Als Zehnjährige schaute Marie-Philip Poulin das olympische Eishockey-Finale von Salt Lake City und wunderte sich. Gerade hatten die Kanadierinnen Gold gewonnen - und weinten. "Ich sah meine Mama an, und sie weinte auch", erzählt sie, "meine Mama hat mich angeschaut und gesagt: Eines Tages wirst du es verstehen."
Inzwischen ist das Mädchen aus Quebec selbst Kapitänin der kanadischen Eishockey-Frauen, hat zwei olympische Goldmedaillen und zwei WM-Titel gewonnen - und verstanden. "Als ich bei meinem ersten Gold selbst geweint habe, wusste ich, was sie meinte."
Poulin ist mittlerweile die beste Eishockeyspielerin der Welt - die über Gold und Silber entscheidet, wenn die Erzrivalen Kanada und USA um die Frauen-Titel streiten.
2010 in Vancouver schoss sie beide Tore zum 2:0-Finalsieg, vier Jahre später in Sotschi rettete sie Kanada 55 Sekunden vor Schluss in die Verlängerung, die sie dann selbst entschied. Nur 2018 in Pyeongchang reichte ihr Tor zum 2:1 nicht, weil die Amerikanerinnen das Spiel noch drehten. Auch beim WM-Triumph 2021 erzielte sie den Siegtreffer.
"Captain Clutch" soll für die nächste Entscheidung sorgen
Kein Wunder, dass Poulin immer wieder mit Kanadas Superstar Sidney Crosby verglichen wird. Obwohl sie das selbst "überhaupt nicht" mag.
Am Donnerstag (5.10 Uhr MEZ) soll die historische Torserie in Olympia-Endspielen weitergehen, wenn im Finale in Peking - natürlich - wieder die USA der Gegner sind. Ihre Mitspielerinnen zählen auf "Captain Clutch", die immer dann Tore schießt, wenn es am wichtigsten ist. Die Ansage von Kevin Dineen, Trainer bei Olympia 2014, ist längst ein geflügeltes Wort geworden: "Bringt den Puck zu Pou."
Mit diesem erprobten Rezept soll Gold zurück nach Kanada. Für Poulin wäre es der dritte Olympiasieg der Karriere. Das hat selbst Crosby, Finaltorschütze bei den Triumphen 2010 und 2014, nicht geschafft. Ein paar Tränen werden wohl wieder fließen, wenn sie Kanada erneut zum Sieg schießt - gewissermaßen als "Winning Pou".
