Anfang September 2022 hob Superstar Magnus Carlsen die Schachwelt mit schweren Betrugsvorwürfen gegen US-Großmeister Hans Niemann aus den Angeln. In der Folge entwickelte sich eine öffentliche Schlammschlacht, im Zuge derer unter anderem Untersuchungen des Weltverbandes FIDE angekündigt wurden. Dazu hat der Verband nun ein Update gegeben.
Eigentlich wollte die FIDE Anfang April die Ergebnisse ihrer Untersuchungen im Schach-Skandal um Magnus Carlsen und Hans Niemann öffentlich bekanntgeben. Doch bis heute schweigt der Weltverband dazu. Der Grund: Die Situation ist derart kompliziert, dass allein die Vorbereitung der Untersuchung mehr Zeit als erwartet in Anspruch genommen hat. Dies teilte die FIDE dem norwegischen Sender "NRK" mit.
Man sei mit dem Thema "weiterhin beschäftigt", schrieb PR-Chef David Llada in einer E-Mail an den Sender. Mit einer schnellen Lösung rechnet der Kommunikations-Chef des Verbandes dabei nicht. Eine finale Entscheidung sei "nicht bald zu erwarten", erklärte Llada.
Experte kritisiert Schach-Weltverband
Der norwegische Schach-Experte Torstein Bae beurteilt diese Aussagen kritisch. "Es ist unglücklich, dass es sich weiter zieht", sagte er gegenüber "NRK". Vor allem für die beiden Parteien, Carlsen und Niemann, sei der Untersuchungs-Marathon nicht vorteilhaft, urteilte er. "Wenn man eine Zeit vorgibt, sollte man auch in der Lage sein, sie einzuhalten", kritisierte der Experte die FIDE.
Dass sich der Verband in diesem höchst komplizierten Fall Zeit lässt, überrascht allerdings nicht. Sollte die FIDE zu dem Ergebnis kommen, dass Hans Niemann tatsächlich betrogen hat, müsste sie stichhaltige Beweise vorlegen, die höchstwahrscheinlich auch vor Gericht standhalten müssen. Betrug im Live-Spiel nachzuweisen, gilt jedoch als nahezu unmöglich.
Hans Niemann hatte zwar zugegeben, in der Vergangenheit in mehreren Online-Partien betrogen zu haben, Schummeleien in Live-Partien stritt er jedoch stets ab. Diesen Vorwurfe hatte Magnus Carlsen im September 2022 gegen ihn erhoben. In der Folge verklagte der US-Amerikaner unter anderem den Superstar auf Schadenersatz in Höhe von 100 Millionen US-Dollar.