"Auch wenn ich die Entscheidung nicht teile, habe ich diese natürlich zu akzeptieren", kommentierte Benedikt Höwedes seine überraschende Absetzung als Kapitän des FC Schalke 04 durch Neu-Coach Domenico Tedesco. Worte, die Höwedes' Abschied von seinem Herzensklub einläuteten. Der Weltmeister wechselt nach 16 Jahren in Königsblau zu Juventus. Bleibt die Frage: Warum wagt Tedesco diesen Drahtseilakt? Ein Kommentar.
Klar, der junge Trainer setzt ein Zeichen: Obwohl sich seine einzigen Erfahrungen im Profibereich auf drei Monate an der Seitenlinie des FC Erzgebirge Aue beschränken, fällt er die Entscheidungen im Schalker Haifischbecken, das seit Jahren reihenweise Trainer verschlingt.
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Rückendeckung erhielt der 31-Jährige zwar von Manager Christian Heidel. Dieser gestand zwar ein, es sei "vielleicht an der Zeit für eine Veränderung" gewesen, aber unterstrich auch, die Entscheidung sei eine "alleinige des Trainers." Kurz: Tedesco hat entschieden, Tedesco trägt die Verantwortung.
Dessen Begründung, er wolle nicht, dass sich das Team länger hinter Höwedes verstecken könne, wirkt fadenscheinig. Tedesco ließ den Nationalspieler meist auf der Bank schmoren - nicht der beste Ort, an dem Mitspieler hinter Höwedes Schutz suchen könnten.
(K)eine Frage der Taktik
Es mag sein, dass Höwedes nicht ins taktische Konzept Tedescos passt. In seinen zehn Jahren bei den Schalker Profis hat der 29-Jährige allerdings bewiesen, dass er in der Lage ist, sich anzupassen. Nicht zuletzt war das auch ein Grund dafür, dass Bundestrainer Joachim Löw beim WM-Titel 2014 und der EM 2016 auf Höwedes setzte.
Seine Fähigkeit, neue Spielideen zu adaptieren, wird Höwedes jetzt beim Serie-A-Giganten Juventus Turin unter Beweis stellen müssen. Den schweren Abschied aus seiner fußballerischen Heimat dürften ihm dabei Champions-League-Kracher gegen den FC Barcelona und die Aussicht auf seinen ersten nationalen Meistertitel versüßen.
Thema Höwedes wird Schalke begleiten
Tedesco wird der Wechsel des einstigen Stabilisators hingegen immer wieder vor Probleme stellen. Sollte die Abwehr wackeln oder es im Mannschaftsgefüge der Königsblauen krachen, wird das Thema Höwedes aus der Schublade gekramt.
Einen Vorgeschmack gab es nach der 0:1-Pleite gegen Hannover 96, als die S04-Fans trotzdem feierten - und zwar Höwedes. Der saß allerdings nur auf der Bank.
Sein Abgang ist für Schalke und Tedesco ein hausgemachter Drahtseilakt.
Marc Affeldt




























