Eigentlich gab es für Borussia Dortmund am Wochenende nach dem Derbysieg über den FC Schalke 04 reichlich Grund zum Feiern. Wäre da nicht die schwere Verletzung von Marco Reus. Der Ausfall des Offensivspielers könnte für den BVB in den kommenden Wochen kritisch werden.
Es lief die 28. Spielminute im lang erwarteten Revierderby, als die Fans im Dortmunder Signal Iduna Park die Luft anhielten - zumindest die, die es mit Borussia Dortmund halten.
Bei einem Zweikampf mit Gegenspieler Florian Flick knickte Marco Reus äußerst unglücklich mit dem rechten Knöchel um. Schmerzerfüllt wälzte sich der BVB-Kapitän danach auf dem Rasen. Aus eigener Kraft konnte der 33-Jährige das Spielfeld nicht verlassen.
Die Sorge bei den Mitspielern nach der Partie war groß, "vor allem, weil der Knöchel beim ersten Gucken nicht so gut aussah", merkte Vizekapitän Mats Hummels am "Sky"-Mikrofon an. "Wir drücken ihm alle die Daumen und hoffen, dass es nicht so schlimm ist, wie es auf den ersten Blick aussah."
Und auch bei Youssoufa Moukoko wich die Freude über seinen Siegtreffer schnell dem Mitgefühl für den Kollegen. "Ich hoffe und bete, dass es nicht so schlimm ist. Er ist unser Kapitän. Wenn er auf dem Platz ist, fühlst du dich besser", betonte der 17-Jährige.
Zwar gab Sportdirektor Sebastian Kehl am Sonntag im "Doppelpass" bei "Sport1" leichte Entwarnung und machte deutlich, dass sich die Horrorszenarien nicht bewahrheitet hätten.
"Drei bis vier Wochen" werde Reus aber fehlen. Die Sorgen um ihn und den BVB sind also begründet.
Denn im vollgepackten Spielplan bis zur Winter-WM in Katar können sich vier Wochen anfühlen wie eine halbe Ewigkeit.
Den Kracher gegen den FC Bayern wird Reus wohl genauso verpassen wie die beiden richtungsweisenden Champions-League-Duelle mit dem FC Sevilla.
Und auch Moukokos Gefühl, dass der BVB mit Reus eine bessere Mannschaft sei, deckt sich mit den Fakten.
Im bisherigen Saisonverlauf ist der Nationalspieler nicht nur Kapitän und Anführer, sondern auch Unterschiedsspieler.
Mit seinen drei Saisontoren in der Bundesliga markierte er jeweils das wichtige 1:0 für den BVB. In den Heimspielen gegen Bayer Leverkusen und die TSG Hoffenheim waren seine Treffer sogar die einzigen des Spiels.
Mit wettbewerbsübergreifend sieben Torbeteiligungen in zehn Spielen ist Reus zudem mit Abstand der effektivste Offensivspieler, den Trainer Edin Terzic aktuell in seinem Kader hat.
Anders ausgedrückt: Reus in der Verfassung der letzten Wochen war schlicht ein Punktegarant für die Borussia.
Doch nun muss Terzic eine Alternative für ihn finden - eine undankbare Aufgabe für den Chefcoach, der den Ausfall seines Fixpunkts in der Offensive als "sehr enttäuschend und sehr bitter" bezeichnete.
Die gute Nachricht für Terzic: Noch vor wenigen Wochen wäre ein Reus-Ausfall für den BVB schlicht nicht zu kompensieren gewesen. Das ist jetzt anders.
Denn zuletzt kamen mit Donyell Malen und Karim Adeyemi zwei Akteure aus Verletzungspausen zurück, die die fehlenden Tore beisteuern könnten.
Als direkter Vertreter auf der Reus-Position kommt neben Julian Brandt, der wie Reus stark in die Saison startete, auch wieder Giovanni Reyna in Betracht.
Der US-Amerikaner scheint wieder komplett fit zu sein und wurde im Derby für Reus eingewechselt. Prompt war er entscheidend am 1:0 beteiligt.
Jonas Hofmann