Magnus Carlsen, der beste Schachspieler der Welt, muss seinen Weltmeistertitel in wenigen Wochen abgeben. Das nun ausgetragene WM-Duell zwischen Ian Nepomniachtchi und Ding Liren verdiene seinen Namen allerdings nicht, so Schach-Ikone Garri Kasparov.
Magnus Carlsen wird seinen Titel bei der Schach-Weltmeisterschaft in der kasachischen Hauptstadt Astana (7. April bis 1. Mai) nicht verteidigen und somit abgeben müssen.
Der Norweger hatte seinen 2013 gewonnen WM-Titel in den Jahren 2014, 2016, 2018 und 2021 erfolgreich in Herausforderer-Duellen verteidigt, anschließend aber seine Teilnahme für 2023 mit der Begründung abgesagt, ihm fehle die nötige Motivation.
Stattdessen kommt es in Astana nun zu einem Duell über insgesamt 14 Partien, das zwischen dem Russen Ian Nepomniachtchi, dem Gewinner des 2022 abgehaltenen Kandidatenturniers, und dem Zweitplatzierten Ding Liren aus China ausgetragen wird.
"Ich kann es kaum ein Weltmeisterschaftsspiel nennen"
Garri Kasparov, Schach-Weltmeister zwischen 1985 und 2000, dämpfte im Vorfeld der WM die Erwartungen allerdings nun. Nepomniachtchi gegen Ding Liren sei ein hochklassiges Duell, den Namen einer WM-Partie verdiene es aber nicht.
"Ich kann es kaum ein Weltmeisterschaftsspiel nennen", sagte Kasparov in einer Sendung des Saint Louis Chess Clubs. "Für mich sollte der Weltmeisterschaftskampf den stärksten Spieler auf dem Planeten beinhalten, und das ist bei diesem Duell nicht der Fall."
Kasparov wolle zwar keineswegs die Carlsens Entscheidung kommentieren, "aber es ist eine Art amputierte Veranstaltung". Es sei "schade, dass Magnus nicht dabei ist, und natürlich ist das Match zwischen Nepo und Ding sowieso eine tolle Show, aber es ist kein Weltmeisterschaftsmatch".
Die beiden WM-Teilnehmer hätten sich "fair und anständig" qualifiziert, hob Kasparov noch einmal hervor. Dann machte er allerdings auf die absurde Situation aufmerksam, die nach der WM bei der Grand Chess Tour wohl entstehen dürfte: "In einem Monat werden wir den Weltmeister und den besten Spieler der Welt in einem Tournier haben, aber vielleicht ist es das, was wir jetzt brauchen: eine Art Sensation und mehr Aufregung."