Vor einer Woche schmiss Rouven Schröder überraschend als Sportdirektor beim FC Schalke 04 hin. Nun wurden zahlreiche Details zum Aus des 47-Jährigen enthüllt, die ein genaueres Licht auf die Tage und Wochen vor dem Rücktritt des beliebten Funktionärs werfen.
Seit sieben Tagen wird intensiv spekuliert, warum Rouven Schröder den FC Schalke 04 mitten in der Saison und wenige Wochen vor der Winterpause verlassen hat. Etwas unkonkret war von Enttäuschung die Rede, von Unstimmigkeiten mit den Verantwortlichen, Schalke selbst nannte "persönliche Gründe". Doch "Sport Bild" hat nun ein sehr detailliertes Bild von Schröders letzten Monaten bei den Königsblauen gezeichnet.
Demnach war das Aus des bei den S04-Fans überaus beliebten Managers ein Prozess, der über einige Wochen lief. Nachdem er seit seiner Anstellung im Sommer 2021 fast anderthalb Jahre durchgearbeitet hatte und mit seinen Verpflichtungen maßgeblichen Anteil am sofortigen Wiederaufstieg des Revierklubs hatte, legte Schröder laut dem Bericht im September dieses Jahres eine kurze Pause ein und machte in der Länderspielphase eine Woche Urlaub.
Diese Tagen sollen den 47-Jährigen verändert haben, wie S04-Mitarbeiter der Sport-Zeitschrift berichteten. Schröder trat plötzlich mit Zweifeln auf, war nicht mehr der "High-Performer", wie er offenbar intern bezeichnet wurde.
Dass der Aufsichtsrat seine in dieser Saison zu großen Teilen nicht eingeschlagenen Transfers kritisierte, soll Schröder verärgert haben.
Der Sportdirektor reagierte dünnhäutig auf Kritik und stieß sich daran, dass dem Gremium nicht gefiel, dass der mittlerweile gefeuerte Coach Frank Kramer im Sommer mit einer Abfindungsklausel ausgestattet wurde. Der mitschwingende Vorwurf des Aufsichtsrates: Schröder glaube selbst nicht an den Trainer.
Sportvorstand Peter Knäbel merkte, dass beim Sportdirektor etwas nicht stimmte - der Tod eines engen Freundes setzte Schröder zusätzlich zu - und versuchte, den 47-Jährigen zu entlasten, Medienarbeit zu übernehmen und den Funktionär aus der Schusslinie zu halten.
Doch Schröders Gemütszustand besserte sich nicht. Beim Spiel gegen Hoffenheim, Mitte Oktober (0:3), soll er in der Halbzeitpause Team-Manager Gerald Asamoah angegangen sein, der taktische Vorschläge machte, und sagte diesem recht schroff, er solle sich zurückhalten.
Rund um die Verpflichtung des neuen Cheftrainers Thomas Reis soll das Fass schließlich übergelaufen sein.
Nach klub-internen Gesprächen über einen Kramer-Nachfolger und zahlreichen Absagen von Trainern wie Bruno Labbadia oder Domenico Tedeso verhandelte Schröder schließlich mit dem VfL Bochum über Thomas Reis und erzielte ein Einigung (200.000 Euro Ablöse plus 100.000 Euro bei Klassenerhalt).
Während der damalige Sportdirektor und seine Vorstandskollegen mit dieser (branchenüblichen) Summe zufrieden waren, grätschte der Aufsichtsrat unerwartet dazwischen, weil dem Gremium die Summe zu hoch war. Man ging laut dem Bericht sogar davon aus, Reis ablösefrei zu bekommen. Schröder reagierte mit blankem Unverständnis, heißt es.
Einen Tag später kam es zum Krisengipfel im Vorstand, nach welchem Schröder schließlich seinen Hut nahm.