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Ovtcharov exklusiv: "Es war einfach der Wahnsinn!"

Dominieren derzeit die Tischtennis-Welt: Dimitrij Ovtcharov (r.) und Timo Boll
Dominieren derzeit die Tischtennis-Welt: Dimitrij Ovtcharov (r.) und Timo Boll
Foto: © Christian Schroedter
05. Dezember 2015, 09:19
sport.de
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Im zweiten Teil des großen sport.de-Interviews spricht Deutschlands bester Tischtennisspieler Dimitrij Ovtcharov über die Neuerungen im Tischtennis, die Grand Finals in Astana und die bevorstehende Mannschafts-WM im Frühjahr 2018.

Sie haben zuletzt auch über sich selbst geschrieben, noch nie so stark wie aktuell gewesen zu sein. Was hat sich in Ihrem eigenen Spiel konkret verbessert?

Jeder von uns trainiert sehr hart und fleißig und überlegt, wie er sein Spiel noch besser machen kann. In der Weltspitze geht es da um Nuancen. Ich habe mich in den letzten Monaten viel mit dem Spiel beschäftigt, da wir ja auch einige Regeländerungen in der letzten Zeit hatten sowie seit 2014 einen neuen Ball, der stetig verändert und entwickelt wird. Ich glaube, ich habe mittlerweile den Dreh ganz gut heraus, wie ich mit dem Ball am besten umgehen sollte.

Was hat sich durch das neue Spielgerät denn technisch verändert?

Der Ball hat jetzt weniger Spin als früher. Die einzelnen Rallyes sind dadurch länger geworden. Für den Zuschauer ist das sicherlich schöner. Ich habe mich mittlerweile ganz gut darauf eingestellt. Früher habe ich immer versucht, ziemlich schnell und direkt auf den Punkt zu gehen. Das funktioniert mit dem neueren Ball wesentlich schlechter, weil er sehr oft wieder zurück kommt und ich dann nicht mehr auf Position bin. Ich versuche also, etwas an der Power rauszunehmen und dafür mehr an meiner Schnelligkeit zu arbeiten. Aktuell klappt das ziemlich gut. Außerdem habe ich noch meine Beinarbeit am Rückschlag etwas verändert, damit ich im Nachgang besser zu den Bällen stehe.

Sie und Timo Boll liegen was die derzeitigen Kräfteverhältnisse und die Form anbelangt vor der versammelten Konkurrenz aus China. Durchlebt das Vorzeige-Land des Tischtennis aktuell eine sportliche Krise und wenn ja, warum?

Man darf bloß nicht den Fehler machen und die Chinesen jetzt unterbewerten. Ich rechne schon kurzfristig damit, dass sie ganz stark zurückkommen werden. Es ging zuletzt einfach super eng zu. Wenn wir unsere Spiele knapp gegen die Chinesen verloren hätten, wäre das alles etwas hinten runter gefallen. Die Generation, die in China derzeit hinter den Top-Stars um Ma Long nachrückt, kann noch nicht an die Leistungen dieser Superspieler anknüpfen. Das war in der Vergangenheit vielleicht anders, als da eine super Generation auf die nächste Folge.


Der absolute Fokus: Dimitrij Ovtcharov im Spiel gegen Fan Zhendong

Nach den riesigen Erfolgen aus den letzten Jahren sind die Chinesen vielleicht auch ein bisschen müde. Es gab bei Ihnen außerdem internen Streit, nachdem ihr Cheftrainer abgesetzt wurde. Das sind vielleicht alles ein paar Gründe dafür, warum sie das Momentum derzeit nicht auf ihrer Seite haben.

Vom 14. bis 17. Dezember stehen in Astana wie angesprochen die Grand Finals des Weltverbandes als letzter Höhepunkt auf dem Plan. Welchen Stellenwert hat das Turnier nach Ihren schon riesigen Erfolgen 2017 noch für Sie?

Ich war bislang einmal Zweiter bei den Grand Finals, das war schon eine große Sache. Die Finals sind mit einer Millionen Dollar Preisgeld das höchstdotierte Turnier bei uns. Allein finanziell hat das schon einen großen Reiz. Sportlich gesehen ist es nach Olympia, der WM und dem World Cup wohl das wichtigste Turnier bei uns. Wir werden also schon zusehen, dass es möglichst weit geht.

Darüber hinaus sind Sie vom ITTF nominiert worden für den wichtigsten Award Ihrer Sportart, den "Male Star of Table Tennis", der ebenfalls in Astana verliehen wird. Welche Bedeutung hätte die Auszeichnung für Sie?

Bei so vielen Legenden und starken Konkurrenten auf der Nominierungsliste wäre das natürlich eine riesengroße Anerkennung für mich. Ich habe viel gewonnen in diesem Jahr und hoffe darauf, dass das honoriert wird.

Eine echte Alternative zu Ihnen gibt es doch in diesem Jahr gar nicht…

Ich habe vielleicht die meisten Titel gewonnen, darunter auch sehr wichtige. Trotzdem ist Ma Long Einzelweltmeister geworden, was der mit Abstand wichtigste Titel in diesem Jahr war. Von daher gehe ich von einem knappen Rennen aus.

Im Frühjahr 2018 steht dann als erstes großes Highlight des Jahres die Mannschafts-WM auf dem Plan. Was haben Sie sich mit dem deutschen Team für Ziele in Halmstad gesteckt?

Seit dem ich in der Nationalmannschaft spiele, haben wir es dreimal ins Finale geschafft und alle drei Endspiele verloren. Nach den letzten Monaten haben wir viel Selbstvertrauen gesammelt, vielleicht noch einmal so weit zu kommen und es dann auch zu reißen. Wir machen uns da aber keinen Druck, die Chinesen bleiben der große Favorit. Ich glaube aber ehrlich gesagt daran, dass es im nächsten Jahr passieren kann mit dem Mannschafts-WM-Titel. Aber es wird sehr schwer!

>>>Hier geht's zurück zum ersten Teil des großen Exklusiv-Interviews mit Dimitrij Ovtcharov

Das Gespräch führte Mats-Yannick Roth

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