Philipp Raimund war kaum einzufangen, die Jubelschreie des Oberstdorfers übertönten selbst den ohrenbetäubenden Lärm im Skisprung-Tollhaus von Wisla: Mit Platz zwei hat Raimund am Samstag sein bestes Weltcup-Ergebnis egalisiert - und gut drei Wochen vor Beginn der Vierschanzentournee seinen Status als deutsche Nummer eins untermauert. "Ja, Mann!!!", brüllte er deshalb völlig gerechtfertigt.
"Nach dem zweiten Sprung habe ich kurz gedacht, dass es für den Sieg reichen könnte. Aber auch so kann ich sehr happy sein", sagte Raimund. "Ich bin sehr, sehr zufrieden mit dem zweiten Platz vom Philipp, sein zweiter Sprung war richtig toll", meinte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF. Und sagte mit Blick auf den Tagessieger achselzuckend: "Dass Domen Prevc besser war, müssen wir eben akzeptieren."
Nur dem überragenden Slowenen musste sich Raimund auf der Adam-Malysz-Schanze in Schlesien im Kampf um seinen ersten Weltcupsieg beugen. Nach Sprüngen auf 129,0 und 130,5 m (279,4 Punkte) fehlten dem 25-Jährigen knapp vier Meter zu seinem Premieren-Erfolg. Weltmeister Prevc sicherte sich seinen zehnten Karriere-Erfolg souverän mit Sprüngen auf 136,0 und 130,0 m (286,2). Dritter wurde der japanische Olympiasieger Ryoyu Kobayashi (267,2).
Raimund hatte bereits auf der dritten Weltcup-Station im schwedischen Falun mit Platz drei geglänzt. Zuletzt hatte er dann aber im finnischen Windchaos als 34. den zweiten Durchgang verpasst.
Starker Fünfter wurde am Samstag Felix Hoffmann (265,7). Der deutsche Überraschungsmann zeigte erneut keinen Wackler, in keinem der bisherigen sechs Saisonspringen war er schlechter als Rang zwölf und dürfte für die am 29. Dezember beginnende Vierschanzentournee gesetzt sein.
Routinier Pius Paschke kam nach einem starken zweiten Sprung auf Rang 17. "Alles in allem war es okay, ich mag die Schanze sehr gerne. Es macht Spaß", sagte Paschke. Der 35-Jährige hatte im Vorjahr bei seinem sagenhaften Siegeszug durch die ersten Saisonwochen auch eines der beiden Springen in Wisla gewonnen.
Wellinger enttäuscht erneut
Der zweimalige Olympiasieger Andreas Wellinger schied als 39. im ersten Durchgang aus. Wellinger hatte schon am Freitagabend als 43. in der Qualifikation enttäuscht. "Es ist im Moment eine Tüftelei. Ich weiß, wo ich hin will, es funktioniert aber nur punktuell", sagte der Ruhpoldinger, der in Wisla den Schanzenrekord hält (144,5 m/2024).
Noch in der Vorausscheidung war Karl Geiger abgestürzt. Der Ex-Weltmeister verpasste mit Platz 56 den Wettkampf der besten 50. Zuletzt war der Oberstdorfer vor knapp acht Jahren in einer Weltcup-Quali gescheitert, Anfang 2018 beim Fliegen in Planica. Auf einer regulären Großschanze lag der letzte Patzer des so verlässlichen Geiger auf den Tag genau elf Jahre zurück (2014 in Lillehammer).
"Das war ein ganz schön großer Rückschritt. Das habe ich nach dem Training zu Hause nicht erwartet, das ärgert mich richtig", sagte Geiger.
Am Sonntag (14.25 Uhr/ZDF und Eurosport) wird in Wisla ein weiterer Einzelwettkampf ausgetragen, am folgenden Wochenende steht das erste deutsche Weltcup-Heimspiel in Klingenthal an.