Der in den vergangenen Jahren so erfolgsverwöhnte Formel-1-Rennstall Mercedes durchlebt eine waschechte Krise. Ex-Pilot Nico Rosberg glaubt, dass in Zukunft noch weitere schwierige Momente auf das deutsche Werksteam warten, ehe es wieder aufwärts geht.
Zum Saisonauftakt der Formel 1 in Bahrain bestätigte sich der Verdacht: Mercedes ist hinter Red Bull, Ferrari und Aston Martin nur noch vierte Kraft in der Königsklasse des Motorsports - eine Horror-Entwicklung für das Team um Toto Wolff. Auch in Saudi-Arabien, obwohl "kleinere Weiterentwicklungen" angekündigt worden waren, fuhr man der Konkurrenz in den Trainings und im Qualifying hinterher.
"Es ist eine unglaublich schwierige Situation für alle dort, weil sie den Erfolg so gewöhnt sind", urteilte Ex-Weltmeister Nico Rosberg am Samstag bei "Sky": "Die haben mit acht WM-Titeln hintereinander die größte Erfolgsgeschichte geschrieben, die fast je im Sport geschrieben wurde. Deswegen ist es jetzt sehr schwierig zu akzeptieren, dass auf einmal nichts mehr geht. Dass es eher schlechter als besser wird im Vergleich zum Ende des letzten Jahres."
Bislang hatte Mercedes sowohl mit hohem Reifenverschleiß als auch einer geringeren Rennpace zu kämpfen. Aus Dschidda will man weitere Erkenntnisse ziehen, um eine neue Strategie in der Entwicklung auszuarbeiten. Teamchef Toto Wolff hatte nach einer ersten, eingehenden Analyse erklärt, man werde bei Mercedes jeden Stein umdrehen müssen.
"Toto ist der, der letztlich verantwortlich ist", so Rosberg über seinen ehemaligen Boss. Dennoch sieht der 37-Jährige im Österreicher nach wie vor den "besten Teamchef in der Formel 1". Nun stehe Wolff vor einer "unglaublich schwierigen Herausforderung", damit die Umstrukturierungsmaßnahmen greifen.
Doch Nico Rosberg warnte davor, dass man zu schnell zu viel von Mercedes erwartet: "Eine Umstrukturierung ist meistens erst einmal ein Schritt zurück, bevor man dann den Riesenschritt nach vorne schafft. Das macht es so schwierig."
Dass Top-Pilot Lewis Hamilton angesichts der großen Probleme der Silberpfeile am Ende der Saison die Reißleine zieht, sieht Nico Rosberg indes nicht. "Lewis ist sehr, sehr motiviert", so seine Beobachtung: "Er möchte die WM noch einmal gewinnen und er ist auch extrem fleißig. George (Russell, Anm. d. Red.) ist da bestimmt auch nochmal eine Motivation für den Lewis, denn er ist auf Augenhöhe. Ich denke nicht, dass er an einen Rückzug denkt, sondern der will jetzt wieder nach vorne."