Die Skisprung-Saison 2022/23 ist gerade erst Geschichte, da tüfteln die Regelhüter offenbar schon auf Hochtouren daran, den Sport weiter zu optimieren. Auf einer Sitzung des Dachverbandes FIS sollen dabei auch Änderungen auf den Tisch gekommen sein, deren Einfluss enorm sein könnte.
Mit gemischten Gefühlen dürften vor allem die großen Nationen des Skisprung-Zirkus zu Ohren bekommen haben, dass man mit dem Gedanken spielt, die Höchstgrenze von Startern aus einem Land bei einem Weltcupspringen zu reduzieren. Durften die Deutschen, Österreicher, Norweger, Polen und Co. bislang noch sechs Springer melden, soll die Starter-Zahl im Winter 2023/24 auf fünf Athleten reduziert werden.
Allerdings bleibt die Chance erhalten, einen weiteren Platz über gute Ergebnisse im Continental Cup zu ergattern.
Zudem soll ein Teil der Reisekostenerstattung von den großen Skisprung-Ländern zu den kleineren Nationen umgeschichtet werden.
Skispringen soll "globaler" werden
"Auf diese Weise wollen wir die Kluft zwischen den Top- und kleinen Nationalmannschaften verringern", erklärt FIS-Renndirektor Sandro Pertile gegenüber "Skijumping.pl", welche Intention hinter den Vorschlägen steckt. "Das war ein klarer und wichtiger Vorschlag, den wir vom Internationalen Olympischen Komitee erhalten haben. Wir wollen unseren Sport globaler machen - und wenn wir globaler meinen, sprechen wir auch über Chancen auf Spitzenpositionen für Wettkämpfer aus mehreren Ländern."
Wie elitär es im Skisprung-Weltcup derzeit zugeht, offenbart ein Blick auf den Gesamtweltcup der abgelaufenen Saison: Unter den besten 30 tummeln sich lediglich Athleten aus sieben Ländern. Springer aus den USA, Kasachstan, Rumänien, der Türkei, Kanada, Estland, Italien oder der Ukraine versuchen seit Jahren vergeblich den Anschluss an die absolute Weltspitze herzustellen.
Selbiges galt lange für Athleten aus Russland, die infolge des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine allerdings weiterhin nicht Teil des Skisprung-Weltcups sein sollen. Einer umstrittenen Empfehlung des IOC, Sportler aus Russland und Weißrussland wieder aufzunehmen, will man nicht nachkommen.
Neue Regeln für das Skisprung-Material
Einen weiteren Unruheherd will die FIS auf Sicht endlich stilllegen. Die Vermessung der Anzüge, die in der Vergangenheit immer wieder zu Disqualifikationen und Diskussionen führte, soll spätestens 2024/25 elektronisch vorgenommen werden. 2023/24 wolle man das Verfahren bereits für die bisherige Vermessung der Springer anwenden, im Winter darauf sollen die Athleten dann sogar in kompletter Montur vermessen werden. Bevor es dazu kommt, wolle man aber 100 Prozent sicher gehen, dass das Verfahren funktioniert, so Pertile.
In diesem Zusammenhang kommt es für die Springer zu einem großen Einschnitt. Ab der kommenden Saison sollen die Sportler ohne Ausrüstung zum Vermessen erscheinen, die BMI-Vorschriften werden allerdings nicht angepasst. Dadurch müssen wohl alle Athleten an Gewicht zulegen - Im Skispringen ohnehin sein sensibles Thema.
Alle Vorschläge müssen am 5. Mai auf einer Hauptversammlung in Dubrovnik abgenickt werden.