Ex-Schwergewichts-Weltmeister Anthony Joshua kehrt rund sieben Monate nach seiner Niederlage im Rückkampf gegen Oleksandr Usyk in den Box-Ring zurück. Dabei bekommt es "AJ" am Samstag mit einem Gegner zu tun, der alles andere als Laufkundschaft ist, wie Promoter Eddie Hearn im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de verrät.
Sieben Monate nach seiner zweiten Niederlage gegen Oleksandr Usyk geht es für Ex-Schwergewichts-Weltmeister Anthony Joshua am Samstag im Duell gegen den US-Amerikaner Jermaine Franklin (22 Kämpfe, 21 Siege, 14 K.o.'s) um Alles oder Nichts - das zumindest glaubt Promoter Eddie Hearn, der den Fight für seinen Schützling im exklusiven Interview mit RTL/ntv und sport.de zum Schicksalskampf ausruft.
Auch zu einem möglichen Duell "AJ's" gegen Tyson Fury oder Deontay Wilder sowie der völlig umgekrempelten Vorbereitung Joshuas äußerte sich der Promoter.
Herr Hearn, ist der Comeback-Kampf gegen Jermaine Franklin ein "Do-or-Die-Fight" für Anthony Joshua – muss er diesen Kampf unbedingt gewinnen?
Eddie Hearn: Ja und deswegen bin ich nervös. Es ist Schwergewichts-Boxen. Einige Leute behaupten, Joshua ist überschätzt, er ist fertig. Und im gleichen Atemzug sagen sie, er sollte Jermaine Franklin ganz einfach ausknocken. Was denn nun?
Jermaine Franklin hat zuletzt Dillian Whyte geboxt. Das war ein sehr enger Kampf. Viele hatten das Gefühl, es hätte so oder so ausgehen können. Franklin ist ein sehr guter Schwergewichtler. Meiner Meinung nach ist er im Schwergewicht in den Top 15, vielleicht sogar Top 10 der Welt. Und AJ kommt nun nach diesen zwei Niederlagen zurück. Die Presse in England fragt mich, ob das jetzt ein Wiederaufbau-Prozess für ihn sei. Da sage ich: Leute, er hat gegen Oleksandr Usyk verloren und der zweite Kampf war wirklich gut. Er war dabei, den Kampf zu gewinnen, lag nach neun Runden vorne, dann hat ihn der beste Pound-for-Pound-Boxer in den "Championship Rounds" (die Runden 10, 11 und 12, d.Red) geschlagen.
Ich denke also, es geht weniger um Wiederaufbau, sondern darum, ein Statement im Schwergewicht zu setzen, um zu zeigen: Ich bin noch hier, ich gehöre immer noch zur Elite und ich kämpfe gegen jeden von euch. Ich hoffe, er kann die Leistung bringen, die er verdient. Mit Derrick James hat er einen neuen Trainer. Er hat in Dallas sehr hart trainiert. Ich bin aufgeregt, ihn wieder im Ring zu sehen.
Hat Anthony Joshua jetzt den richtigen Trainer, die richtige Einstellung, um zu gewinnen? Nicht nur, um zu gewinnen, sondern spektakulär zu gewinnen und dieses Statement zu setzen?
Derrick James ist gerade erst zum Trainer des Jahres gekürt worden. Er gehört zu den besten fünf Trainern auf der Welt. Der Unterschied ist: AJ war immer in einem Trainingslager mit vielen Leuten um ihn herum, er trainierte oft auf dem Olympia-Stützpunkt. Da war er wie ein Gott. Jedes Mal, wenn er reinkam, waren überall seine Bilder an der Wand. Ich war letzte Woche in Dallas im Gym von Derrick James und es könnte nicht anders sein. AJ hat da nur ein paar Leute um sich. Er hat für diesen Kampf so hart trainiert. Aber der Beweis dafür muss die Leistung sein. Ja, er hat einen tollen Trainer, ja, er hat eine tolle Kondition, ja er hat härter trainiert denn je. Das muss er in Leistung übersetzen.
Mental - wir haben gesehen, dass er nach der Usyk-Niederlage mentale Probleme hatte, das hat man noch am Kampfabend gesehen. Aber er hat sechs Monate auf diesen Moment hingearbeitet. Deswegen sind wir alle nervös: als Freunde, als Kollegen, weil wir ihn lieben. Wir wollen, dass er das bekommt, was er verdient. Aber es ist Sport: Wenn man keine Leistung bringt, kriegt man nicht, was man verdient. Am 1. April, wenn im Ring die Glocke ertönt - das ist der Moment, in dem die Welt sieht, wo AJ mit seiner Karriere steht. Physisch, mental, emotional. Es wird sehr aufregend.
Sollte Joshua gewinnen – wollen Sie für ihn dann Mega-Fights gegen Tyson Fury oder Deontay Wilder organisieren?
Ja, ganz sicher. Er wollte schon immer die großen Kämpfe. Wenn man sich anschaut, was für Kämpfe er bestritten hat, seit er um den Titel gekämpft hat (2016, d.Red), und sogar davor hat er schon gegen Dillian Whyte geboxt. Er hat jeden geboxt - bis auf Wilder und Fury. Das sind die Leute, gegen die er kämpfen will.
Der Kampf gegen Fury ist natürlich der größte Kampf, den es im Boxen gibt. Aber ein Kampf gegen Deontay Wilder steht dem in nicht viel nach, ist international die gleiche Kategorie: ein unglaublicher Schwergewichts-Kampf. Wenn er Jermaine Franklin schlagen kann, wird er wieder solche Mega-Fights haben wollen. Und ich glaube, das ist es, was er tun wird.
Das Interview führte Martin Armbruster