Paukenschlag in Maranello! Die Scuderia Ferrari hat sich am Montag offiziell von Teamchef Maurizio Arrivabene getrennt. Nachfolger des 61-Jährigen wird ausgerechnet sein Intimfeind, Technik-Direktor Mattia Binotto.
"Nach vier Jahren unermüdlicher Hingabe wird Maurizio Arrivabene das Team verlassen", erklärte Ferrari am Montag in einer offiziellen Stellungnahme. "Die Entscheidung wurde gemeinsam mit der Firmen-Führung nach langen Gesprächen, in denen es um die Interessen des Teams und die persönlichen Interessen Maurizios ging, getroffen", heißt es weiter.
"Ferrari bedankt sich bei Maurizio für seinen wertvollen Beitrag dazu, dass das Team in den letzten Jahren wieder konkurrenzfähiger geworden ist. Wir wünschen ihm für die Zukunft alles Gute", verabschiedete sich der Traditionsrennstall von seinem ehemaligen Chef.
Mit sofortiger Wirkung werde Mattia Binotto den Posten Arrivabenes übernehmen, erklärte die Scuderia. Dazu wird der Italiener vorerst auch die Position als Technik-Direktor behalten.
Ferrari-Führung zieht die Reißleine
Die Trennung von Arrivabene kommt für viele Experten nicht wirklich überraschend. Schon nach der für Ferrari enttäuschenden Saison und dem erneut verpassten WM-Titel war es laut italienischen Medien zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Arrivabene und Binotto gekommen. Der neue Ferrari-Chef Louis Camilleri und Fiat-Chrysler-Präsident John Elkann haben sich in dieser heiklen Gemengelage schließlich für Binotto entschieden.
Obwohl Ferrari über weite Teile der Saison 2018 das schnellste Auto im Feld hatte, gelang es nicht, den heißersehnten Titel endlich wieder nach Maranello zu holen. Viele taktische und handwerkliche Fehler der Boxencrew sowie zum Teil eklatante Aussetzer des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel halfen Mercedes und dem nun fünfmaligen Weltmeister Lewis Hamilton nach einem eher schwachen Saisonstart wieder in die Spur.
Streit entbrannte schon während der Saison
Vor allem die Haltung der Italiener beim leidigen Thema Stallorder erwies sich als großer Nachteil für Vettel. Anders als bei Mercedes, wo sich Valtteri Bottas schon früh hinter Hamilton einordnen musste, versäumte es Ferrari, Vettel als bedingungslose Nummer eins auszurufen. Als dann Arrivabene öffentlich die seiner Meinung nach unzureichende Weiterentwicklung des Autos bemängelte und damit Binotto frontal angriff, waren die Würfel fast schon gefallen.
Kurz vor Weihnachten unternahm Arrivabene einen letzten Versuch, das drohende Unheil abzuwenden. Meldungen über einen Streit mit Binotto seien Fake News, die das Ziel hätten, Instabilität und Probleme im Team zu schüren, sagte er im Gespräch mit italienischen Medien: "In dieser Saison hat es mehrere Versuche gegeben, die Mannschaft zu destabilisieren, aber "das Team ist gut und kompakt. Ein funktionierender Rennstall braucht keine Revolution, ich bin sowieso eher Freund einer Evolution."
Vettel steht 2019 unter großem Druck
Nun darf es also Mattia Binotto versuchen. Der 49-Jährige, der 2016 die Nachfolge des seinerzeit entlassenen Technikchefs James Allison antrat, kam schon 1995 zu Ferrari und durchlief sämtliche Stationen in der Fabrik und im Formel-1-Team. 2004 wurde er Ingenieur im Rennsport-Bereich, 2007 Chefingenieur der Ferrari-Gruppe. 2014 ernannte ihn Sergio Marchionne zum Leiter des gesamten Motorenbereichs, ehe er sich seit 2016 als Technischer Direktor auf den Formel-1-Rennstall konzentrierte.
Letzter Ferrari-Weltmeister nach der legendären Ära Michael Schumacher war 2007 der nun zu Sauber gewechselte Finne Kimi Räikkönen. Zuletzt scheiterte Sebastian Vettel 2017 und 2018 nach jeweils engem Kampf über weite Teile der Saison an Lewis Hamilton. 2019 steht Vettel deshalb erheblich unter Druck, zudem muss er sich der Konkurrenz des jungen Monegassen Charles Leclerc erwehren.