Alexandria Loutitt aus Kanada ist die Skisprung-Sensation der Saison. Nicht nur wurde die 19-Jährige als erste Frau in ein und derselben Saison Junioren- und Senioren-Weltmeisterin, sondern flog am Samstag in Vikersund mit 222 Metern zum Weltrekord. Gegenüber sport.de hat sie versucht, ihren Rekordflug und ihren rasanten Aufstieg zu erklären.
Schon bevor am Sonntag der erste Skiflug-Wettkampf der Frauen steigt, hatte Alexandria Loutitt ihren Platz in den Geschichtsbüchern sicher. Als erste Skispringerin überhaupt gewann die Kanadierin in ein und derselben Saison gleich zwei Weltmeistertitel in zwei Altersklassen: Anfang Februar wurde sie in ihrem Heimatland Junioren-Weltmeisterin, um einen Monat später in Planica auch noch WM-Gold von der Großschanze zu holen.
Doch auch den 18. März 2023 wird die 19-Jährige so schnell nicht vergessen: In Vikersund flog sie im Rahmen des offiziellen Trainings 222 Meter weit und ist damit aktuelle Weltrekordhalterin.
Wirklich fassen konnte sie den Rekordsprung wenig später aber noch nicht: "Es hört sich super crazy an! Ich bin super glücklich darüber", strahlte sie im exklusiven Gespräch mit sport.de. So keck, wie sie auf der Schanze ist, war sie auch im Anschluss: "Ich hoffe, es geht morgen noch etwas weiter."
Einen Weltcup gewann die Springerin des Altius Nordic Ski Club ebenfalls in dieser Saison: in Zao Mitte Januar. Damit hatte sie eine Erfolgsserie eingeläutet, die den Skisprungsport in Kanada wohl vor dem Aussterben gerettet hat, "denn davon hängt die Förderung für unseren Sport in Kanada ab", so Loutitt. "Im Grunde sind es nur zwei Athletinnen und ein Athlet, die diesen tragen. Das ist sehr schwierig und wir mussten uns an diesen Druck gewöhnen."
Für ihre jungen 19 Jahre wirkt Alexandria Loutitt auffallend reflektiert, sie lässt nichts unerklärt. Auch nicht, wie sie zu der Persönlichkeit wurde, die sie nun ist. "Ein Teil davon ist sicher, dass ich mein Elternhaus bereits mit 14 verlassen und mich dazu entschieden habe, meinen Sport professionell auszuüben. Dadurch wirst du automatisch schneller erwachsen", berichtete sie.
Es war das Puzzleteil, was ihr bis dato gefehlt hatte, denn "obwohl ich ein gewisses Talent hatte und auch technisch gut war, war ich mental noch nicht so weit, vor allem bei den Wettkämpfen. Aber das kam eben mit der Zeit", schilderte sie.
Und genau so klar war auch die Marschroute für diesen außergewöhnlichen Tag, an dem die Frauen nach der Absage des Freitagstrainings nun erstmals vom Monsterbakken in Vikersund springen durften: "Der Ratschlag unserer Trainer war: 'Mach nichts anderes als sonst. Wir wissen, du kannst weit und sicher springen und fliegen und wir wissen, dass du den Telemark kannst. Tu es wie sonst auch. Außer der Größe der Schanze gibt es keinen Unterschied.' Und genau so war es auch."
Trotz des Rekordsprungs wird Loutitts Vorbereitung auf den Wettkampf am Sonntag nicht anders sein, erklärte sie: "Wir werden uns sicher die Sprünge der Männer anschauen, wahrscheinlich am TV. Aber wir werden abseits davon sicher nichts Verrücktes machen. Eben alles so, wie bei jedem anderen Wettkampf auch."
Das Gespräch führte Luis Holuch.