaft erhalten, dass wir das nicht auf die leichte Schulter nehmen."
Es gehe für die Athletinnen "auch ums Geld", sagte Korsen. "Skispringen ist ein teurer Sport. Um die Kommerzialisierung voranzutreiben, benötigen wir das Skifliegen und die TV-Übertragung dieser Events."
"Die kulturellen Differenzen sind sehr groß"
In Zürich habe es mehrere Gespräche über ihr Anliegen gegeben, schilderte Korsen. "Sandro ist ein netter Typ, mit dem man gut zusammenarbeiten kann. Aber die kulturellen Differenzen sind sehr groß."
Immerhin: Bei Pertile und Co. führte die norwegische Intervention offensichtlich zu einem Umdenken.
Der vorläufige Kalender für den Skisprung-Winter 2023/2024 enthält mehrere Skiflug-Wettbewerbe der Frauen mit Weltcup-Status.
"Stine hat einen großen Wert für das norwegische Skispringen. Wir bewegen uns in die selbe Richtung", kommentierte Pertile diese Entwicklung.