Nachdem das IOC die Tür für eine Rückkehr der russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportler zuletzt wieder öffnete, wird das Thema auf der internationalen Sportbühne heiß diskutiert. Schach-Superstar Magnus Carlsen hat seinen Standpunkt mittlerweile geändert. Der Norweger sprach sich nun klar gegen eine Rückkehr aus. Der Zeitpunkt seiner Aussagen ist durchaus brisant.
Das Wort von Magnus Carlsen hat in der Schach-Szene Gewicht. Wenn sich der wahrscheinlich beste Spieler aller Zeiten zu einem Thema äußert, wird dies auch gehört. Wohin das führen kann, hat der Betrugsskandal rund um Hans Niemann gezeigt. Vom Norweger angestoßen, schaffte es die Posse in die weltweiten Schlagzeilen und sorgte für ein Maß an Aufmerksamkeit, die dem Sport in dieser Form sonst nicht zuteil wird.
Ein Interview Carlsens mit dem norwegischen Sender "TV2" könnte nun ein weiteres lautes Echo innerhalb der Schach-Welt auslösen. In dem Gespräch positionierte sich der Superstar erstmals seit langer Zeit in der "Russland-Frage". Und sein Standpunkt ist deutlich.
"Ich habe das Gefühl, dass es sich mit jedem Tag, den der Krieg andauert, komischer anfühlt, gegen Russen zu spielen", sagte Carlsen, der seinen eigenen Kurs damit änderte. Zu Beginn des Krieges habe er noch die Auffassung vertreten, man müsse vorsichtig damit sein, Leute zu verbannen: "Weil man nicht weiß, welche langfristigen Folgen das hat."
Aber jetzt, da der russische Angriff gegen die Ukraine länger und länger dauert, "habe ich vielleicht eher das Gefühl, dass Russen vielleicht doch nicht spielen sollten", erklärte der Superstar.
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Zwar liege es nicht in seiner Hand diesbezüglich eine Entscheidung zu treffen, ergänzte der 32-Jährige. Gleichzeitig ist sich Carlsen seiner Ausnahmestellung aber voll und ganz bewusst. Der Norweger weiß, dass der Weltverband FIDE mitliest, wenn sich der größte Name der Szene zu einem derart brisanten Thema äußert.
Pikant ist vor allem das Timing von Carlsens Aussagen, denn schon in wenigen Wochen steht mit der Weltmeisterschaft das wichtigste Event des Jahres auf dem Programm. Mit Ian Nepomniachtchi nimmt ein russischer Spieler daran teil. Er kämpft gegen den Chinesen Ding Liren um den größten Titel, den es im Schach-Sport gibt.
Zwar muss Nepomniachtchi unter neutraler Flagge antreten, sollte er gewinnen und sich an die Spitze der Schach-Welt setzen, wird aber auch Russland diesen Sieg für sich beanspruchen. Dieser Gedanke stößt nicht nur Magnus Carlsen sauer auf.

