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Rassismus in der NFL: Bennett als Kaepernick-Erbe?

08. September 2017 12:42
Michael Bennett steht für seine Rechte ein
Michael Bennett steht für seine Rechte ein
Foto: © getty, Steve Dykes

Die USA haben ein Problem: Rassismus. Und dieses Problem hat nun auch das Allerheiligste betroffen: American Football, genauer: die NFL. Den einen schmeckt das, wieder anderen missfällt das - von der Hand zu weisen ist es jedoch nicht.

Angefangen hatte es alles mit ihm: Colin Kaepernick. Der Ex-Quarterback der San Francisco 49ers, der sein Team noch 2013 als Shooting Star in den Super Bowl führen durfte, wollte während der amerikanischen Hymne nicht mehr stehen. Zu groß seien die gesellschaftlichen Benachteiligungen von Afroamerikanern in den USA. Also kniete er nieder.

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Seinen stillen Protest begann der 29-Jährige im August 2016. "Ich konnte einfach keinen weiteren Hashtag a la #sandrabland, #tamirrice, #walterscott, #ericgarner (Namen afroamerikanischer Opfer von Polizeigewalt; Anm. d. Red.) sehen", verriet er Reportern damals seine Intention. Die Aktion schlug Wellen und in den Staaten solidarisierten sich viele Sportler mit dem Spielmacher. Zahlreiche Athleten aus anderen Sportarten schlossen sich an.

Nun, knapp ein Jahr später, ist Kaepernick von der Bildfläche verschwunden. Nahezu unstrittig ist, dass sein politischer Protest ihn zur Persona non grata gemacht hat. Ungewollt und verstoßen. Während andere Ligen den Protest der eigenen Spieler sogar unterstützen (Stichwort NBA), wird das in der NFL gar nicht gern gesehen.

Neuer Diskurs

Die Fans wollen ihren Sport genießen und dabei stören Spieler wie Kaepernick eben. Sogar Nate Boyer fing sich einen Shitstorm ein, als er die Proteste seiner Kollegen verteidigte. Dabei vereint der Ex-Soldat, der für kurze Zeit bei den Seattle Seahawks aktiv war, gleich zwei patriotische Merkmale: Militär und Football. Jemand wie Boyer ist in den Staaten eigentlich unantastbar.

Doch in der NFL ticken die Uhren noch ein wenig anders. Trotzdem könnte sich der Diskurs, pünktlich zur neuen Saison, erneut festsetzen. Dieses Mal sogar ziemlich hartnäckig. Und das liegt an ihm: Michael Bennett, Defensive End der Seattle Seahawks.

Im Rahmen des Boxkampfes zwischen Floyd Mayweather und Conor McGregor, wurde der Verteidiger Opfer von Polizeigewalt. Ein Video zeigt Bennett wie er am Boden liegt. Während ihm Handschellen angelegt werden, beteuert er seine Unschuld: "Ich habe nichts getan, Mann." In einem auf Twitter veröffentlichten Brief beschreibt er die Geschehnisse aus seiner Sicht.

"Werde ich sterben, einfach nur weil ich schwarz bin?"

Demnach habe er auf dem Rückweg zum Hotel geglaubt Schüsse zu hören und sei, wie viele andere auch, gerannt um sich in Sicherheit zu bringen. Daraufhin hätten ihn mehrere Polizisten eingekreist und zum hinlegen gezwungen. "Als ich mich hingelegt hatte, hielt einer von ihnen seine Waffe an meinen Kopf und warnte mich, dass er falls ich mich bewegen würde meinen Kopf wegpusten würde", schrieb Bennett. "Alles woran ich denken konnte war: 'Werde ich sterben, einfach nur weil ich schwarz bin?'"

Anders als Kaepernick ist Bennett sportlich unumstritten. Bei den Seahawks ist er eine feste Größe und wird so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden. Die Sportseite "The Undefeated" gab dem 31-Jährigen zuletzt den Titel eines "sportlichen Aktivisten verkleidet als Football-Star". Den aktuellen Präsidenten Donald Trump kritisierte er öffentlich für dessen frauenverachtende Kommentare in einem Video, welches 2016 aufgetaucht war.

"Jeden Tag wirft ein weißer Quarterback den Ball zu einem schwarzen Receiver"

Und tatsächlich war Bennett auch einer der Sportler, die sich Kaepernicks Protest anschlossen und während der Hymne knieten. Nach den jüngsten Vorfällen wird er diesen Protest wahrscheinlich weiterführen. "Ich war immer überzeugt, dass das Protestieren und das Einstehen für Gerechtigkeit einfach richtig ist", schrieb er an das Ende seines Beitrages.

Bis auf einige Ausnahmen aber kommen die Protestchöre nach wie vor aus der Ecke der afroamerikanischen Profis. Für Bennett ein Problem, er nimmt seine Kollegen in die Pflicht: "Jeden Tag wirft ein weißer Quarterback den Ball zu seinem schwarzen Receiver. Aber wenn es um Dinge wie Black Lives Matter geht, sprechen sie es nicht an. Wie würde es Amerika verändern wenn Aaron Rodgers oder Tom Brady sagen würden: 'Black Lives Matter'?"

Die NFL könnte es durchaus gebrauchen. Nach wie vor ist die Liga durch und durch republikanisch gefärbt. Während fast 70 Prozent der NFL-Profis schwarz sind, gibt es unter den 32 Teambesitzern lediglich einen nicht-weißen: Den Pakistan-Amerikaner Shahid Khan.

Und letztlich geht es Menschen wie Michael Bennett nur um eine Sache: "Gleichheit." Eigentlich nicht viel verlangt und doch geht es um alles.

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