Die Affäre um Borussia Dortmunds ehemaligen Trainer André Fuhr zieht im deutschen Frauen-Handball weiter große Kreise. Eine weitere Spielerin erhebt schwere Vorwürfe gegen den Ex-BVB-Coach - und auch im DHB rumort es.
Bundestrainer Markus Gaugisch und insbesondere DHB-Sportvorstand Axel Kromer geraten inzwischen ebenfalls ins Visier der Kritik.
Dass beim DHB die Warnsignale im Fall Fuhr, dem psychische Gewalt gegen Spielerinnen vorgeworfen wird, lange überhört wurden, stößt laut "Spiegel" bei mehreren Funktionären aus den Landesverbänden auf Unverständnis. "Das beschädigt unser Image enorm", sagte ein namentlich nicht genannter Landespräsident dem Nachrichtenmagazin.
Auch Gaugischs wenig erhellende Aussagen zu der Affäre bei einer Pressekonferenz am Dienstag tragen nicht zur Beruhigung in der Szene bei. "Systematische Dinge" seien ihm in Bezug auf Fuhrs umstrittene Methoden nicht bekannt gewesen, bevor diese im September an die Öffentlichkeit kamen, hatte der 48-Jährige unter anderem gesagt.
Andere Aussagen widersprechen dieser Lesart deutlich. "Ich glaube nicht, dass es einen Trainer oder Trainerin in der Frauen-Bundesliga gibt, der noch nicht von den Fällen, wie sie jetzt an die Öffentlichkeit gebracht wurden, oder weiteren, die es definitiv noch gab, schon gehört hat", sagte Dirk Leun, Coach des Buxtehuder SV, dem "Spiegel".
Es gebe "keinen Menschen in der HBF, der nichts davon gewusst hat", erklärte Tesse Bremer, Trainerin der HSG Bad Wildungen Vipers, die selbst zwischen 2006 und 2008 bei der SG BBM Bietigheim unter Fuhr spielte.
Die aktuelle Nationalspielerin Johanna Stockschläder vom Thüringer HC bestätigte gegenüber der "Siegener Zeitung", sie habe den BVB im Jahr 2021 wegen Fuhr verlassen. "So kann man nicht mit Menschen umgehen", kritisierte sie ihren Ex-Coach in deutlichen Worten.
Mit Fuhr, der auch für die deutsche Juniorinnennationalmannschaft zuständig war, hatte sich der BVB nach Bekanntwerden der massiven Vorwürfe im September auf eine Vertragsauflösung geeinigt.
Andreas Heiermann, ehrenamtlicher Vorsitzender der Handball-Abteilung des Revierklubs, war am Donnerstag von seinem Amt zurückgetreten.
"Natürlich haben die jüngsten Vorkommnisse rund um die erste BVB-Damenhandball-Mannschaft auch mich stark beschäftigt. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass ich meinen schon seit langem für 2024 aus persönlichen, privaten Gründen angedachten Rückzug aus diesem Ehrenamt vorziehe", begründete Heiermann seinen Schritt.