Red-Bull-Berater Helmut Marko rechnet beim Formel-1-Comeback in Australien mit der nächsten Überhol-Schlacht zwischen Weltmeister Max Verstappen und Charles Leclerc im Ferrari.
Mit den neuen, aerodynamisch vereinfachten Autos sei nicht nur das Überholen "deutlich einfacher geworden", sagte Marko im Interview mit "RTL/ntv": "Es gibt auch ein Rücküberholen. Wenn man früher einmal vorbei war, hat sich der Hintermann die Reifen ramponiert und hatte keine Chance mehr."
Das sei nun anders, wie nicht nur das Duell an der Spitze, sondern etwa auch der Zweikampf der Alpine-Piloten in Saudi-Arabien gezeigt habe. Er rechne daher in Melbourne erneut mit einem Zweikampf "zwischen Ferrari und uns", so Marko.
Lob für Ferrari, "Gewichts-Handicap" bei Red Bull
Beim Rennen im Albert Park von Melbourne wird laut Marko "entscheidend sein, wer die Reifen ins richtige Temperaturfenster bringt".
Am besten händele dieses Thema bislang Ferrari, lobte die Red-Bull-Eminenz die Konkurrenz aus Maranello. "Der Ferrari hat keine Schwächen" und sei ein "universell schnelles Auto", betonte Marko. "Ferrari fährt mit allen Reifentypen und bei allen Temperaturen raus und ist auf Anhieb schnell. Das ist, glaube ich, die ganz große Stärke von Ferrari."
Das Konzept des RB18 aus der Feder von Design-Guru Adrian Newey sei dagegen "noch nicht endgültig ausgereizt" und generell "schwieriger", räumte der 78-Jährige ein. Aber: "Wenn es uns gelingt, das Auto abzustimmen und ins richtige Temperaturfenster zu bringen, hat die Runde von Perez (zur Pole Position in Saudi-Arabien, d. Red.) gezeigt, dass wir ganz vorne mitfahren können."
Auf Red Bull laste zudem noch ein "Gewichts-Handicap" von rund 10 Kilogramm gegenüber den Roten, schätzt Marko. Bis zum Europa-Auftakt in Imola wolle man dieses reduzieren. "Das sind dann sicher wieder zwei, drei Zehntel."
Formel 1: Stallorder bei Ferrari - ja oder nein?
Dass der ehrgeizige Scuderia-Pilot Carlos Sainz dem WM-Führenden Leclerc im Laufe der Saison Punkte klaut und Red Bull so ungewollt Schützenhilfe im Kampf um die Fahrer-WM gibt, glaubt Marko indes nicht.
"Ich hoffe das, bin momentan aber noch nicht überzeugt, dass das passieren wird. Carlos ist ein Fahrer, der sehr analytisch vorgeht, der sehr genau und gewissenhaft arbeitet", sagte Marko über den Spanier, der seine F1-Karriere 2015 beim Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso (heute AlphaTauri) begonnen hatte: "Ich bin dabei, dass er sicher an Leclerc herankommen wird. Die Frage ist nur wann. Wenn zu diesem Zeitpunkt Leclerc schon einen deutlichen Punktevorsprung hat, wird Ferrari dann auf Teamorder gehen."
In den WM-Wertungen hat Red Bull trotz des Verstappen-Triumphs in Saudi-Arabien wegen der Nullnummer beim Auftakt in Bahrain einen happigen Rückstand auf Ferrari. Aus "Bullen"-Perspektive könne man daher froh sein, wenn es gelänge, "rund um Monte Carlo" (7. Saisonlauf) die WM-Führung zu übernehmen, blickte Marko voraus.