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"Voller Adrenalin": Lisso vom Skifliegen begeistert

Justin Lisso kehrt mit vielen neuen Eindrücken aus Österreich zurück
Justin Lisso kehrt mit vielen neuen Eindrücken aus Österreich zurück
Foto: © IMAGO/GEPA pictures/ Christian Walgram
31. Januar 2023, 10:13
sport.de
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Justin Lisso zählt zu den großen Skisprung-Hoffnungen der Zukunft beim DSV. In seiner Kolumne für sport.de berichtet der 23-Jährige nun über seine ersten Erfahrungen beim Skifliegen in Österreich.

Mein erster Weltcupeinsatz in dieser Saison und das bedeutet gleich: Skifliegen am Kulm.

Skifliegen – eine andere Dimension des Springens. Gut vorbereitet durch Mannschaftskameraden und Trainer taste ich mich an den ersten Wettkampftag heran. 6:00 Uhr Aufstehen, 7:00 Uhr Frühstück, 8:30 Uhr Fußballtennis in der Halle und Sprungimitationen auf dem Rollwagen. Nervosität: nicht vorhanden.

9:30 Uhr Abfahrt zur Schanze, schon im Bus merkt man, dass die Zuschauer in guter Stimmung sind; auch für sie sind die langgezogenen Sprünge ein Augenschmaus, ein echtes Spektakel. Die Sesselliftanlage am Kulm bringt die Springer lange sieben Minuten nach oben, ca. 350 Meter Höhenunterschied bis zum Fuße des Sprungturms. Nervosität: nicht vorhanden.

Das erste Mal dann oben auf dem Turm zu stehen, ist ein unvergleichliches Erlebnis. Nervosität: leicht steigend.

Man weiß ja nicht, was auf einen zu kommt und Skifliegen wird in dem Sinne von keinem Skispringer trainiert – und dann der erste Sprung: 207 Meter. Ich nehme zur Kenntnis, dass ich persönlich noch nie so weit von einer Schanze gesprungen bin, bin aber schon noch mit anderen Dingen beschäftigt.

Ich merke, wie mein Körper voller Adrenalin ist. Man ist gefühlt länger in der Luft als es objektiv ist. Die Kräfte in der Luft wirken teilweise ganz anders als beim normalen Skispringen und es erfordert Mut und Erfahrung, einen Sprung lange runterzuziehen. Nervosität: mehr als vor dem Sprung.

Ich bin zufrieden mit der Weite, meine Trainer ebenso. Ich merke, wie alles in mir "nacharbeitet", das Adrenalin schleicht sich nur langsam aus. Die Qualifikation fällt mir schon schwerer, ein Fehler nach dem Absprung lässt mich bei 144 Meter landen. Ich bezahle reichlich Lehrgeld, merke, dass ich drei bis vier Sprünge mehr auf so einer Anlage bräuchte, um sie richtig lesen zu können und den Sprung darauf anzupassen.

Ähnlich läuft es am zweiten Wettkampftag. Auch hier spüre ich, wie ich aus Mangel an Erfahrung, den Sprung nicht die zwanzig Meter weiter ziehe, wie er hätte gezogen werden können.

Ich bin beindruckt von der Anforderung an den Springer. Eine psychische Anforderung, eine mentale Energieleistung vom Absprung bis zur Landung. Stefan Kraft, ein erfahrener Skiflieger demonstriert, wie es geht: Respekt vor dieser Leistung! 

Ich bin wieder ganz und gar auf der Erde in Oberstdorf zurück. Spaß hat es gemacht, die Erfahrungen werden mich weiterbringen und die Freude auf den nächsten "normalen" Weltcup tritt in den Vordergrund. Ich hoffe, in Willingen das zu bestätigen, was mir im COC-Cup zum Schluss durchgängig gelungen ist, nämlich gut zu springen.

Ich bin bereit, zu zeigen, was ich kann!

Herzliche Grüße

Justin Lisso       

Kulm 2022/2023

1NorwegenHalvor Egner Granerud455.50
2SlowenienTimi Zajc451.40
3ÖsterreichStefan Kraft446.40
4DeutschlandAndreas Wellinger432.30
5ÖsterreichJan Hörl416.00

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