Max Verstappen hat beim Grand Prix von Australien 2023 in Melbourne das Qualifying gewonnen und sich damit die Poleposition gesichert. Gleichzeitig schied sein Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez bereits in Q1 aus und startet damit als 20. und Letzter.
Dabei war Q3 für Verstappen nicht ohne Nervenflattern. Im ersten Run war es erst die zweite schnelle Runde, die stach und ihn von P6 auf P1 katapultierte. Red Bull gilt zwar als "Reifenflüsterer", aber das ist nur für das Rennen gut und für das Qualifying eher ein Handicap. "Es war nicht leicht, die Reifen ins Fenster zu bekommen", bestätigt er.
Vor seiner letzten Runde, die in 1:16.732 Minuten letztendlich als Bestzeit registriert wurde, klagte Verstappen dann auch noch über Probleme beim Runterschalten. Das treibt den Verstappen-Fans in Anbetracht der defekten Antriebswelle in Saudi-Arabien wieder die Sorgenfalten auf die Stirn.
Zweiter wurde George Russell mit einem Rückstand von 0,236 Sekunden, vor Lewis Hamilton (beide Mercedes/+0,372) in Reihe 2. Fernando Alonso (Aston Martin/+0,407) wurde Vierter, sein Teamkollege Lance Stroll (+0,576) Sechster.
Die beiden Ferraris, die bei kühlen Temperaturen wegen ihres Reifen-Warm-ups eigentlich zumindest im Qualifying als chancenreich eingestuft wurden, mussten mit den Plätzen 5 (Carlos Sainz/+0,538) und 7 (Charles Leclerc/+0,637) vorliebnehmen.
Abgerundet wurden die Top 10 von Alexander Albon (Williams/+0,877), Pierre Gasly (Alpine/+0,943) und Nico Hülkenberg (Haas/+1,003).
Was sagt Helmut Marko zur Verstappen-Pole?
Der Red-Bull-Motorsportkonsulent spricht im Interview mit "ServusTV" von einer "mega" Runde Verstappens: "Es war eine unglaublich tolle Runde von Max. Überraschend, wie nah Mercedes herangekommen ist. Aber ich hoffe, dass die im Rennen einen höheren Reifenverschleiß haben. Ich glaube noch immer, dass Alonso auf die Renndistanz der Stärkere sein wird."
Haas-Duell: Wie kam das 3:0 für Hülkenberg zustande?
Der Haas-Pilot zeigte von der ersten Runde an eine herausragende Performance und stellte seinen Teamkollegen Kevin Magnussen neuerlich klar in den Schatten. Bereits in Q1 gab er sich keine Blöße, und in Q2 verbesserte sich Hülkenberg am Ende sogar auf Platz 5, 0,356 Sekunden hinter der Bestzeit von Verstappen und 0,717 Sekunden vor Magnussen. Gegen den steht's im Qualifying-Stallduell jetzt 3:0.
"Die zweite Runde in Q2 war sehr gut. Besser hätte ich sie nicht treffen können", sagt Hülkenberg. "In Q3 hatte ich nur noch einen neuen Reifensatz. Leider konnte ich die Runde da nicht ganz reproduzieren. Ich weiß nicht, ob vielleicht der Wind ein bisschen zugenommen hat."
Dass er das extrem hohe Niveau von Q1 und Q2 in Q3 nicht ganz halten konnte, ärgert Hülkenberg aber kaum: "Es ist nicht immer so einfach. Es ist Kunst, diese Runden hinzuzaubern. Wenn's einfach wäre, könnt es jeder machen. Aber ich bin zufrieden."
Was war der Grund für Perez' Aus in Q1?
Der Red-Bull-Pilot hatte noch keine Rundenzeit gesetzt, als er in Q1 beim Anbremsen von Kurve 3 von der Strecke rutschte. Perez hätte beinahe genug Schwung gehabt, um durchs Kiesbett zu fahren, musste dann aber bremsen, um nicht die Barrieren zu berühren. So blieb er halb auf Kies, halb auf Schlamm stecken und musste die Session frühzeitig beenden.
Am Boxenfunk ließ er seinem Ärger freien Lauf: "Wir müssen dieses Problem aussortieren, Mann! Es war wieder das gleiche Problem."
Bereits im dritten Freien Training war Perez dreimal neben die Strecke gefahren, laut Helmut Marko wegen eines "technischen Problems im Vorderwagen". Perez hatte während des dritten Trainings unter anderem über blockierende Vorderräder in Kurve 3 geklagt - genau das Problem, das ihm auch im Qualifying zum Verhängnis wurde.
"Wir hatten im P3 ein Problem mit der Motorsteuerung, dass beim Bremsen nicht die richtige Einstellung gekommen ist", erklärt Marko. "Dadurch gab es bei Sergio eine Verunsicherung. Es war ein kleiner Schub vom Motor, aber nicht so wie in den Trainings. Es war am Anfang noch rutschiger. Dann ist er da halt hinausgerutscht."
Ob nur die Technik an dem Abflug schuld war, ist Stand jetzt nicht klar. Aber für Perez bedeutet das Aus in Q1 nach dem Sieg in Saudi-Arabien einen Rückschlag. "Nichts Neues", meint "Sky"-Experte Ralf Schumacher. "Er hat super Wochenenden, aber er hat eben auch solche."
Wer flog außer Perez noch in Q1 raus?
Die Session war insofern spannend, als zu Beginn eine 90-prozentige Regenwahrscheinlichkeit gemeldet wurde und zu befürchten stand, dass es während Q1 zu regnen beginnen könnte. Als wegen Perez unterbrochen wurde, hatten viele der Topfahrer noch keine Zeit gesetzt. Letztendlich blieb es aber trotz roter Flagge bis zum Ende von Q1 trocken.
Perez belegte ohne Zeit den 20. und letzten Platz. Die tragische Figur war ausgerechnet Lokalmatador Oscar Piastri (16.). Dem McLaren-Piloten fehlten am Ende 0,046 Sekunden auf Yuki Tsunoda (15./AlphaTauri), der den Aufstieg seinerseits gerade noch schaffte.
17. wurde Guanyu Zhou (Alfa Romeo), 18. Logan Sargeant (Williams) und 19. Valtteri Bottas (Alfa Romeo). Bottas war nicht einmal um zwei Zehntelsekunden langsamer als Piastri. Mit einer Verbesserung um eine halbe Sekunde wäre er in Q1 sogar Elfter geworden. Ein Beleg dafür, wie hart umkämpft die Formel 1 2023 ist.
Ging das in Q2 so weiter?
Am Ende waren es 0,007 Sekunden, die Esteban Ocon (11./Alpine) auf Platz 10 (Albon) fehlten, um den Cut zu schaffen. Und auch dahinter ging es knapp zu: Yuki Tsunoda (AlphaTauri), Lando Norris (McLaren), Kevin Magnussen (Haas) und Nyck de Vries waren nur durch 0,236 Sekunden getrennt und belegten die Positionen 12 bis 15.
Norris stand bei seinem zweiten Versuch in Q2 bereits ein wenig unter Druck. Im ersten war er bei Kurve 3 von der Strecke abgekommen, sodass er noch keine Zeit gesetzt hatte. Q3-Potenzial steckte im McLaren diesmal aber wahrscheinlich einfach nicht drin.